Den Brexit hat Boris Johnson abgeliefert. Den größten Kampf seiner Amtszeit hat Johnson aber noch vor sich: Er muss das Vereinigte Königreich zusammenhalten.
Corona und seine wirtschaftlichen Folgen sind noch nicht bekämpft, da steht in Großbritannien bereits der nächste Showdown an: Mit den Wahlen in Schottland und Wales im Mai beginnt ein Jahr, dass über den weiteren Zusammenhalt des Königreichs entscheiden kann. Denn überall zwischen Schottland und Nordirland wächst die Unzufriedenheit mit der Regierung in London. Und noch viel schlimmer: Vielerorts bröckelt gar die Identifizierung mit dem Vereinigten Königreich. Eine Bestandsaufnahme:
Johnsons Schottland-Problem
Ende Januar und fast genau ein Jahr nach dem Brexit-Vollzug machte sich Premierminister Boris Johnson überraschend auf nach Schottland. In den Teil Großbritanniens, in dem der Widerstand gegen den EU-Austritt und die Abneigung gegen die Johnson-Regierung am heftigsten ist. Willkommen war er nicht.
Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon nahm sich keine Zeit für ein Treffen mit dem ungebetenen Gast und so drehte Johnson allein seine Werberunden. Sein Besuch sollte zeigen, dass sich Johnson um die Probleme und Wünsche der Schotten kümmert.
Doch genau das bezweifeln immer mehr Schotten. Ein Hauptgrund für die Unzufriedenheit ist die Zentralregierung in London. Schon beim Brexit-Votum 2016 war eine klare Mehrheit für den Verbleib in der EU (62 Prozent) und hadert seitdem mit dem EU-Ausstieg. Und nicht nur damit. "Schottland hat diese Tory-Regierung nicht gewählt, wir haben nicht für den Brexit gestimmt und sicherlich haben wir nicht Boris Johnson gewählt", stellte der Vize der Scottish National Party (SNP), Keith Brown, klar.
Auf seiner schottischen Werbetour hat Johnson auch mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie für die Einheit des Königreichs geworden. "Die großartigen Vorteile der Kooperation des gesamten Vereinigten Königreichs sind niemals deutlicher geworden als seit Beginn der Pandemie", sagte Johnson. Doch ist nur ein geringer Teil der Schotten mit Johnsons Krisenmanagement in der Corona-Pandemie zufrieden, wie der Politikwissenschaftler John Curtice von der Glasgower Universität Strathclyde betont. Seine Widersacherin Sturgeon erhält indes Bestnoten.
Sturgeon ergreift zwar ähnliche Maßnahmen wie Johnson, kommuniziert diese aber viel offener, akkurater, einfühlsamer, schneller und häufiger. Sie hält seit März regelmäßig Briefings ab, bisher sind es über 150. Johnsons Pressekonferenzen zur Corona-Pandemie sind deutlich seltener, werden als weniger einfühlsam empfunden und sind häufig nicht ganz korrekt. Mehr als einmal musste sich Johnson nach seinen Auftritten bereits korrigieren.
Bei den Wahlen zum schottischen Nationalparlament im Mai sagen Umfragen einen Erdrutschsieg der SNP voraus, der auch eine Abrechnung mit dem ungeliebten Johnson wäre. Dann wird die SNP ihre Forderungen nach einem erneuten Referendum zur schottischen Unabhängigkeit noch vehementer vortragen. Johnson lehnt ein zweites Referendum ab. Doch Sturgeon will eine neue Volksabstimmung notfalls vor Gericht durchsetzen. 2014 hatte sich eine knappe Mehrheit für die Einheit ausgesprochen, damals war Großbritannien allerdings noch Mitglied der Europäischen Union. Laut einer Umfrage von "Savanta ComRes" von Mitte Januar sind inzwischen aber 57 Prozent der Schotten für die Unabhängigkeit.
Und das, obwohl das Vereinigte Königreich bei Weitem der wichtigste Handelspartner Schottlands ist – etwa vier Mal so wichtig wie die EU-Staaten zusammen. So gehen 61 Prozent aller schottischen Exporte in den britischen Binnenmarkt, gleichzeitig kommen 67 Prozent aller nach Schottland importierten Waren aus England, Wales oder Nordirland.
Corona und seine wirtschaftlichen Folgen sind noch nicht bekämpft, da steht in Großbritannien bereits der nächste Showdown an: Mit den Wahlen in Schottland und Wales im Mai beginnt ein Jahr, dass über den weiteren Zusammenhalt des Königreichs entscheiden kann. Denn überall zwischen Schottland und Nordirland wächst die Unzufriedenheit mit der Regierung in London. Und noch viel schlimmer: Vielerorts bröckelt gar die Identifizierung mit dem Vereinigten Königreich. Eine Bestandsaufnahme:
Johnsons Schottland-Problem
Ende Januar und fast genau ein Jahr nach dem Brexit-Vollzug machte sich Premierminister Boris Johnson überraschend auf nach Schottland. In den Teil Großbritanniens, in dem der Widerstand gegen den EU-Austritt und die Abneigung gegen die Johnson-Regierung am heftigsten ist. Willkommen war er nicht.
Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon nahm sich keine Zeit für ein Treffen mit dem ungebetenen Gast und so drehte Johnson allein seine Werberunden. Sein Besuch sollte zeigen, dass sich Johnson um die Probleme und Wünsche der Schotten kümmert.
Doch genau das bezweifeln immer mehr Schotten. Ein Hauptgrund für die Unzufriedenheit ist die Zentralregierung in London. Schon beim Brexit-Votum 2016 war eine klare Mehrheit für den Verbleib in der EU (62 Prozent) und hadert seitdem mit dem EU-Ausstieg. Und nicht nur damit. "Schottland hat diese Tory-Regierung nicht gewählt, wir haben nicht für den Brexit gestimmt und sicherlich haben wir nicht Boris Johnson gewählt", stellte der Vize der Scottish National Party (SNP), Keith Brown, klar.
Auf seiner schottischen Werbetour hat Johnson auch mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie für die Einheit des Königreichs geworden. "Die großartigen Vorteile der Kooperation des gesamten Vereinigten Königreichs sind niemals deutlicher geworden als seit Beginn der Pandemie", sagte Johnson. Doch ist nur ein geringer Teil der Schotten mit Johnsons Krisenmanagement in der Corona-Pandemie zufrieden, wie der Politikwissenschaftler John Curtice von der Glasgower Universität Strathclyde betont. Seine Widersacherin Sturgeon erhält indes Bestnoten.
Sturgeon ergreift zwar ähnliche Maßnahmen wie Johnson, kommuniziert diese aber viel offener, akkurater, einfühlsamer, schneller und häufiger. Sie hält seit März regelmäßig Briefings ab, bisher sind es über 150. Johnsons Pressekonferenzen zur Corona-Pandemie sind deutlich seltener, werden als weniger einfühlsam empfunden und sind häufig nicht ganz korrekt. Mehr als einmal musste sich Johnson nach seinen Auftritten bereits korrigieren.
Bei den Wahlen zum schottischen Nationalparlament im Mai sagen Umfragen einen Erdrutschsieg der SNP voraus, der auch eine Abrechnung mit dem ungeliebten Johnson wäre. Dann wird die SNP ihre Forderungen nach einem erneuten Referendum zur schottischen Unabhängigkeit noch vehementer vortragen. Johnson lehnt ein zweites Referendum ab. Doch Sturgeon will eine neue Volksabstimmung notfalls vor Gericht durchsetzen. 2014 hatte sich eine knappe Mehrheit für die Einheit ausgesprochen, damals war Großbritannien allerdings noch Mitglied der Europäischen Union. Laut einer Umfrage von "Savanta ComRes" von Mitte Januar sind inzwischen aber 57 Prozent der Schotten für die Unabhängigkeit.
Und das, obwohl das Vereinigte Königreich bei Weitem der wichtigste Handelspartner Schottlands ist – etwa vier Mal so wichtig wie die EU-Staaten zusammen. So gehen 61 Prozent aller schottischen Exporte in den britischen Binnenmarkt, gleichzeitig kommen 67 Prozent aller nach Schottland importierten Waren aus England, Wales oder Nordirland.