Unabhängigkeitsreferendum

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    Es gibt 850 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Deirdre O'Connor.

      Es wird nichts ändern. Wenn sogar schon im eigenen Parlament lediglich eine Mehrheit von 10 Stimmen den Ausschlag für ein Referendum gibt, ist das in meinen Augen bedenklich und gewagt noch dazu.


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Schottische Unabhängigkeit: "Dann fällt der Laden auseinander"

      Für die britische Regierung kommen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Schotten zur Unzeit. Doch auch bei der Europäischen Union ist man darüber nicht glücklich: Viele Politiker befürchten dadurch direkte Folgen für die EU.

      Er ist nicht nur der dienstälteste Europaparlamentarier, sondern auch einer der größten Schottland-Sympatisanten im EU-Parlament: Elmar Brok. Er freut sich, wenn man ihn als Schotten tituliert und er erzählen kann, dass er eine noch intensivere Schottland-Beziehung hat als sein Parteifreund David McAllistar, der Deutsch-Schotte: "Ich ärgere den McAllister immer damit, dass ich länger in Schottland gelebt habe als er."

      Zwei Semester lang studierte Brok in Edinburgh: "Ich habe eine Arbeit geschrieben über das Verhältnis zwischen nationalen und europäischen Rechten". Und zum nationalen britischen Recht gehört, dass es ohne Zustimmung Londons kein erneutes schottisches Referendum gibt. "Unabhängigkeits-Referenden nur mit Zustimmung der Zentralregierungen", laute auch das oberste EU-Motto. Denn sonst würden in der Europäischen Union unkontrollierbare Fliehkräfte frei, fürchtet EU-Außenpolitiker Brok: "Dann haben wir gleich das Problem mit Katalonien".

      Signal für Katalanen, Flamen und Wallonen


      Die Katalanen in Spanien warten nur auf ein schottisches Unabhängigkeits-Signal. Flamen und Wallonen in Belgien auch. "Dann fällt der Laden auseinander", sagt Brok. Ein in Zwergstaaten zerfallendes Europa ist das letzte, was sich EU-Kommission und -Parlament wünschen. "Das ist auch Ausfluss der Brexit-Diskussion", betont Manfred Weber, Chef der konservativen EVP-Fraktion mit Blick auf die schottischen Referendum-Bestrebungen: "Großbritannien riskiert wirklich das Aufspalten des Landes".

      Seit mehr als 40 Jahren ist Schottland Mitglied der Europäischen Union. Falls sich die Schotten im kommenden Jahr in einem erneuten Referendum für die Unabhängigkeit entscheiden, sollten sie gleich Mitglied der Europäischen Union bleiben können, ohne eine langwierige Aufnahmeprozedur durchlaufen zu müssen. Dazu müssten die EU-Regeln geändert werden, fordern die Initiatoren der Schottland-Petition wemove.eu - denn ein Bewerbungsprozess würde Jahre dauern.

      Alle Kriterien der EU-Mitgliedschaft erfüllt

      Keinesfalls, meint hingegen Brok. Schließlich erfülle Schottland alle Kriterien der EU-Mitgliedschaft: "Bis ins letzte Verbraucherschutzrecht erfüllen sie die Regeln der Europäischen Union". Bruttosozialprodukt und Arbeitslosenquote sind bekannt - und damit auch die Höhe der Strukturfondshilfen aus Brüssel, die Schottland bereits heute bekommt. Auch über die zukünftige Zahl der schottischen Abgeordneten im EU-Parlament könne man sich schnell einig werden, glaubt Brok. Es sei denn, Spanien und Belgien stellen sich quer - aus Angst vor den Unabhängigkeitsbestrebungen in ihren eigenen Ländern.

      Quelle: Tagesschau


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



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      May unterzeichnet Brexit-Erklärung - Im Scheidungsdrama droht ein Rosenkrieg

      Großbritannien reicht die Scheidung von der Europäischen Union ein. Die nötigen Papiere hat Premierministerin Theresa May bereits unterzeichnet. Es könnte einen Rosenkrieg geben.

      May habe die EU-Austrittserklärung am Dienstagabend unterzeichnet, berichten mehrere britische Medien. Am Mittwoch will sie dazu eine Erklärung im Parlament abgeben. May werde erklären, dass Großbritannien eine stolze Vergangenheit und eine glänzende Zukunft habe, berichtet der Sender Skynews. Die Menschen müssten nun zusammenstehen.

      Die Briten hatten im vergangenen Juni in einem historischen Referendum mit knapper Mehrheit für den Brexit gestimmt. May wird gegen 13.30 Uhr (MESZ) die Austrittserklärung im britischen Parlament abgeben. Etwa zur selben Zeit überreicht der britische Botschafter Tim Barrow in Brüssel das mehrseitige Schreiben an den Europäischen Rat.

      Die übrigen 27 Länder haben bereits eine gemeinsame Stellungnahme angekündigt. Ihre Verhandlungsposition wollen sie allerdings erst bei einem Sondergipfel am 29. April festzurren. EU-Ratspräsident Donald Tusk telefonierte noch am Dienstagabend mit May. Das teilte Tusk über Twitter mit. Inhalte wurden nicht bekannt.

      May will "tiefe und besondere Partnerschaft"

      Die EU-Seite erhofft sich von May konkrete Hinweise zu den britischen Zielen in den komplizierten Verhandlungen. Bislang hat sich die Premierministerin recht vage geäußert. Auf einer Veranstaltung in Birmingham sagte May am Dienstag, dass sie eine "neue tiefe und besondere Partnerschaft" mit der EU anstrebe.

      Klar ist aber, dass sie einen harten Brexit will: Großbritannien wird demnach auch aus dem Europäischen Binnenmarkt und der Zollunion aussteigen. Die Briten wollen sich auch nicht mehr der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg unterwerfen.

      Zu den wichtigsten Themen gehören die Rechte der etwa drei Millionen EU-Ausländer in Großbritannien, darunter sind etwa 135.000 Deutsche. Etwa eine Million Briten leben in anderen EU-Ländern. Auch die neue EU-Außengrenze zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland ist ein Topthema. Sie könnte dem Handel auf der Insel schaden und alte Wunden in der Ex-Bürgerkriegsregion aufreißen.

      Nur 15 Monate Verhandlungszeit

      Ein internes Papier der Bundesregierung, über das die "Bild"-Zeitung berichtet, zeige, dass Berlin "Einzelabsprachen ablehnt, da diese zu einer Spaltung der 27 EU-Staaten führen könnten". Zwar stehen offiziell 24 Monate für die Brexit-Verhandlungen zur Verfügung, de facto verkürze sich diese Zeit auch wegen der erforderlichen Beteiligung des Europäischen Parlaments auf 15 Monate.

      Deutschland lehne Ausnahmen, Übergangsregelungen und Nachverhandlungen für Einzelbereiche ab, da strittige Fragen, wie etwa die Personenfreizügigkeit, später kaum einfacher zu verhandeln seien.

      Streit deutet sich bereits an

      Ärger deutet sich schon jetzt bei der Austrittsrechnung an. Experten sprechen von bis zu 60 Milliarden Euro, die die EU noch von Großbritannien verlangen könnte. Dabei geht es um Verpflichtungen, die das Land in mehr als 40 Jahren EU-Mitgliedschaft eingegangen ist. Die Premierministerin stellte solche hohen Zahlungen infrage.

      Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, David McAllister (CDU), erwartet, dass Großbritannien nach dem EU-Austritt "allen eingegangenen Verpflichtungen nachkommen muss". "Das wird ein ganz wesentlicher Punkt", sagte McAllister der Oldenburger Nordwest-Zeitung (Mittwoch). "In London gibt es Politiker, die der Meinung sind, der Brexit sei zum Nulltarif zu haben."

      Spaltet sich Schottland ab?

      Zwischen beiden Seiten umstritten ist auch die Reihenfolge der Verhandlungen. Während die Europäische Union erst einmal die Bedingungen des Austritts klären will, wollen die Briten möglichst rasch über einen umfassenden Freihandelsvertrag reden.

      Streit gibt es zudem zwischen May und Schottland. Kurz vor der EU-Austrittserklärung stimmte das schottische Parlament am Dienstagabend einem erneuten Referendum zur Trennung von Großbritannien zu. Anlass für die Volksabstimmung ist Mays harter Brexit-Kurs. Schottland will zumindest im Europäischen Binnenmarkt bleiben. May lehnt einen solchen Sonderweg kategorisch ab.

      Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon will ihre Landsleute zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2019 über die Loslösung von Großbritannien abstimmen lassen - also vor dem Brexit. Dafür braucht sie noch die Zustimmung aus London. May machte bereits klar, dass sie erst den Austritt aus der EU unter Dach und Fach bringen will.

      Quelle: t-online.de


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      Sezessionsgelüste: Die Schotten gegen Theresa May

      Schottlands Parlament unterstützt Chefministerin Nicola Sturgeon. Die Stimmberechtigten sollen erneut darüber befragt werden, ob sie Briten bleiben wollen.

      Im politischen Kalender Grossbritanniens häufen sich die Punkte, an denen eine Umkehr unmöglich wird. Das gilt für den Brexit, den Premierministerin Theresa May am Mittwoch in Brüssel anmelden lässt. Und auch in der Schottland-Frage, welche die Briten ebenso plagen dürfte, kam es am Dienstag zu einem wichtigen Teilentscheid. Schottlands Parlament stellte sich hinter die Forderung der nationalistischen Chefministerin Nicola Sturgeon nach einem neuen Unabhängigkeitsreferendum innert zweier Jahre. Der Kampfruf steht somit in den Annalen, er ist Gesetz – nationales schottisches Gesetz, würde Sturgeon präzisieren.

      Am Subventionstropf

      Sturgeons Scottish National Party (SNP), die vor einem Jahr die absolute Mehrheit in der Edinburger Volksversammlung knapp verpasst hatte, war auf die Stimmen der grünen Fraktion angewiesen. Deren Unterstützung war Formsache; Sturgeons Motion wurde mit 69 zu 59 Stimmen angenommen. Das Parlament kann freilich nicht eigenmächtig das Referendum beschliessen. Stattdessen beauftragte es die Chefministerin, von London die Ziehung einer Ausnahmeklausel in der Scotland Act von 1998 zu verlangen. Die Klausel überträgt die Befugnisse zur Abhaltung von Urnengängen an Edinburg. May hat kategorisch ausgeschlossen, vor vollzogenem Brexit in zwei Jahren in ein zweites Referendum einzuwilligen.

      Die Sezessionisten begründen ihre Forderung mit dem Brexit, den Schottlands Stimmbürger abgelehnt hätten, dabei aber überstimmt worden seien. Das Gleiche geschah Londonern und den Nordiren; Schottland beruft sich auf die Teilsouveränität, die einen Sonderweg als Minderheit rechtfertige. Seit Anfang Jahr betont Sturgeon die Bedeutung des EU-Binnenmarkts für die schottische Wirtschaft. Schottische Firmen (ohne Erdöl und Gas) exportieren 43 Prozent ihrer Produkte in die EU, fast den gleichen Anteil wie die britische Wirtschaft insgesamt. Nicht mitgezählt sind Ausfuhren in das übrige Vereinigte Königreich, die in Pfund Sterling gemessen viermal höher liegen.

      Die wirtschaftlich zweifelhaften Vorteile einer Sezession werden durch die Haushaltzahlen weiter geschwächt. Seit 2012, also zwei Jahre vor dem letzten Unabhängigkeitsreferendum, sank der Erdölpreis auf die Hälfte, die fiskalischen Beiträge des Sektors gingen um 10 Milliarden Pfund zurück. Ein unabhängiges Schottland müsste ein Budgetdefizit von 9,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts schultern, mehr als das Doppelte wie in Grossbritannien. Die Region hängt am Londoner Subventionstropf. Die SNP setzte letztes Jahr eine Kommission ein, die zukünftige Wachstumssektoren ausfindig machen soll. Sturgeons Vorgänger Alex Salmond berief sich kürzlich gegenüber Journalisten auf die hohe Zahl von Universitäten und die im britischen Vergleich überdurchschnittliche Produktivität des Nordens. Im Übrigen bleiben die Visionen vage.

      Zeitpunkt schlecht gewählt

      Abgeordnete der Konservativen und von Labour bezeichneten in der Debatte Sturgeons Fahrplan als Zwängerei. Die teilautonome Regierung hatte 2014 angekündigt, das damalige Abstimmungsergebnis werde eine Generation lang Bestand haben. Nun will das Parlament spätestens im Frühling 2019 erneut abstimmen lassen; die Begründung lautet, bis dann wüssten die Schotten, wohin die Brexit-Reise führe. Das stimmt jedoch nur unter der Annahme, die Verhandlungen mit der EU würden scheitern. Falls nicht, dürfte eine zwei- bis dreijährige Übergangsperiode folgen.


      Die SNP hatte ein zweites Plebiszit bisher auch davon abhängig gemacht, dass Umfragen anhaltend hohe Werte für den Souveränitätswillen auswiesen. Das ist nicht der Fall. Laut einer Umfrage dieses Monates lehnen 57 Prozent der Schotten die Unabhängigkeit ab. Folgt man Sturgeons Logik, müssten Gegner der Sezession 2014, die letztes Jahr für «Remain», also gegen den Brexit gestimmt hatten, ihre vorausgegangene Position bereuen. Eine Umfrage vom Januar zeigt jedoch, dass umgekehrt mehr Schotten, die sowohl den Brexit als auch die Unabhängigkeit befürwortet hatten, letztere unterdessen ablehnen.

      Die Unabhängigkeitsforderung erscheint also chancenlos. Salmond erwähnte in dem genannten Gespräch, dass im Jahr 2010 bloss 23 Prozent der Schotten die Sezession gewünscht hätten, beim Referendum 2014 seien es 45 Prozent gewesen. Umfragewerte hätten Platz nach oben, lautete die Botschaft. Eine Studie über soziale Haltungen weist ebenfalls einen langfristigen Trend zugunsten des Unabhängigkeitswunschs nach. Möglicherweise verstärkt sich dieser unter dem Eindruck des Brexit.

      Fürsprecher der Remainers

      Aus demokratischer Sicht ist eine andere Überlegung bedenkenswert. Der Brexit-Entscheid und die Voraussetzungen des EU-Austritts haben Theresa May zu einem binären Entscheid gedrängt – sie kann den EU-Austritt nur anmelden oder nicht. Mag sein, dass die Premierministerin auch deshalb den politischen Weg eines harten Brexit (Aufgabe des EU-Binnenmarkts und der Zollunion) einschlägt. Tatsache ist, dass die Minderheit von 48 Prozent der Briten im politischen System derzeit kaum vertreten ist, mit einer Ausnahme: dem schottischen Parlament.

      Quelle: Neue Zürcher Zeitung


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



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      Schottland will es wissen

      Das Regionalparlament in Edinburgh fordert ein Unabhängigkeits-Votum: Das Land könne nicht gegen seinen Willen aus der EU geführt werden. Doch die britische Premierministerin pocht gerade wegen des Brexit auf Zusammenhalt.

      Das schottische Regionalparlament hat am Dienstag beschlossen, dass es von der Zentralregierung in London die Erlaubnis einfordert, ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit abzuhalten. Die regierende Scottish National Party (SNP) und die Grünen stimmten dafür, alle anderen Parteien dagegen. Allerdings hat Premierministerin Theresa May schon mehrmals mitgeteilt, dass nun nicht die Zeit für ein neuerliches Referendum sei. Ohne ihre Zustimmung kann es keine rechtlich bindende Abstimmung darüber geben, ob Schottland das Vereinigte Königreich verlassen will. Beim ersten Referendum im Jahr 2014 hatten sich 55 Prozent der Wähler gegen die Unabhängigkeit ausgesprochen.

      Ursprünglich hatte das schottische Parlament diesen Beschluss bereits in der vergangenen Woche fassen wollen. Wegen des Anschlags in London war die Debatte jedoch vertagt worden. An diesem Dienstag lieferten sich Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon und die konservative Oppositionsführerin Ruth Davidson ein in Teilen scharf geführtes Rededuell. Sturgeon hatte zu Beginn der Debatte zu Fairness und Mäßigung aufgerufen, was Davidson nicht davon abhielt, sie hart zu attackieren. Als Sturgeon intervenieren wollte, beschied Davidson barsch: "Setzen Sie sich!" Solche Töne sind selten zu hören im schottischen Parlament, wo es meist gediegen zugeht.

      Premierministerin May ruft zur Einigkeit auf

      Nach der Abstimmung von 2014 hatte es zunächst geheißen, das Thema sei zumindest für diese Generation erledigt. Sturgeon und die SNP argumentieren jedoch, dass sich durch das Votum Großbritanniens für den Brexit alles geändert habe, weil eine Mehrheit der Wähler in Schottland gegen den Austritt aus der EU gestimmt hatte. Schottland könne nicht gegen seinen Willen aus der EU geführt werden, sagt die Ministerpräsidentin.

      Nach ihren Vorstellungen soll das neuerliche Referendum zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2019 abgehalten werden. Zu diesem Zeitpunkt seien die Brexit-Verhandlungen mit Brüssel abgeschlossen, und die Schotten könnten eine Entscheidung darüber treffen, ob sie unter diesen Bedingungen Teil des Vereinigten Königreichs bleiben wollten. Oppositionsführerin Davidson sagte hingegen, die Schotten hätten "die Nase gestrichen voll" von dem Thema. Eine Mehrheit der Bürger wolle nicht erneut abstimmen.

      Premierministerin May hatte Sturgeon am Montag in Glasgow getroffen, unter anderem auch, um über das Referendum zu reden. May hatte dabei zur Einigkeit aufgerufen. Gerade während der Verhandlungen über den Brexit, von dem sie Brüssel an diesem Mittwoch auch offiziell unterrichtet, müsse das Land zusammenstehen. "Wir müssen zusammenhalten, um den bestmöglichen Deal für das gesamte Königreich zu erreichen, also auch für Schottland", sagte sie. Außerdem sei es den Schotten gegenüber unfair, ein Referendum anzuberaumen, wenn sie noch gar nicht wüssten, was die Brexit-Verhandlungen ergäben.

      Nicola Sturgeon sagte am Dienstag, sie hoffe, dass May den Willen des schottischen Parlaments respektiere. Sollte das nicht der Fall sein, werde sie im kommenden Monat darlegen, wie ihre Regionalregierung in der Sache weiter vorgehen wolle.

      sueddeutsche.de

      Wie Schottland doch noch in der EU bleiben könnte

      Die Mehrheit der Schotten möchte in der EU bleiben - oder wenigstens Teil des europäischen Wirtschaftsraums. Aber kann das trotz Brexit funktionieren?

      Die Regierung in Edinburgh will genau wie die Mehrheit der Schotten, dass das Land in der Europäischen Union bleibt. Aber mit der Entscheidung der Mehrheit der Briten, die EU zu verlassen, ist eine komplizierte Situation entstanden: Denn die Schotten sind Briten und müssten als solche am Brexit teilnehmen.

      Darum ist die Frage der schottischen Unabhängigkeit von London nun wieder ein Thema. Dabei war erst 2014 ein entsprechendes Referendum gescheitert.

      Heute soll das Parlament in Edinburgh entscheiden, ob es eine neue Volksabstimmung will. Doch die Regierung in London hat bereits signalisiert, dass sie ein Referendum vor dem Brexit nicht wünscht. So sagte Premierministerin Theresa May, es wäre jetzt Zeit, gemeinsam zu handeln, nicht getrennt. Nicola Sturgeon, Erste Ministerin Schottlands, sagte dagegen nach dem jüngsten Treffen mit May der BBC, sie sei "frustriert", dass ihr offenbar nicht zugehört würde.

      Die Loslösung Schottlands von Vereinigten Königreich ist nicht der einzige Weg, auf dem das Land versuchen kann, die Folgen des Brexit zu minimieren. Die Unabhängigkeit ist eines von mehreren möglichen Szenarien:

      Sonderabkommen mit der EU

      Der schottischen Regierung geht es vor allem darum, in der Zollunion und im EU-Binnenmark zu bleiben, da dieser der wichtigste internationale Exportmarkt für das Land ist. Außerdem wollen die Schotten weiter teilhaben an den EU-Maßnahmen gegen Terror und Klimawandel. London will aber unbedingt aus dem Binnenmarkt und der Zollunion austreten.

      Edinburgh hat deshalb vorgeschlagen, dass Schottland Teil Großbritanniens bleiben könnte, aber mit dem Recht, Sonderabkommen mit der EU zu schließen sowie Mitglied der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und so Teil des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) zu bleiben. Auch über eine assoziierte EU-Mitgliedschaft Schottlands wird nachgedacht.

      Theoretisch ist das alles denkbar. Sogar Teile eines Staates können eine eingeschränkte Völkerrechtssubjektivität haben und völkerrechtliche Verträge abschließen. Das haben die Dänen 1985 gezeigt. Das autonome Grönland war damals aus der EWG, der Vorläuferorganisation der EU, ausgetreten, aber Teil des dänischen Königreichs geblieben. Dänemark selbst hat die EWG und die EU dagegen nicht verlassen.

      Für Schottland ist die Situation jedoch anders. Das Land hat weder die außenpolitischen Befugnisse, noch die notwendigen Autonomierechte, um die EU-Gesetze für den Binnenmarkt zu übernehmen. Um das zu ändern, wäre eine Föderalismusreform in Großbritannien notwendig. Das House of Commons in London müsste zulassen, dass der "Scotland Act 1998" entsprechend ausgeweitet wird.

      Die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung in London den Schotten so weit entgegenkommen wird, gilt als gering. Schließlich könnte dies zum Beispiel zu Grenzkontrollen zwischen England und Schottland führen, es droht die Einführung von Zöllen. Und Norwegen, selbst kein EU-Mitglied, aber Teil des EWR, hat schon darauf hingewiesen, dass aus seiner Sicht nur ein unabhängiges Schottland ebenfalls Teil werden könne.

      sueddeutsche.de

      "ÄRMER WERDEN WIR SO ODER SO"

      Bethany war gegen die schottische Unabhängigkeit, weil Großbritannien Stabilität und die EU versprach. Jetzt verliert sie genau das. Drei junge Schotten über ihre Heimat

      In dieser Woche hat das schottische Parlament für ein neues Referendum zur Unabhängigkeit Schottlands votiert. Was fühlen junge Schotten? Fühlen Sie sich den Briten näher oder der EU?


      "WARUM SOLLTEN WIR BLEIBEN, WENN WIR DIE VERSPROCHENEN VORTEILE NICHT BEKOMMEN?"

      ethany Garry, 23, studiert in Glasgow und ist gerade auf Jobsuche.

      Ich bin stolz, schottisch zu sein. Vor meinem achten Geburtstag habe ich mit meiner Familie in verschiedenen Teilen Europas gelebt, danach bin ich in Aberdeen aufgewachsen. Die Stadt ist sehr international, während ich dort lebte, bedeutete es mir viel, eine eigene nationale Identität zu haben. Für mich spielt schottische Geschichte eine große Rolle, was etwas ungewöhnlich ist. Aber rein geschichtlich gesehen ist es gar nicht so lange her, dass Schottland in den Augen vieler mehr mit anderen Teilen Europas als mit England gemeinsam hatte: Wir hatten eine ähnliche Sprache wie Irland, und haben uns oft besser mit Frankreich oder den Niederlanden verstanden als mit England. Und unsere Geschichte ist so unglaublich interessant!

      Als ich jünger war, habe ich mit meinen Eltern Steinkreise aus der Zeit vor den Römern besucht. Und als Teenagerin habe ich als Fremdenführerin in einem Schloss mit geheimen Räumen gearbeitet, in denen früher Jakobiner vor den Engländern versteckt wurden. Es macht mich stolz, diese reiche Geschichte im Vergleich zu der Größe unseres Landes zu sehen.

      Rein rational gesehen weiß ich, dass Länder keine Werte haben. Aber der irrationale Teil von mir verbindet positive Sachen wie harte Arbeit, Freundlichkeit und eine Intoleranz für Oberflächlichkeit mit Schottland. Und dann ist da Glasgow, wo ich studiere. Die Stadt ist mein Zuhause, sie hat mich willkommen geheißen und hier sind alle meine Freunde. Ich bin jetzt im letzten Jahr meines Bachelors in Geschichte und Religion, und auf Jobsuche.

      Natürlich bin ich ehrgeizig und weiß, was ich am liebsten machen würde, aber der Arbeitsmarkt für Uniabsolventen ist so schwierig, dass ich mich mit so ziemlich allem zufrieden geben würde. Auch mit einem guten Abschluss, viel außeruniversitärem Engagement und Arbeitserfahrung ist es gerade sehr schwierig – in ganz Großbritannien. In Schottland ist die Arbeitssuche besonders kompliziert und obwohl ich gerne hierbleiben würde, werde ich im Zweifel den Jobangeboten hinterherziehen.

      Das Referendum spielt bei meinen Zukunftsplänen allerdings eine große Rolle: Bei der letzten Abstimmung hing das Wahlrecht vom Wohnort ab. Wenn ich während eines zweiten Referendums in England wohnen würde, würde ich nicht wählen können. Das wäre komisch und es würde mir Angst machen, glaube ich. Schottland ist mein Zuhause und ich würde seine Zukunft nicht mitentscheiden können! Wenn ich einen Job in England oder Europa bekomme, werde ich ihn definitiv annehmen, aber ich würde mich weiter um Arbeit in Schottland bemühen. Gerade ist das alles sehr theoretisch, aber ich bin nicht die Einzige in meinem Freundeskreis, die sich darüber Gedanken macht.

      I​CH WAR NOCH NIE SO SEHR FÜR SCHOTTISCHE UNABHÄNGIGKEIT WIE JETZT.

      Unsere Geschichte mit England ist kompliziert und ich verstehe, warum viele Schotten Westminster misstrauen. Bevor wir unser eigenes Parlament hatten, haben Premierminister Schotten schrecklich behandelt, und besonders schottische Arbeiter haben unglaublich unter Margaret Thatcher gelitten.

      In der Vergangenheit sind aus der Union mit England aber auch gute Dinge wie die BBC oder das britische Gesundheitssystem erwachsen. Um gegen schottische Unabhängigkeit zu stimmen, würde ich gerne wissen, an welchen Projekten wir in Zukunft arbeiten können. Welche Visionen gibt es für die Union?

      Beim letzten Referendum habe ich trotzdem mit "Nein" gestimmt und es war eine unglaublich schwierige Entscheidung. Doch die EU war mir dabei sehr wichtig und ich kann mir vorstellen, dieses Mal mit "Ja" zu stimmen.

      Ich war noch nie so sehr für schottische Unabhängigkeit wie jetzt, und ich bin wütend über Brexit und die politische Richtung, die England eingeschlagen hat: Die Politik ist ein absolutes Chaos, die Konservativen könnten noch zehn weitere Jahre an der Macht bleiben und alles ist rassistischer und nationalistischer geworden. In Schottland sind sich dagegen alle Parteien einig, dass wir mehr Geflüchtete aufnehmen und in der EU bleiben sollten.

      Realistisch gesehen würde ein unabhängiges Schottland zwar etwas ärmer sein, aber das wird dank Brexit so oder so der Fall sein. Zumindest wären wir als unabhängiges Land weiter in der EU – ein europäisches Land, mit dem Euro und stärker in den Rest Europas integriert. Ich mache mir durchaus Sorgen, dass schlimmere Formen des Nationalismus als der der Scottish National Party, der SNP, aufkommen könnten.

      Aber beim letzten Mal hieß es: "Es ist eine schwierige Entscheidung, im Vereinigten Königreich zu bleiben, aber wir können damit leben, weil es uns Stabilität und die EU gibt." Jetzt haben wir keine EU, wenig Stabilität und deutlich mehr Rassismus und Misswirtschaft seitens der englischen Regierung. Warum sollten wir Teil der Union bleiben, wenn wir die versprochenen Vorteile nicht bekommen?

      "SCHOTTISCH FÜHLE ICH MICH NUR, WENN UNSER RUGBY-TEAM SPIELT"

      Morag, 23, kommt aus dem hohen Norden Schottlands und studiert im Master Statistik und Data Science.

      Ich bin in Orkney aufgewachsen, einer Inselgruppe im hohen Norden Schottlands, die sich drastisch vom Rest des Landes unterscheidet. Es gab nur zwei sehr kleine weiterführende Schulen mit einer sehr gemischten Schülerschaft. Weil alles so klein war, gab es weniger sozioökonomische Auslese als im Rest Großbritanniens. Viele meiner Mitschüler kamen aus Bauernfamilien, für nationale Politik interessierten sich weder ich noch die anderen: Lokalpolitik war das Einzige, was für uns relevant war. Alles außerhalb von Orkney war weit weg – sowohl das schottische Parlament Holyrood als auch Westminster in London.

      Dass ich überhaupt zur Uni gegangen bin, lag daran, dass meine Eltern solide Mittelschicht sind. Um mich um meine Bewerbungen zu kümmern und Geld für meine Studiengebühren zu verdienen, nahm ich nach meinem Schulabschluss allerdings erst einmal ein Gap Year und zog nach Edinburgh. Ich wollte mich in Cambridge bewerben – eine verrückte Idee, aber ich hatte nichts zu verlieren.

      Doch während meiner Jahre in Edinburgh wurde mir zum ersten Mal schmerzhaft bewusst, wie beschränkt meine Welt in Orkney gewesen war. Ich begann, regelmäßig BBC-Artikel zu lesen und zu verstehen, was um mich herum passierte. Ich traf zum ersten Mal in meinem Leben Menschen, die jüdisch oder offen schwul waren, und andere, deren Eltern aus China kamen oder die als Drag Queens arbeiteten. Nach der homogenen Gesellschaft in Orkney war Edinburgh eine Offenbarung!

      Seit meinem Umzug nach Edinburgh habe ich eine merkwürdige Beziehung zu Politik und finde mich irgendwo zwischen Labour und den Liberaldemokraten wieder. Das hat viel mit meinen widersprüchlichen Identitäten zu tun: In Orkney stimme ich für die Liberaldemokraten, weil ich die Kandidaten persönlich kenne und weiß, dass sie sich ernsthaft für Orkney einsetzen. Auf nationaler Ebene stimme ich für Labour, weil ich überzeugt bin, dass wir nicht genug für schwächsten Menschen in unserer Gesellschaft tun.

      Der SNP und ihrer Welle des Populismus stehe ich allerdings extrem skeptisch gegenüber. Ich kann bei ihnen keine kohärente politische Philosophie erkennen: Einerseits geben sie sich leicht sozialistisch, andererseits reduzieren sie einkommensbasierte Stipendien für Studierende.

      DIE EINZIGE FRAGE IST, OB ICH MIT DER MEHRHEIT STIMME ODER GEGEN SIE.

      Im letzten Referendum habe ich mit "Nein" gestimmt und dafür auch Wahlkampf in Orkney gemacht. Wenn die Wirtschaft den Bach runtergeht, trifft es letztendlich immer die Menschen, die jetzt schon am wenigsten haben und sich nicht wehren können. Und unsere Wirtschaft komplett vom Öl abhängig zu machen, klang für mich viel zu riskant. Für mich wird es auch dieses Mal von der Wirtschaft abhängen und ich warte noch darauf, von beiden Seiten irgendeinen Plan für unsere wirtschaftliche Zukunft zu hören. Letztendlich erwarte ich so oder so, dass Schottland unabhängig wird. Die einzige Frage ist, ob ich mit der Mehrheit stimme oder gegen sie.

      Nationale Identität spielt dabei für mich keine Rolle – ich scherze oft, dass meine wahre Nationalität orkadisch ist, weil meine Heimatinseln mich so sehr geprägt haben. Wenn ich in Europa unterwegs bin und Witze darüber machen möchte, wie andere Menschen ihren Tee kochen, bin ich britisch. Schottisch fühle ich mich nur, wenn unser Rugby-Team spielt.

      Zu Hause in Orkney hat beim letzten Mal die überwiegende Mehrheit gegen Unabhängigkeit gestimmt, mit 67 Prozent mehr als im Rest des Landes. Ich gehe davon aus, dass es dieses Mal ähnlich sein wird. Die EU und England sind weit weg, aber wir haben dort mehr zu verlieren als viele andere. An meiner Uni sieht es anders aus: Ich bin bei Weitem keine Minderheit und die Studierenden sind ziemlich genau 50/50 – die eine Hälfte hat mit "Ja" gestimmt, die andere "Nein". Aber wenn ich mir die Diskussionen anschaue, die es momentan auf dem Campus gibt, könnte ich mir gut vorstellen, dass viele Studierende ihre Meinung für ein zweites Referendum ändern und offener für ein unabhängiges Schottland sind.

      "UNSERE STIMME WIRD ENDLICH EINE ROLLE SPIELEN"

      Craig, 23, arbeitet in London.

      Ich bin in England geboren, aber schnell mit meinen schottischen Eltern nach Glasgow gezogen. Nach meinem Studium in den Fächern International Business und Deutsch in Edinburgh hatte ich Schwierigkeiten, in Großbritannien Arbeit zu finden, und zog für Praktika erst nach Zypern und dann nach Wien. Seit Ende letzten Jahres arbeite ich in London, wäre aber definitiv lieber in Schottland: Es ist mein Zuhause und der Ort, an dem ich langfristig leben möchte.

      Schon während meiner Jobsuche musste ich oft für Interviews nach London fahren, weil es in den Bereichen, die mich interessieren, fast nichts in Schottland gibt. Ich habe nicht einmal eine Teilzeitposition in einem Sportladen bekommen, auf die ich mich als Übergangsjob beworben hatte! Von den zwanzig Leuten in meinem Studiengang sind nur drei in Edinburgh geblieben und die Hälfte von uns arbeitet jetzt in England.

      Schottland hat zu viele Subkulturen, um von einer kohärenten schottischen Kultur zu sprechen: In Glasgow gibt es die Nachfahren irischer Migranten, ehemalige Minenarbeiter, Schiffsbauer, indische Migranten, Pakistanis. Auch, wenn wir immer noch etwas von dem Rassismus haben, der mit dem britischen Empire einherging, haben wir eine relativ gut integrierte Gesellschaft. Vielleicht hat das etwas mit dem vielen Platz zu tun: Es gibt keine überfüllten Städte wie London und es ist einfach, anderen Menschen aus dem Weg zu gehen.

      WER HIER LEBT, GEHÖRT DAZU.

      Auf dem schottischen Land und an der Küste findet man die freundlichsten Menschen, die ich mir vorstellen kann! In den Städten drückt sich diese schottische Offenheit zum Beispiel in unglaublich guter Arbeit für die LGBTQ+-Communities aus. Und in Glasgow kann man nirgendwo hingehen, ohne jemand Neues kennenzulernen.

      Schottland ist einfach und ehrlich: Leute wollen ihr Bier trinken oder arbeiten oder tun, was auch immer in der Welt ihnen wichtig ist. Wenn du das Gleiche willst, ist der Rest egal. Ich habe das besonders beim Fußball gelernt: Egal, ob du ein Hardcore-Fan oder zum ersten Mal dabei bist – wenn du im Stadion bist, bist du ein Fan wie alle anderen. Schottland ist genauso: Wer hier lebt, gehört dazu.

      Momentan hält uns und das Vereinigte Königreich nur noch die Geschichte zusammen, aber ich habe keine Ahnung, was daran für das Hier und Jetzt relevant ist. Für mich persönlich gibt die Idee des Vereinigten Königreichs nichts her, mit dem ich mich verbunden fühle. Natürlich gibt es Aspekte von England als Land, mit denen ich mich identifizieren kann, aber das war in Irland, Österreich und anderen Ländern, die ich besucht habe, genauso.

      DASS WIR OHNE ENGLAND WIRTSCHAFTLICH NICHT ÜBERLEBEN KÖNNTEN, IST EIN MÄRCHEN.

      Das Vereinigte Königreich könnte etwas Positives sein, aber das kommt darauf an, wie die Idee umgesetzt wird. Letztendlich ist es hier für ein großes Land wie England deutlich einfacher als in der EU, allen anderen seinen Willen aufzudrücken: Neben England gibt es nur drei kleine Nationen, deren Widerstand leicht ignoriert werden kann. Theoretisch könnten alle Mitglieder von der Union profitieren, wenn wir einen effektiveren und gleichberechtigten Prozess für politische Entscheidungen hätten. Doch momentan existiert sie nur noch dank Tradition und Geographie und ohne ein höheres wirtschaftliches, soziales oder kulturelles Ziel.

      Dass wir ohne England wirtschaftlich nicht überleben könnten, ist ein Märchen. Vor Kurzem wurde zum Beispiel ein gigantisches Ölreservoir in der Nordsee direkt vor der schottischen Küste entdeckt, aber darüber redet niemand. Wir könnten unsere erneuerbaren Energien weiterentwickeln, Grenzzölle oder unsere Mehrwertsteuer auf die schottische statt die Londoner Wirtschaft abstimmen, und Firmen willkommen heißen, die dann nicht mehr einfach von London aus operieren könnten. Das aktuelle System ist vor allem für London gut und die Stadt bekommt sämtliche Gelder, während der Rest Großbritanniens ignoriert wird. Schottland leidet darunter genauso wie der unterfinanzierte Norden Englands.

      Ein unabhängiges Schottland würde für mich wie das genaue Gegenteil von Großbritannien gerade aussehen: Egal, ob es von der SNP regiert wird oder nicht, die Perspektiven und Stimmen jüngerer Wähler und Wählerinnen werden eine wichtige Rolle spielen. Junge Schotten sind überwiegend multikulturell, für die EU, offen für ein breites Spektrum von Sexualität und Gender und so politisch engagiert und interessiert wie keine andere Generation in Schottland vor ihnen. Und sie sind in der überwiegenden Mehrheit für die Unabhängigkeit! Mehr als jemals zuvor würden junge Schotten ihr Land mitgestalten können. Natürlich wird es dabei auch Herausforderungen geben, aber im Großen und Ganzen wird die Stimme der jungen Schotten die Zukunft eines unabhängigen Landes maßgeblich beeinflussen: fortschrittlich und offen für den Rest der Welt.

      Quelle: Zeit Online