Musik, Film & Buch

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    Es gibt 219 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Hexlein.

      Schottendisco – Ausflug in die 80er Jahre



      Mit seinem Romandebüt SCHOTTENDISCO entführt der gebürtige Glaswegian David F. Ross seine Leser in die frühen 1980er Jahre. Genauer gesagt in das kleine Küstenstädtchen Kilmarnock im Norden Ayrshires. Mit Witz und Esprit beschreibt er das nicht ganz unkomplizierte Leben einer einfachen, typischen Arbeiterfamilie, deren pubertierender Nachwuchs sich nicht mit der vermeintlichen Ausweglosigkeit ihres Milieus und der wirtschaftlichen Misere, ihrer eigenen wie der des Landes zufrieden gibt und einfallsreich nach möglichen Lösungen sucht.

      Die Begeisterung für die Musik dieser Epoche bringt die Protagonisten auf den Gedanken, mittels einer mobilen Diskothek Geld zu verdienen, möglichst ein paar weibliche Fans zu gewinnen und zu versuchen, den gesellschaftlichen Status nachhaltig aufzubessern. Mit jugendlicher Unbekümmertheit und einer gehörigen Portion Elan gehen sie ans Werk, nichtahnend, dass sie dabei dem etablierten regionalen Platzhirschen in Sachen Unterhaltung und Entertainment gehörig in die Parade fahren, welcher daraufhin mit mafiosen Methoden und reichlich krimineller Energie die unerwartet aufkeimende Konkurrenz zu verdrängen sucht.

      Spontane Lacher beim Lesen angesichts einer ausgefeilt nuancierten Situationskomik sorgen für die humorigen Elemente des Buches, das aber gleichzeitig auch eine Menge nachdenklicher, ja melancholischer Töne beinhaltet und damit ein wirklich authentisches Bild einer turbulenten Zeit widerspiegelt. Der ältere, beim Militär dienende Bruder wird nämlich zum Einsatz und Kriegsspiel auf die Falkland-Inseln abkommandiert. Margaret Thatcher, wohl umstrittenste Regierungschefin im Vereinigten Königreich, konnte mit den zynischen Aktionen am argentinischen Außenposten erfolgreich von den innenpolitischen Problemen ablenken. David Ross zitiert die >eiserne Lady< entsprechend ein ums andere Mal und verweist im Handlungsablauf auf die unmittelbaren, schicksalhaften Auswirkungen auf die Menschen ihres Landes.

      Ross trifft wortgewandt, zuweilen etwas zotig, aber stets ausgesprochen kurzweilig den Nerv der Zeit vor nunmehr bald 40 Jahren. Er weckt durch die zitierten Bands und Musikstücke der Rock- und Pop-Historie beim etwas reiferen Leser eigene Erinnerungen und Erlebnisse an diese Zeit und vermittelt dem jungen Leser, wie es gewesen ist, als man sich noch nicht mit dem Mobiltelefon die Welt auf den digitalen Bildschirm holen konnte und zerbrechliche schwarze Scheiben, die interessanterweise gerade eine Renaissance erleben, für das Erklingen von Musik zwingend notwendig waren.

      David F. Ross: »Schottendisco«, aus dem Englischen von Kristian Lutze, Heyne Hardcore, München 2016, 336 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-453-27040-4

      Im Monat Mai verlost der SchottlandBerater 5 Exemplare dieses 330-seitigen Debütromans von David F. Ross. Für die Teilnahme an diesem Gewinnspiel hat Wilfried Klöpping, der SchottlandBerater, eine ganz persönliche Bitte. Ihm ist es gelungen, den YouTube-Kanal >Schottland< zu reservieren, aber um auch die entsprechende Webseite (URL) von YouTube zugewiesen zu bekommen, benötigt er insgesamt 500 Abonnenten für diesen Kanal. Er würde sich also darüber sehr freuen, wenn alle Schottlandfreunde und Teilnehmer an seinen monatlichen Gewinnspielen, seinen Schottland-YouTube-Kanal abonnieren würden. Bitte schicken Sie dann - wie gewohnt - einfach eine Email an den SchottlandBerater mit dem Stichwort >Schottendisco - YouTube< unter Angabe Ihrer vollständigen postalischen Anschrift - für den Fall, dass Sie gewinnen! Der Einsendeschluss ist der 31. Mai. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
      Für Ihre Teilnahme an dieser Aktion geht es hier direkt zu seinem YouTube-Kanal! Für Ihre anschließende Email-Mitteilung zum Gewinnspiel verwenden Sie am besten - wie gewohnt - diese Kontakt-Funktion auf der Webseite des SchottlandBeraters.

      Quelle: Der Schottlandberater


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Todesströmung – schottischer Thriller




      Eric Arthur Blair zog sich in die Einsamkeit der Hebrideninsel Jura zurück, um an seinem literarischen Werk zu schreiben, das ihm Weltruhm einbringen sollte und aktuell wieder einmal in den Bestsellerlisten zu finden ist, dank der gewöhnungsbedürftigen und unkalkulierbaren Politik des derzeitigen amerikanischen Präsidenten. Im abgelegenen Barnhill Cottage verfasste er, besser bekannt unter seinem Pseudonym George Orwell, den Klassiker 1984. Thomas Kastura alias Gordon Tyrie wählte Jura für die Handlung seines packenden Thrillers >Todesströmung< und erinnert in einigen Passagen an die einstige Anwesenheit Orwells, so etwa bei der Darstellung des ebenso mystischen wie furchterregenden Meeresstrudels »Corryvreckan« zwischen der Nordspitze Juras und der Insel Scarba. Orwell und sein Sohn wären nämlich selbst beinahe im Sog des Strudels umgekommen.

      Einfühlsam und kenntnisreich beschreibt Tyrie die Abgeschiedenheit und raue landschaftliche Faszination der Insel sowie das Leben der Menschen dort, die zwangsläufig eigenbrötlerische Züge annehmen, aber sich durchaus als Gemeinschaft verstehen und zu helfen wissen. Denn ihre Ruhe ist vorbei, als drei Auftragskiller aus Glasgow auf der Hebrideninsel vor ihren Verfolgern Deckung suchen, vor einem mehr oder weniger offen ausgetragenen Bandenkrieg und korrupten Autoritäten. Doch ihre Tarnung wird aufgedeckt, es entsteht ein intensiver, stets überraschender Spannungsbogen zwischen den Charakteren, der unterschwellige Emotionen erzeugt und den Leser Sympathien selbst für einen vermeintlich eiskalten Mörder entwickeln lässt.

      Das mit Leichen gepflasterte Szenario wäre der Handlung eines James Bond Blockbusters würdig, allerdings ohne dessen künstliche Übersteigerungen. Im Kopfkino ist der Film längst fertig. Er wirkt authentisch und nachvollziehbar, als wäre man unmittelbar am Geschehen beteiligt, kann den Atem der Verfolger schon im Nacken spüren. Da treffen Aussteiger, verkopfte Wissenschaftler, Berufskriminelle und geldgierige Finanzhaie, die skrupellos ihre Ziele verfolgen, aufeinander. Einmal angefangen, legt man das Buch nur noch ungern beiseite. Es fesselt, trotz manch blutiger, mithin unschöner Details, und nimmt mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle begleitet von der Hoffnung, dass doch alles ein möglichst glückliches Ende nimmt.

      Gordon Tyrie – Todesströmung, Klappenbroschur, Droemer Taschenbuch, 384 S., ISBN: 978-3-426-30650-5, EUR 14,99

      Quelle: Der Schottlandberater

      Sunset Song - Lied vom Abendrot




      Schon der Cover-Text des Buchs >Lied vom Abendrot< (Originaltitel: »Sunset Song«) stimmt auf die Landschaft ein, in der die Erzählung des schottischen Schriftstellers Lewis Grassic Gibbon eingebettet ist – die Mearns. Dieser Landstrich südlich von Aberdeen, zwischen Nordseeküste und Grampian Mountains, ist einerseits von felsiger Küstenlandschaft, andererseits von uraltem Acker- und Weideland geprägt. Verstreut zwischen Feldern, Hügeln und Wäldern liegen stille Dörfer und Farmen. Auch in der Hauptsaison bleiben sie weitgehend unberührt von den Besucherströmen, die es zu den Touristenmagneten der Central und Northern Highlands oder der Westküste zieht.

      In dieser Region ist man stolz auf das literarische Erbe, das Lewis Grassic Gibbon hinterlassen hat. Das kleine, freundliche Grassic Gibbon Centre in Arbuthnott, ein Weiler nahe der Ortschaft Inverbervie, pflegt das Andenken an Leben und Schaffen des Autors. Den Pseudonym Lewis Grassic Gibbon nahm er erst spät mit der Veröffentlichung von Sunset Song an. Vorangegangene Werke publizierte er unter seinem realen Namen, James Leslie Mitchell.
      Hier in Arbuthnott wuchs er Anfang des 20. Jahrhunderts als Sohn eines Pachtbauern auf. Vom Grassic Gibbon Centre aus führt eine Wanderung durch sanftes Hügelland zu der ehemaligen Farm Bloomfield, auf der er einen Großteil seiner Kindheit verbracht hat. Heute befindet sich auf dem Anwesen ein Ferienhaus.

      Nach Verlassen der Schule fand Grassic Gibbon zunächst Arbeit als Journalist in Aberdeen. Später schrieb er Reiseberichte, Essays, Kurzgeschichten und Romane. Die harte Realität der Landarbeit, die Begegnung mit den Lebensbedingungen schottischer Arbeiter und der Militärdienst im Ersten Weltkrieg gaben seiner schriftstellerischen Tätigkeit eine sozialkritische und pazifistische Orientierung. Sunset Song ist sein bekanntestes Werk und erschien 1932 als erster Band der Trilogie »A Scots Quair« (Ein schottisches Buch), die er 1934 kurz vor seinem frühen Tod im Alter von knapp 35 Jahren vollendete.

      Sunset Song erzählt die Geschichte der jungen Chris Guthrie, Tochter eines Kätners, der sich mit seiner Familie in den Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in den Mearns ansiedelt. Chris steht aufgrund ihrer Schulbildung eine Zukunft als Lehrerin offen. Gleichzeitig fühlt sie sich der traditionellen, wenn auch entbehrungsreichen, Lebensweise ihrer Familie verbunden. Die Erzählung zeichnet diesen inneren Konflikt einfühlsam nach, den Chris für sich schließlich zugunsten einer Existenz auf der heimatlichen Farm löst. Die Handlung des Romans ist an fiktiven Orten wie dem Dorf Kinraddie, aber auch an realen Schauplätzen wie Stonehaven, Dunnottar Castle und der Gegend um Inverbervie angesiedelt. Die Erzählsprache erwächst aus dem Leben der Menschen in diesem Land und seinen oft rauen Bedingungen. Trotz aller Regionalität beschreibt Sunset Song jedoch keine Heimatidylle. Vielmehr zeigt Grassic Gibbon mit scharfem Realismus die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs, die auch das Leben der Menschen in diesem scheinbar abgeschiedenen Winkel Schottlands ergreifen und verändern.

      2016 suchte die BBC mittels einer Umfrage Schottlands beliebtestes Buch. Sunset Song schlug alle Konkurrenten aus dem Feld, darunter Lesehits wie >Die Abenteuer des Sherlock Homes<, >Die 39 Stufen< oder >Trainspotting<.
      Wer die Begeisterung der Schotten für ihr Lieblingsbuch nachempfinden möchte, dem sei die Übersetzung von der Autorin und Literaturübersetzerin Esther Kinsky ans Herz gelegt, die sich durch sprachliches Feingefühl und einen lebendigen, authentischen Erzählton auszeichnet. Der Guggolz-Verlag in Berlin, Spezialist für verborgene Literaturschätze, hat das Werk im März 2018 herausgegeben. Als ansprechend gestaltete, handliche Hardcover-Ausgabe ist >Lied vom Abendrot< ein wertvoller literarischer Begleiter bei Streifzügen durch eine ganz besondere Region Schottlands – den Mearns.

      Quelle: Der Schottlandberater

      Chvrches: Sauberer Synthie-Pop aus Schottland

      Die Liebe ist tot. So lautet zumindest der übersetzte Titel des neuen Album des schottischen Trios Chvrches.

      Ob Sängerin Lauren Mayberry, Iain Cook und Martin Doherty Musik machen, obwohl, oder gerade weil die Liebe ausgegangen ist, lässt sich allerdings nur schwer sagen. Denn teils düstere Textzeilen über Religion, Flucht, Sexismus und eben Liebe treffen bei "Love Is Dead" durchaus auf Gute-Laune-Melodien.

      Chvrches sind eine Band des digitalen Zeitalters: Als sie sich vor Rund sechs Jahren zusammenfanden waren sie vor allem in Blogs und Tumblrs ein Thema. Auch die Schreibweise des Bandnamen macht deutlich, dass die drei die Suchmaschinen zu eindeutigen Ergebnissen statt Vorschlägen für Kirchenchöre führen wollen.

      Das mittlerweile dritte Album der Gruppe ist perfekt produzierter Synthie-Pop. Vielleicht etwas zu perfekt. Grammy-Gewinner Greg Kurstin, der etwa für Adeles "Hello" verantwortlich war, hat einen Großteil der Stücke mitproduziert. Schnitzer sucht man auf dem Album genauso vergebens wie ernsthafte Überraschungen.

      Es fehlt deshalb aber nicht an radiotauglichen Stücken oder an Material für die zig Festivals, auf denen das Trio auch in diesem Sommer fast als Headliner spielen wird. Das beweist schon die von Mayberrys kindlicher Stimme getragene Hymnen-Single "Miracles".

      Quelle: t-online


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      „Snow Patrol“: Tour-Termine 2019

      Die Indie-Rocker aus Schottland sind zurück! Nach sieben Jahren Pause geben „Snow Patrol“ wieder richtig Gas: Am 25. Mai kam ihr neues Studioalbum „Wildness“ raus und damit gehen die Jungs auch auf Tournee. Zwar erst im Januar kommenden Jahres, dafür gibt es dann aber immerhin fünf Gigs in Deutschland.

      Auf „x-why-z.eu“ sind die aktuellen Termine veröffentlicht, Tickets gibt es in Kürze.

      Das sind die Konzert-Termine 2019:

      15.01. Hamburg, Barclaycard Arena
      16.01. Berlin, Velodrom
      18.01. München, Zenith
      20.01. Oberhausen, König-Pilsener-Arena
      08.02. Frankfurt, Jahrhunderthalle


      Quelle: LooMee TV


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Modern Studies: Frischer Wind für den Schotten-Folk

      Das erste Album der schottischen Chamber-Folk-Truppe Modern Studies vor gut einem Jahr war schon ungewöhnlich genug. Um den Klang eines uralten Harmoniums herum bauten Sängerin Emily Scott und ihre Mitstreiter eine regelrechte "Wall of Sound" mit erhabenen Stimmen und faszinierenden Stimmungen.

      Das zweite Werk der Band ist nun ebenso eigenartig - und sogar noch besser. Man merkt "Welcome Strangers" (wieder erschienen beim feinen britischen Indie-Label Fire) an, dass Modern Studies ihren Reifeprozess im Vergleich zum Debüt "Swell To Great" (2016) vorangetrieben und ihre Musik weiter verfeinert haben.

      Der zunächst traditionell-altertümliche Brit-Folk erhält gelegentlich einen sinfonischen oder gar spannungsvoll avantgardistischen Dreh, etwa im Crescendo von "Fast As Flows". Ein purer Popsong wie "Phosphene Dream" indes hätte einst auch Fairport Convention und Sandy Denny zur Ehre gereicht.

      Mit einer Vielzahl von Saiteninstrumenten, Bläsern und Chorälen setzen Modern Studies auf Überwältigung. Im Mittelpunkt dieser Strategie steht neben den sich wunderbar umschlingenden Stimmen von Keyboarderin Scott (kristallin hell) und Gitarrist Rob St. John (dunkel raunend) das vielköpfige Streicher-Ensemble The Pumpkinseeds unter der Leitung von Produzent Pete Harvey.

      Falls der Name hier jemandem bekannt vorkommt: Auch beim grandiosen Erstling "Black River Promise" des Edinburgher Indie-Projekts Lomond Campbell (2017) hatten die "Kürbissamen" ihre Geigen, Bratschen und Celli im Spiel - und den typisch schottischen Sound maßgeblich geprägt. Da scheint sich also einiges zu tun im Norden Großbritanniens. Frischer Wind für den Folk aus den Highlands.


      Quelle: t-online.de


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



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      ELLIOTT ERWITT : Jenseits des Tweed

      Von großen Gefühlen und kleinen Schwächen: Elliott Erwitt hat sich zum neunzigsten Geburtstag sein eigenes Geschenk gemacht – einen Bildband über Schottland.

      Die Frage, was sich geändert hat, seit er Ende der vierziger Jahre ernsthaft zu fotografieren begann, beantwortet Elliott Erwitt wie aus der Pistole geschossen: die Autos im Hintergrund. Aber es gibt kaum welche in seinen Bildern, sonst nicht und auch nicht hier, in einem Band über Schottland, der in diesen Tagen erschienen ist, gleichsam als Geschenk zu Erwitts neunzigstem Geburtstag am heutigen Donnerstag. Ein halbes Dutzend Wagen zählt man mit Ach und Krach in diesem Buch. Und damit ist auch schon erklärt, worum es Elliott Erwitt zu tun ist: um Momente von Zeitlosigkeit. Was zunächst verblüfft bei einem Fotografen, der zu den bedeutendsten Bildjournalisten der vergangenen siebzig Jahre zählt, der früh in die legendäre Bildagentur Magnum geholt wurde, immer mal wieder deren Präsident gewesen ist und dessen Werk vor ikonischen Aufnahmen buchstäblich überquillt, wie sich in einem zweiten, opulenten Bildband, der ebenfalls in diesen Tagen neu erscheint, unschwer feststellen lässt: „Personal Best“.

      Absurditäten des Alltags

      Was Erwitt an der Gegenwart interessiert, ist immer nur das Allgemeingültige. Das lenkte seinen Blick in Schottland auch auf die großartigen Landschaften der Highlands oder kleine Häuschen am Straßenrand. Wichtiger jedoch sind ihm von jeher die großen Gefühle und die kleinen Schwächen der Menschen, gern eingebettet in gewisse Absurditäten des Alltags, treffender noch vielleicht: Schrulligkeiten. Die sind unübersehbar, wenn in der Burg von Edinburgh ein Besucher seinen Kopf in ein Kanonenrohr steckt. Aber sie verlangen auch nach Instinkt – oder einem guten Reiseführer –, um in Glasgows ältesten Fish-’n’-Chips-Shop zu landen, dessen Besitzer Luigi Corvi während der Zubereitung Arien schmettert. Elliott Erwitt schaute bei etlichen Hochzeiten vorbei, saß im Pub zwischen musizierenden Gästen, verbeugte sich vor dem Denkmal des Terriers Bobby, von dem es heißt, er habe vierzehn Jahre lang das Grab seines ehemaligen Herrchens nur verlassen, um zu fressen, bis er 1872 selbst verstarb, und er machte Halt an der wohl kuriosesten Bushaltestelle der Welt: einem Unterstand bei Unst auf den Shetland-Inseln, der im Laufe von Jahren immer perfekter möbliert worden ist – mit Sofa und Tisch zunächst, einem Fernseher später und jetzt auch einem Sekretär.

      „Elliott Erwitt’s Scotland“ ist kein Länderporträt, sondern das Bildertagebuch einer Reise, die Erwitt 2012 unternommen hat, im Alter von vierundachtzig Jahren. Da mögen andere kaum noch aus dem Sessel kommen, er hingegen ist schnell genug, um Kinder im Sprung einzufangen oder den arroganten Blick einer Möwe. Nicht Schnappschüsse nennt er diese Bilder, sondern Grapschschüsse. Und dann, vielleicht nicht am Ende der Reise, aber gegen Ende des Buchs, präsentiert Elliott Erwitt die Sensation, auf die andere Fotojournalisten ein Leben lang vergebens warten: Nessie streckte für ihn den Kopf aus Loch Ness. Doch ausgerechnet in diesem Moment hatte Elliott Erwitt die Schärfe falsch eingestellt.

      Quelle: Frankfurter Allgemeine


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Elliott Erwitt und sein schottisches Abenteuer

      Niemand kann Schottland humorvoller in Szene setzen als der Magnum-Fotograf Elliott Erwitt. 2013 reiste der Meister der Schwarz-Weiß-Fotografie noch einmal durch das Land und hielt zufällige Begegnungen fest.

      Er traf Marilyn Monroe und Grace Kelly, fotografierte die Beerdigung John F. Kennedys und das Kalte-Krieg-Treffen zwischen Richard Nixon und Chruschtschow. Der in New York lebende Magnum-Fotograf Elliott Erwitt ist seit 1953 im Geschäft, ein Meister der Schwarz-Weiß-Fotografie.

      Wenn er etwas zeigt, dann wird es ganz große Kunst. Und weil er immer noch gerne „wie ein Besessener“ reist, auch wenn es ihm etwas schwerer fällt, hat er noch einmal Schottland besucht. Was für eine Leistung, da war er 85 Jahre alt. 33 Tage lang reiste er durchs Land, fotografierte 2013 mit seiner Leica-Kamera zufällige Begegnungen in Edinburgh, Inverness, Glasgow, in den Highlands und auf den Inseln.

      Traf den Opernarien schmetternden Luigi, Besitzer der ältesten Pommesbude von Glasgow. Wartete so lange vor einer mittelalterlichen Kanone am Edinburgh Castle, bis zufällig eine Touristin ins Kanonenrohr lugt. Fotografierte Dudelsackspieler bei den Highland Games, tanzende Puppenköpfe im Foyer der Art Gallery von Glasgow, Angler und Schäfer auf den Weiden. Fotograf Elliott Erwitt nennt diese Reise „sein großes schottisches Abenteuer“.

      Elliott Erwitts Fotografien setzen Schottland ein Denkmal

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      Pünktlich zum 90. Geburtstag sind nun seine großartigsten Bilder in dem neuen Bildband „Elliott Erwitt’s Scotland“ zusammengestellt. Getreu seinem Motto „Ein Bild sollte man anschauen – nicht darüber reden“ lässt Erwitt lieber andere zu Wort kommen.

      So kommentiert der schottische Schriftsteller Alexander McCall Smith diese einzigartige Fotosession: „So ist dieses Land. So fühlt es sich wirklich an. Das Schottland, das er freilegt, ist das Land, das ich kenne.“ Eine Reise in Bildern, die Schottland ein Denkmal setzt.
      Und Schottlands Hunde dürfen darin auch nicht fehlen, natürlich. Denn Elliott Erwitt liebt nicht nur das Reisen, sondern auch Hunde. Legendär sind seine fünf Hundebände – von „Son of Bitch“ (1974) bis „Dogs“ (2008).

      Nachdem sein Cairn Terrier (natürlich ein Schotte) ausgerechnet kurz vor der Schottlandreise mit 17 Jahren starb, hat Erwitt auch gleich alle zwölf heimischen Hunderassen gesucht und die schönsten Tiere mit ihren Besitzern in Szene gesetzt – vom Gordon Setter bis zum Scottish Terrier.

      Auf seine unverwechselbar humorvolle Weise zeigt der Fotograf das „ziemlich normale“ (Erwitt) Schottland. Da darf natürlich Nessie nicht fehlen. Dafür ging Erwitt in einen Souvenirshop am Loch Ness, kaufte ein Plastikmonster made in China und hielt die Buckel verschwommen vor die Kamera am Seeufer. Nessie lebt, keine Frage.

      „Elliott Erwitt's Scotland“ , Verlag teNeues, 160 Seiten mit 150 Duplex-Fotos, dreisprachig in Deutsch, Englisch und Französisch, 70 Euro, teneues.com

      Quelle: Welt


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Neuer Trailer zu Netflix' Outlaw King mit größeren Schlachten als Game of Thrones

      Der neue Trailer zu Netflix' Outlaw King zeigt Chris Pine als Robert the Bruce, den König der Gesetzlosen, und punktet mit bildgewaltigen Schlachten im mittelalterlichen Schottland.

      Bis uns Game of Thrones in die finale Schlacht führt, müssen wir noch ein ganze Weile warten. Doch Netflix präsentiert uns schon im November mit Outlaw King ein monumentales Historiendrama mit Chris Pine in der Hauptrolle, welches uns die Lust an mittelalterlichen Schlachten warm halten dürfte. Oben könnt ihr euch mit dem neuen Trailer selbst davon überzeugen.
      Um was geht es in Outlaw King?

      Die zentrale Figur der Geschichte ist Robert the Bruce (Chris Pine), welcher sich im 14. Jahrhundert als König der Gesetzlosen für die Unabhängigkeit Schottlands von der englischen Krone einsetzt. Nachdem er William Wallace, den aus Braveheart bekannten Freiheitskämpfer, verraten hat, kämpft er für das schottische Volk, nicht nur gegen die englische Vorherrschaft, sondern auch gegen die katholische Kirche.

      Der echte Robert the Bruce, eigentlich Robert I., herrschte als König der Schotten von 1306 bis zu seinem Tod 1329. Er wurde als Krieger und später als Nationalheld gefeiert und führte Schottland in den ersten Unabhängigkeitskrieg gegen England.

      Regie bei Outlaw King führte der Schotte David Mackenzie, der schon in Hell or High Water mit Chris Pine zusammenarbeitete. In weiteren Rollen sind Ron Donachie (Game of Thrones), James Cosmo (Braveheart) und Florence Pugh (Lady Macbeth) zu sehen. Outlaw King erscheint bereits am 09.11.2018 auf Netflix.

      Quelle: Movie Pilot

      Outlaw King: Das müsst ihr über den Netflix-Film mit Chris Pine wissen

      In Outlaw King sehen wir Chris Pine als Robert the Bruce, den König von Schottland. Doch wer war Robert the Bruce eigentlich und warum lohnt es sich, über ihn einen Film zu drehen? Wir haben für euch in den Geschichtsbüchern gegraben.
      Falls einem der Name Robert the Bruce schon einmal untergekommen ist, dann wahrscheinlich im Oscar-gekrönten Film Braveheart, über den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace. Robert the Bruce wird darin stark fiktionalisiert von Angus Macfadyen in einer Nebenrolle verkörpert. Nun bekommen wir mit Outlaw King von Regisseur David Mackenzie (Hell or High Water) einen Film, der Robert (gespielt von Chris Pine) ins Zentrum der Handlung rückt und sich näher an den historischen Fakten orientiert. Was genau Robert the Bruce zu einer so berühmten Persönlichkeit in der schottischen Geschichte machte, versuchen wir in diesem Artikel zu klären.

      Um was geht es in dem Netflix-Film Outlaw King?
      Outlaw King erzählt die Geschichte von Robert I. (* 1274; † 1329 ), besser bekannt als Robert the Bruce, der von Jahr 1306 bis zu seinem Tod König von Schottland war. Der Outlaw King zeigt seinen Weg zur Krone und seinen Kampf in den Schottischen Unabhängigkeitskriegen. In diesen versuchten nacheinander die englischen Könige Edward I. (gespielt von Stephen Dillane) , Edward II. und Edward III., das Königreich Schottland zu unterwerfen.

      Roberts Anspruch auf den Thron und die erste Ehe
      Roberts Vater Robert Bruce, Earl of Carrick (gespielt von James Cosmo) stammte einer königlichen Linie ab, die bis zum König von Schottland David I. zurückreichen soll und damit Roberts späteren Anspruch auf die Krone Schottlands begründete. 1295 heiratete Robert seine erste Ehefrau Isabella von Mar. Ihre gemeinsame Tochter Marjorie (gespielt von Josie O'Brien) gebar 1316 den zukünftigen König Robert II.

      Weshalb bezeichnet der Film Robert the Bruce als Outlaw (Abtrünnigen)?
      Robert the Bruce schwor 1296 zusammen mit seinem Vater dem englischen König Edward I. die Treue. Ein Jahr später brach er diesen Schwur bereits, als es sich einer Revolte gegen die englische Krone anschloss und die Ländereien von John de Warenne, einem getreuen von Edward I., verwüstete. Wenig später entzog Edward I. Robert seine Herrschaftsrechte.

      Robert the Bruce: Guardian of Scotland
      1298 trat William Wallace von seinem Amt als Guardian of Scotland zurück. Über diesen nicht erblichen temporären Titel übten ihre Träger im Königreich Schottland die Regentschaft aus. In der Folge teilten sich Robert the Bruce und John Comyn (gespielt von Callan Mulvey) das Amt. Da Comyn ebenfalls die Krone Schottlands beanspruchte, bahnte sich ein Konflikt zwischen den beiden an. Diesen versuchte man zu entschärfen, indem man William de Lamberton, Bischof von St Andrews (gespielt von Paul Blair), als dritten neutralen Wächter ins Amt hob.

      Erneute Unterwerfung, zweite Heirat und der Pakt
      Etwa 1302 hatte sich Robert the Bruce, nach verlustreichen Schlachten, erneut der englischen Krone gebeugt. Noch im selben Jahr heiratete Robert seine zweite Frau Elizabeth de Burgh (gespielt von Florence Pugh), die Tochter von Richard de Burgh (gespielt von Jonny Phillips).

      Nachdem 1303 Edward I. zum wiederholten Male in Schottland einmarschierte und 1304 beinahe das ganze Land kontrollierte, unterwarfen sich, bis auf William Wallace, alle schottischen Adligen der englischen Krone. Im selben Jahr schlossen Robert the Bruce und William de Lamberton einen Pakt, für die Freiheit Schottlands einzutreten.

      Das Ende von William Wallace
      Im August 1305 wurde William Wallace in der Nähe von Glasgow gefangen genommen und in London brutal hingerichtet. Dadurch wurde Wallace zum Märtyrer und Edward I. legte damit selbst den Grundstein für weitere Aufstände seitens der Schotten.

      Der Dolchstoß von Dumfries und die anschließende Krönung
      Im Jahre 1306 verletzte Robert the Bruce bei einem Streitgespräch in der Franziskanerkirche von Dumfries John Comyn schwer mit einem Dolch. Sein Begleiter Sir Roger de Kirkpatrick beendete schließlich Comyns Leben. Nach dem Mord auf heiligem Boden wurde Robert von Papst Clemens V. mit einem Kirchenbann belegt und er verlor die Unterstützung seitens der englischen Krone. Er entschied sich umgehend in die Offensive zu gehen und sich zum König von Schottland krönen zu lassen.

      Die Eroberung Schottlands, der Nationalheld und der Tod
      Als König ohne Königreich bemühte er sich zunächst erfolglos, sein Land zurückzuerobern. Erst nachdem 1307 Edward I. starb, wendete sich das Blatt. Seine ersten großen Siege gegen die Engländer errang er in der Schlachten bei Glen Trool und Loudoun Hill. 1308 besiegte er in der Schlacht bei Inverurie den Earl of Buchan (gespielt von Kevin Mains) und sein langjähriger Waffengefährte James Douglas (gespielt von Aaron Taylor-Johnson) eroberte 1313 die Stadt Roxburgh.

      Schließlich gelang ihm 1314 in der Schlacht von Bannockburn mit 9000 Schotten Stirling Castle gegen eine Übermacht von 25.000 Engländern zurückzuerobern. Er avancierte zum schottischen Nationalhelden und wurde endgültig als König von Schottland akzeptiert. Noch zu Roberts Lebzeiten wurde die Unabhängigkeit Schottlands vom englischen König Eduard III. anerkannt.

      Robert the Bruce starb am 7. Juni 1329 im Alter von 55 Jahren in Folge einer historisch nicht genau überlieferten Krankheit.

      Quelle: Movie Pilot


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



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      Der Film ist echt ein Witz. Ich werde im Filmbereich demnächst darauf noch ein wenig eingehender eingehen.


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



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      Allt – Folk vom Feinsten

      Nach »Alterum« nun »Allt« - Julie Fowlis, ungekrönte Königin der aktuellen schottischen Folkszene, ist immer wieder für eine Überraschung gut und stets darauf bedacht, kreativ und innovativ zu sein, ohne mit den Traditionen zu brechen. Mit dem Album »Allt« schlägt sie erneut neue Wege ein: dieses Mal in einem erstaunlichen, schottisch-irischen Quartett an der Seite ihres Ehemannes Éamon Doorley sowie gemeinsam mit dem Musikerpaar Zoë Conway und John Mc Intyre. Zwischen zahlreichen anderweitigen Verpflichtungen legen die vier Künstler eine entspannte CD vor, die sich durch eine begeisternde Harmonie und eine fast mystische Energie auszeichnet. Getragen von Julies Stimme und Flötenspiel, von Zoës mitreißender Geigenvirtuosität und einer ebenfalls beeindruckenden Stimmgewalt. Perfekt unterstützt und ergänzt von Bouzouki und Gitarre und den Stimmen der Musiker.

      »Allt« ist ein Begriff aus dem Gälischen und bedeutet soviel wie Bach oder kleiner Wasserlauf. Gleich einem solchen, wie es sie im schottischen Hochland und in Irland in großem Maße gibt, fließen die elf Lieder mal sanft und gemächlich, mal wild und ungebändigt und scheinen ihr Publikum mitzunehmen in die ebenso intime wie spannungsgeladene Atmosphäre des Aufnahmestudios, das kein HighTech Musiklabor ist, vielmehr ein Pub sein könnte, jedoch ohne die typischen Geräusche klirrender Gläser oder gedämpfter Unterhaltung. Dieses Gefühl trügt nicht, denn das ganze Album wurde nicht, wie sonst zumeist üblich, aus vorproduzierten Fragmenten zusammengemischt, sondern die Stücke wurden quasi wie eine Live-Aufnahme zur Gänze eingespielt. Das wiederum stellt eine echte technische Herausforderung dar und erfordert darüber hinaus eine hohe Professionalität aller Beteiligten, die mit ihrer Arbeit einen akustischen Brückenschlag zwischen den Kulturen ihrer Länder bereiten.

      Die vier Musiker, die sich als homogene Einheit präsentieren, komponierten neue Lieder um traditionelle und jüngere gälische Lyrik aus Schottland und Irland. Sprachliche Unterschiede sind prinzipiell für den linguistischen Laien nicht erkennbar, das Booklet gibt glücklicherweise in englischer Übersetzung etwas Aufschluss über die Inhalte. Sie beschäftigen sich tatsächlich auch mit der Kulturgeschichte, wie mit jener der Gälischen Sprache. Und sie klingen zuweilen nachdenklich und besinnlich. »Allt« ist ein echter Hörgenuss, ein musikalisches Juwel. Bleibt lediglich zu hoffen, dass diese fruchtbare Zusammenarbeit einmal eine Fortsetzung findet. Das Album kann nur bei Konzerten der Musiker oder online erworben werden bzw. ist auch als Download verfügbar.

      Quelle: Der Schottlandberater

      Saoirse Ronans Queen ist Hollywood-Spitze

      In "Maria Stuart, Königin von Schottland" pokern Saoirse Ronan und Margot Robbie um Britannien. Vor 10 Jahren wäre dieser Film noch unmöglich gewesen.

      Maria Stuart (beeindruckend: Saoirse Ronan), gerade einmal 19, kehrt von Frankreich, wo sie aufwuchs, in die schottische Heimat zurück. Man schreibt das Jahr 1560 und Maria war ein Jahr lang Königin von Frankreich, bis ihr Mann starb. Nach der Heimkehr will sie den ihr rechtmäßig zustehenden Thron von Schottland übernehmen, aber im Norden von Großbritannien freut man sich nicht über die Rückkehr der Königin.

      Wenn die Königin weg ist, tanzen die Männer auf dem Tisch

      Die 19-Jährige will sich weder vom Halbbruder, der ohne sie ganz gut regiert hat, noch von der Kirche auf den Kopf spucken lassen. Das Haupt des Landes ist immerhin sie, seit ihr Vater starb als sie sechs Tage alt war. Doch für König und Vaterland sind die Herren nur dann bereit zu kämpfen, wenn ihnen der König auch passt. Also wird stattdessen intrigiert und jede Seite versucht, die junge Maria an die Kandare zu nehmen.

      Das größte Hindernis für Maria ist, dass sie eine Frau ist. Heiraten und Kinder bekommen sollte, geht es nach den hohen Herren, ihr höchster Zweck sein. Wie macht das nur Marias Großtante in England, Elizabeth I. (Margot Robbie), die schon seit Jahren sicher das Szepter in der Hand hält?

      Kind und Schönheit gegen Macht und Einfluss

      Elizabeth ist kinderlos, ihre rechtmäßige Erbin wäre Maria. Das sieht die Engländerin auch ein, aber in England wird ebenfalls intrigiert und auch dort hat die Schottin keine Freunde. Als Maria auch noch ein Kind bekommt und Elizabeth durch die Pocken verunstaltet wird, verschärft Eifersucht die Beziehungsprobleme der verwandten Monarchinnen, die sich im echten Leben nie begegnet sind und im Film ein kurzes, schicksalhaftes Treffen haben.

      Zwei Königinnen im Zeitalter nach Harvey Weinstein

      Maria Stuart, Königin von Schottland rollt das Leben der vielbeschriebenen Monarchin neu auf. Theaterregisseurin Josie Rourke liefert in ihrem ersten Film bombastische Bilder, die an Shekhar Kapurs "Elizabeth" erinnern. Rourke legt eine beeindruckende Arbeit ab, nur bei wenigen Unsicherheiten fällt ihre fehlende Routine auf. Hin und wieder ist sie ein bisschen zu bemüht, ihr fehlt Kapur Gravitas. Auch bei den Kampfszenen könnte auffallen, dass sie noch kein alter Kino-Hase ist. Highlights wie der vielleicht brutalste Leinwand-Mord des Jahres 2019 machen das dafür wieder wett.

      Verletzlich, sexy und stark: Saoirse Ronan spielt sich an die Spitze
      Saoirse Ronan darf eine Maria spielen, die ökumenisch, schwulen- und transgenderfreundlich sowie feministisch ist. Die 24-Jährige schafft es als schottische Königin verletzlich, sexy und stark gleichzeitig zu sein und spielt Filmpartnerin Margot Robbie an die Wand. Allerdings ist auch deren Leistung nicht von schlechten Eltern. Denn pockennarbig und alternd wagt sie sich in ein neues Revier. Nur ganz so gut wie Ronan ist sie eben trotz beeindruckend dicker Schminke doch nicht.

      Wie #metoo die Geschichte neu schreibt

      Die Geschichte von Maria Stuart ist bereits oft verfilmt worden. "Maria Stuart, Königin von Schottland" zeigt die tragische Monarchin nun von einer neuen Seite. Die Details sind (fast) alle historisch korrekt, trotzdem ist der Film viel mehr ein Spiegel unserer Zeit als der Tudor-Epoche, in der die starken Königinnen lebten und starben. Noch vor zehn Jahren hätte es diesen Film, so nicht gegeben. Im Mittelpunkt steht die Königin. Es ist ihr gottgegebenes Recht. Die Männer können neben ihr nur die zweite Geige spielen. "Maria Stuart, Königin von Schottland" braucht keinen männlichen Alibi-Hauptdarsteller.

      Mann werden oder Frau bleiben

      "Verbeuge dich vor niemandem", steht auf dem Filmplakat des englischen Originals. Die zwei unterschiedlichen Königinnen gehen vollkommen anders mit ihrer Macht um. Elizabeth erklärt im Film ihre Strategie. Sie gebärdet sich als "Mann in einer Männerwelt". Maria hingegen versucht, Frau zu bleiben. Das kostete ihr den Kopf.

      Quelle: Heute

      „Maria Stuart“ im Kino : Das Ärgste, was wir von ihr wissen

      „Maria Stuart, Königin von Schottland“ ist der erste Spielfilm der Theatermacherin Josie Rourke – eine hochaktuelle Glanzleistung, die die Regisseurin bis zum Oscar führen könnte.

      „Das Ärgste weiß die Welt von mir.“ So beklagt sich Maria Stuart in der berühmten Szene bei Schiller, in der sie ihrer großen Gegnerin Elisabeth gegenübersteht. „Ich bin besser als mein Ruf.“ Ehrenrettungen für die katholische Königin Schottlands im 16. Jahrhundert hat es auch nach der deutschen Klassik vielfach gegeben. Mary, Queen of Scots, muss aber immer wieder von Neuem aus dem Gestrüpp der Projektionen befreit werden. Oder aus einem Schleierkabinett, wie es sich die englische Theatermacherin Josie Rourke für ihren neuen Film über Maria Stuart und Elisabeth ausgedacht hat. Die beiden Frauen, tödliche Rivalinnen, aber eben auch zutiefst in Widersprüchen verbunden, haben ein Treffen vereinbart.

      Niemand darf davon wissen, die Geschichtsschreiber haben nichts davon erfahren, aber in die Arbeit am Mythos von königlicher Souveränität passt diese Episode ganz vortrefflich. Mary betritt einen Raum, in dem halbtransparente Tücher von der Decke hängen. Irgendwo dahinter befindet sich die Regentin von England. Ein heimliches Gipfeltreffen in einem labyrinthischen Arkanum. Die zwei Körper der Königin zerfließen bei Rourke in das fragile Gewebe einer textilen Spiegelung, die wiederum eine innere Spaltung der Monarchie deutlich macht. Denn der Riss geht durch Gott selbst, und damit durch die zerfallene Welt, in der eine Katholikin und eine Protestantin einander rettungslos antagonistisch gegenüberstehen.

      Josie Rourke wurde nicht wenig gescholten für diese Szene, aber etwas, das die Geschichte ausgelassen hat, macht in der Fiktion als Einfügung durchaus Sinn. Da kann es sogar heute noch helfen, sich auf Schiller zu berufen. Zumal Josie Rourke des Deutschen mächtig ist, wie sie bei einem Gespräch in Berlin vor einigen Tagen andeutete. Vier Jahre hat sie die Sprache gelernt, dann aber als Theaterdirektorin in London doch eher selten gebraucht. Zuletzt hat sie sich 2012 anlässlich von Dürrenmatts „Die Physiker“ wieder einmal ausführlicher mit dem Deutschen beschäftigt. Der Topos, dass ausgerechnet Schiller dieser Sprache eine besonders schöne Ausprägung verliehen habe, ist ihr vertraut. Josie Rourke hält es diesbezüglich aber eher mit Rilke.

      „Mary, Queen of Scots“ ist ihr erster Spielfilm– ein Stoff, der zugleich so etwas ist wie ein Geschichtsort. Und zwar ein sehr britischer. „Wir sehen Mary immer noch, wie sie uns durch das viktorianische Zeitalter nahegebracht wurde. Sie interessierte mich als Figur, weil sie einerseits so stark romantisiert wurde, aber man hielt sie eben auch für inkompetent. Und zwar aus einem Grund: wegen ihrer Sexualität. Unser Bild von ihr stammt aus einer Ära des Denkens über Frauen, Macht und Sexualität, die dem Fortschritt sehr abträglich war. Ich versuche mich also an einer angemesseneren Version der Ereignisse. Immerhin hat die Renaissance im wesentlichen die moderne Politik erfunden. Es war damals unglaublich schwierig, in Schottland die Macht zu behaupten, und Mary gelang das ziemlich gut. Ich halte sie nicht für inkompetent, und auch nicht für eine Femme Fatale. Von heute aus ist die Frage doch: wenn man Frauen in ihrer ganzen Identität ernst nimmt, also in ihren sexuellen, emotionalen, intellektuellen Dimensionen, wie gut ist das mit einem Machtanspruch vereinbar?“ Von Margaret Thatcher bis zu Queen Cersei aus „Game of Thrones“, von der regierenden Königin Elizabeth II bis zu ihrer fiktionalen Doppel- und Nachgängerin aus der Serie „The Crown“ gibt es für diese moderne Variante der Zweikörperlichkeit jede Menge Anschauungsmaterial. Josie Rourke sieht ihren Film denn auch als einen Integrationsversuch – das, was in der Tradition auseinandergenommen wurde, will sie wieder zusammenfügen: ihre Mary kann zugleich Politikerin sein und ihr Begehren erforschen.

      Die irische Schauspielerin Saoirse Ronan tritt mit ihrer Interpretation der Rolle die Nachfolge von Katharine Hepburn, Glenda Jackson oder auch Zarah Leander an. Sie bringt dafür etwas ganz Eigenes mit: „Üblicherweise verbinden wir mit Schauspiel eine Verwandlung – eine junge Frau von heute verwandelt sich in eine junge Königin von damals. Das ist es, was meine Mutter unter Schauspiel versteht“, sagt Rourke. „Ich wollte aber, dass Saoirse ihre eigene Identität, ihre eigene, beginnende Weiblichkeit in diese Figur einbringt, eine Weiblichkeit in einem unglaublich männlich bestimmten Raum. Saoirse brachte dazu noch etwas Besonderes mit: ihre irische Geschichte. Ihr Name bedeutet Freiheit. Sie hat ein Gefühl für nationale Kultur und für starke Zugehörigkeit. Mary Stuart glaubte absolut daran, dass sie die rechtmäßige englische Königin war. Da geht es nicht um individuelle Größe – das wäre bloß mutwillig. Da geht es um nationale Identität.“

      Diese Identität ist aber eben individuell vielfältig. Einer der auffälligsten Aspekte von „Mary, Queen of Scots“ ist die multikulturelle Zusammensetzung der Hofgesellschaften. Haben sich da repräsentationspolitische Anliegen eingemischt? „Es gab farbige Menschen im Tudor-England. All die Darstellungen, in denen alle weiß sind, sind historisch irreführend. Es gab sogar farbige Leute mit Status. Darauf beziehen wir uns, und das bringen wir mit unserer Besetzung zum Ausdruck. Der italienische Höfling David Rizzio wird von einem Schauspieler aus Puerto Rico gespielt. Von den vier Frauen um Mary ist nur eine schottisch, von gemischter Abstammung, also gleichsam die Farbige in der Runde. Ich glaube, dass wir wenige Jahre davon entfernt sind, dass das alles komplett normal ist. Es ist ja auch absurd. Adrian Lester war der Hamlet bei Peter Brooks, das war wahrscheinlich der größter Theaterregisseur im 20. Jahr. Lester wuchs 40 km von Shakespeares Geburtsort entfernt auf, er spielte Othello, und weiß mehr über Tudor-England als viele Experten. Auf dieses mannigfaltige Wissen nicht zurückzugreifen, erschiene mir absolut widersinnig. Also spielt er den Lord Randolph.“

      Unweigerlich verbinden sich hier Emanzipationsbewegungen in der Deutung einer Figur, die als Vorbild nur insofern taugt, als sie die Ungleichzeitigkeiten in der Moderne deutlich macht. Josie Rourke könnte mit ihrem ersten Film sogar im Oscar-Rennen eine Rolle spielen. Und Hollywood sucht Regisseurinnen. „Zu Beginn meiner Karriere am Theater war ich oft die einzige Frau im Raum. Ich hatte es oft mit Kollegen zu tun, die noch nie unter einer Frau gearbeitet hatten. Das war die Wirklichkeit, in der ich anfing. In dem Moment aber, in dem ich die Regie für den Film übernahm, kamen die unterschiedlichsten Menschen ins Spiel, und die ganze Szene um mich herum veränderte sich. Das Theater ist viel älter und konservativer, das Kino ist im Vergleich jung.“ Das mag so sein: Die Kunst in „Mary, Queen of Scots“ besteht allerdings darin, den Altersunterschied zu Schiller gering erscheinen zu lassen. „Das Ärgste“, das wir über Maria Stuart wissen, ist immer auch das Heutigste.

      Quelle: Frankfurter Allgemeine