Politik

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    Es gibt 350 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von scotlandfever.

      Kurzfristige Wahltaktik der Konservativen: Spaltung von Schotten und Engländern

      Die britischen Konservativen spielen im Kampf um jede Stimme die nationalistische Karte in England. Dass sie damit den Graben zu Schottland vertiefen, nehmen sie in Kauf.
      Sie sei eine Lady Macbeth in Highheels und kurzem Röckchen, eine Männerfresserin, eine Abrissbirne, die gefährlichste Frau der Welt. So und mit weiteren Geschmacklosigkeiten bezeichneten konservative Politiker und Medien in England diese Woche Nicola Sturgeon, Schottlands Chefministerin und populärste Politikerin. Diese Sprache spricht für sich. In einem auch zwei Wochen vor dem Wahltag verzweifelt knappen Wahlkampf drohen den Konservativen die Felle davonzuschwimmen. Die Panik vor dem Machtverlust in Westminster schaltet vernünftiges langfristiges Denken aus.

      Kurzfristiges Kalkül

      Wer so von der Regierungschefin der kleinen Brudernation spricht, scheint sich von der 300-jährigen Union zwischen Schottland und England verabschiedet zu haben. Doch es waren dieselben Konservativen, die erst im September vor der Volksabstimmung über ein unabhängiges Schottland vehement für den Verbleib der angeblich so geliebten Schotten geworben hatten. Und es war Sturgeons Schottische Nationalpartei (SNP), die damals und weiterhin als oberstes Ziel die Auflösung der Union anstrebt, ein Ziel, das durch die aggressive Rhetorik aus England befeuert wird wie mit einem gewaltigen Blasbalg. Verkehrte Welt.

      Der konservative britische Premierminister Cameron ging diese Woche noch weiter. Er warf der SNP nicht nur vor, im Fall eines Regierungsbündnisses mit Labour mit allen Mitteln und Finten die Zerstörung des Vereinigten Königreichs anzustreben. Er versagte deren Abgeordneten im Parlament von Westminster schlicht jegliche Legitimität, bei der Regierungsbildung mitzureden. Am Freitag veröffentlichte Cameron zudem zum ersten Mal ein «englisches Wahlmanifest». Darin kündigte er an, in den ersten hundert Tagen nach einem Wahlsieg die Mitsprache der schottischen Unterhausabgeordneten bei Steuergesetzen, die nur England beträfen, durch ein neues Gesetz auszuschliessen.

      Der Hintergrund dieser Ranküne ist leicht durchschaubar. Wegen einer dramatischen Verschiebung der Wählergunst in Schottland weg von Labour und hin zur SNP deutet alles darauf hin, dass Labour ohne eine wie auch immer geartete Kooperation mit den schottischen Nationalisten keine Chance hat, eine Regierung in Westminster zu bilden. Von den 59 schottischen Sitzen im Unterhaus könnten dank Mehrheitswahlrecht bis zu 50 den Nationalisten zufallen, nach bloss 6 Sitzen vor fünf Jahren. Labours Vertretung könnte von 41 auf noch eine Handvoll schottischer Abgeordneter schrumpfen. Selbst Labours designierter Schottland-Minister, Murphy, und der designierte Aussenminister, Alexander, müssen um ihre Wiederwahl bangen. Die Partei hat im rüden Kampf gegen die Unabhängigkeit an der Seite der unbeliebten Tories viel Vertrauen in Schottland zerstört.

      Indem die Konservativen, die in Schottland mit nur einem Abgeordneten nichts zu verlieren haben, das nationalistische Feuer schüren, treiben sie noch mehr Wähler in die Arme der SNP und schwächen Labour. Gleichzeitig spekulieren sie darauf, mit ihrem Getöse englische Nationalisten von deren neuer Heimat Ukip zu sich «nach Hause» zu führen. Jede Stimme zählt, und erste Hinweise aus den Wahlkreisen deuten darauf hin, dass das Kalkül funktionieren könnte. Dafür setzt man bedenkenlos die Überlebenschancen der Union aufs Spiel. Über so viel Skrupellosigkeit zeigen sich selbst Tory-Grössen wie der frühere Parteipräsident Lord Tebbit oder der frühere Schottland-Minster Lord Forsyth in öffentlichen Stellungnahmen erschrocken.

      Die Politik nach links ziehen

      Sturgeon und ihr für das Unterhaus kandidierender Vorgänger Salmond machen kein Hehl daraus, dass das langfristige Ziel der Partei die Unabhängigkeit Schottlands ist. Doch hört man Sturgeon genau zu, wird klar, dass sie damit keine Eile hat. Ob sie noch in diesem Jahrzehnt ein zweites Referendum anstreben werde, hat sie am Freitag in einem Interview vom Willen der Schotten und von unerwarteten Ereignissen abhängig gemacht. Die Nationalisten wollen das Risiko minimieren, in einer zweiten Abstimmung eine zweite Niederlage einzustecken und das Ziel damit auf lange Zeit zu blockieren. Die Unterhauswahl vom Mai habe nichts mit der Unabhängigkeit zu tun, hat Sturgeon erklärt. Vielmehr wolle die SNP eine Tory-Regierung verhindern und die Politik einer Labour-Regierung nach links dirigieren – so wie das im vorwiegend sozialdemokratischen Schottland populär ist. Das ist in einer Demokratie nicht illegitim, sondern normal.

      Quelle: Neue Zürcher Zeitung


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."
      So sieht das aus. Und dieser Cameron schreckt eh vor nichts zurück.


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Überraschung im britischen Wahlkampf: Eine neue Chance für den schottischen Staat

      Die Anführerin der schottischen Nationalisten wird zum Star des britischen Wahlkampfes. Sie könnte nach der Wahl den Regierungschef bestimmen und eine neue Gelegenheit schaffen, Schottland in die Unabhängigkeit zu führen.

      Die Chance auf Unabhängigkeit hat jede Generation nur ein Mal. Wenn sich die schottischen Parteien vor dem Referendum im September auf etwas einigen konnten, dann auf diese Aussage. Der schottische Regierungschef Alex Salmond sagte immer wieder: Egal, wie knapp das Ergebnis ausfällt – die andere Seite sollte dieses Ergebnis akzeptieren. Salmond verlor, Schottland blieb Teil des Vereinigten Königreichs, Salmond dankte ab. Das Thema der schottischen Unabhängigkeit schien erledigt.

      Doch das hat sich geändert. Die Abspaltung des nördlichen Landesteils scheint wieder möglich zu sein, und zwar bald.

      Was Alex Salmond nicht schaffte, könnte seiner Nachfolgerin Nicola Sturgeon gelingen. Seit November 2014 ist sie Erste Ministerin und Chefin der SNP, der Scottish National Party. Die SNP ist eine linke Partei, die sich gegen Ausgabenkürzungen, gegen Atomwaffen, für einen höheren Mindestlohn und für ein besser finanziertes Gesundheitssystem einsetzt. All dies will sie vor allem dadurch erreichen, dass sich Schottland vom Rest Großbritanniens lossagt.

      Engländer sympathisieren mit schottischen Nationalisten

      Nach dem verlorenen Referendum sollte es eigentlich Sturgeons Aufgabe sein, die Regierung in London an ihre Versprechen zu erinnern, die von zusätzlichen Rechten für das Parlament in Edinburgh bis zu einem neuen Weltraumbahnhof reichten. Doch der Wahlkampf für die anstehende Parlamentswahl in Großbritannien läuft für die 44-Jährige so gut, dass wieder alles möglich scheint. Sturgeon erstritt sich einen Platz in den TV-Debatten und wurde dadurch auch in England bekannt. Die Briten sind das alte Spiel zwischen Tory-Regierungschef und Labour-Herausforderer leid. Die Zuschauer verteilten die besten Noten an Sturgeon und Nigel Farage von der rechtspopulistischen Ukip. Einige Wähler bedauern schon, dass die SNP nicht auch in England Kandidaten aufstellt.

      Selbst die Zeitungen, die im vergangenen Jahr fast alle Position gegen die schottische Unabhängigkeit bezogen, feiern Sturgeon. Wenn es die SNP nicht gäbe, könnte sie sich um den Labour-Vorsitz bewerben, schreibt der "Independent". Sturgeon, die viel Zeit ohne eigenes Profil im Schatten Salmonds verbrachte, gilt nun als charismatische Führungsfigur, die vielleicht sogar mehr erreichen kann als ihr Vorgänger.

      Die Wähler in Schottland sind schon lange auf ihrer Seite. Umfragen sagen voraus, dass die SNP landesweit 4 Prozent der Stimmen bekommen könnte. Bedenkt man, dass nur 8 Prozent der Briten Schotten sind, ist das eine Menge. Wegen des Mehrheitswahlsystems könnte die SNP außerdem mit diesen 4 Prozent der Stimmen über 8 Prozent der Unterhaussitze gewinnen, nämlich 57 der 59 schottischen Sitze. Alle bis auf zwei schottische Abgeordnete im britischen Unterhaus wären damit SNP-Mitglieder. Als sicher gilt, dass die SNP im neuen Parlament die drittstärkste Partei sein wird. Das würde ihr die Rolle des Königsmachers verleihen: Sie könnte Labour zur Mehrheit verhelfen und sich damit das Recht erkaufen, ein neues Referendum abzuhalten. Das wäre ein doppelter Sieg. Die SNP hätte nicht nur eine unverhoffte Chance auf ein unabhängiges Schottland, sondern auch noch Einfluss auf den Premierminister, mit dem sie die Details dieser Unabhängigkeit verhandeln müsste.

      Wenn Labour und SNP keine Mehrheit bilden können und David Cameron Premierminister bleibt, könnte die Unabhängigkeit Schottlands sogar noch wahrscheinlicher werden. Denn dann geht die wirtschaftsliberale und konservative Politik weiter, die den wenigsten Schotten passt. Außerdem hat Cameron den EU-Kritikern versprochen, im Falle eines Wahlsiegs über den Austritt aus der EU abstimmen zu lassen. Die wenigsten Schotten haben dafür Verständnis. Wenn Großbritannien die EU verlässt, ist Schottland wohl nicht im Königreich zu halten.

      Quelle: n-tv


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Schotten wittern Gelegenheit, London zu übernehmen

      Weder Tories noch Labour können sich eines Siegs am 7. Mai sicher sein. Stattdessen werden Schottlands Nationalisten die britische Politik bestimmen. Und sie haben mit London viele Rechnungen offen.

      Nur wenige Patienten sitzen an diesem Aprilmittag im Wartezimmer der öffentlichen Poliklinik in Easterhouse. Ein Mann um die dreißig, Nacken und Hals tätowiert, begrüßt eine Bekannte. "Ich bekomme neue Zähne", freut er sich lautstark, und versteckt sein Lachen hinter einer Hand. Als er sie wieder senkt, ist ganz kurz ein einziger Zahn zu sehen, der einsam in seine Mundhöhle ragt.

      Die Cafeteria nebenan in Morrison's Supermarkt ist gut besetzt. Jim Johnson lässt sich ein Full Scottish Breakfast schmecken: Spiegelei, gebratener Speck, in Butter frittierter Toast, eine grützeartige Blutwurst, gebackene weiße Bohnen. Die Gäste, die an den anderen Tischen ähnlich gehaltlose Gerichte verzehren, lassen sich bei genauerem Hinsehen leicht in zwei Typen aufteilen: blass und hohlwangig. Oder blass und übergewichtig.

      Easterhouse liegt im Osten von Glasgow und besitzt den traurigen Ruhm, dass die Lebenserwartung hier nicht höher liegt als im Gaza-Streifen. Arbeitslosigkeit, Kinderarmut, Gewalt, Drogen – die ganze lange Liste typischer sozialer Brennpunkte.

      Am 7. Mai sind in Großbritannien Wahlen, und Easterhouse sollte eigentlich wie immer ein Wahlkreis sein, auf den die sozialdemokratische Labour-Partei unbesorgt zählen kann. Aber diese Wahl ist anders. "Ich werde zum ersten Mal im Leben die SNP wählen", sagt Jim Johnson und nimmt einen Löffel Bohnen. SNP ist die Abkürzung für Scottish National Party, die Partei der schottischen Nationalisten, die für eine Unabhängigkeit kämpfen. "Ich habe immer Labour gewählt. Aber die haben unsere Stimme zu lange als selbstverständlich genommen. Das ist jetzt vorbei."

      Jim ist gerade mal 50, aber nach einem Herzinfarkt musste er seinen Job als Gerüstbauer aufgeben. Gerade in Zeiten, in denen die regierenden Konservativen von London aus brachiale Kürzungen der Sozialleistungen durchziehen, müssten die Sozialdemokraten seine erste Wahl sein. Aber: "Labour ist nicht mehr Schottland. Die sind ein Teil von Westminster geworden." Westminster, das ist das Synonym für den Politiker-Klüngel in London.

      Die Labour-Partei, sagt Jim, habe die Schotten verraten, weil sie im vergangenen September gegen ein Ja der Schotten zur Unabhängigkeit gekämpft hatte – und das auch noch gemeinsam mit den verhassten Konservativen. Jim streicht sich über den kahl rasierten Kopf und grinst. "Fühlt sich ganz gut an, denen da unten mal den Marsch zu blasen."

      Treffen die Umfragen auch nur halbwegs zu, wird das SNP-Ergebnis nicht nur Labour, sondern die gesamte britische Politik ins Taumeln bringen. Kühne Umfragen sehen die SNP bei 50 von 59 schottischen Unterhaussitzen – bisher hatte die Partei gerade einmal sechs. In jedem Fall wird die SNP drittstärkste Kraft im House of Commons. Und entscheidet darüber, wer in 10 Downing Street, den Sitz des Premierministers, einziehen darf. Vier Millionen schottische Wähler, die das Schicksal von 65 Millionen Bürgern bestimmen.

      Nicola Sturgeon machte ihre Partei zu einem Topthema

      Darum geht es in den letzten Tagen Wahlkampf geht fast nur noch um sie: die Erste Ministerin der Schotten, Nicola Sturgeon. Bereits als Anfang April die einzige TV-Debatte der Spitzenkandidaten stattfand, gewann weder Premier David Cameron noch sein Labour-Herausforderer Ed Miliband. Strahlende Siegerin: Sturgeon, die seit November SNP-Vorsitzende ist. Die 44-Jährige ist redegewandt, dabei immer ruhig, sie besitzt einen überragenden Machtinstinkt.

      Ihre Gegner sind so verzweifelt, dass sie sich in Äußerlichkeiten verbeißen: Da geht es um die Höhe von Sturgeons Absätzen oder ihre knallroten, eng geschnittenen Kostüme. Die Schottin selbst ficht das nicht an. Sie reiche "England und Wales eine Hand der Freundschaft", schnurrte Sturgeon dieser Tage bei der Vorstellung des Parteiprogramms.

      Sie ist zwar keine Kandidatin bei den bevorstehenden Unterhauswahlen in Großbritannien, aber dennoch eine bedeutende Politikerin auf der Insel. Mit beeindruckenden Auftritten hat Sturgeon ihre Partei und sich selbst zu einem politischen Topthema gemacht. "Es ist ein Phänomen", sagt Ben Page vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos Mori. "Sie tut all die Dinge, die man in der Politik nicht tun sollte, und es scheint zu funktionieren."

      Sturgeons Versprechen, Camerons radikalen Sparkurs zu beenden, kommt gut an in einem Land, in dem die realen Löhne heute immer noch niedriger liegen als vor Beginn der Finanzkrise 2008.

      Seit 1959 gewinnt Labour alle Unterhauswahlen in Schottland

      Ein Bündnis mit Camerons Tories hat die SNP schon lange kategorisch ausgeschlossen. Labour aber, die laut Umfragen mit den Tories gleichauf liegt, würden die Nationalisten unterstützen. Nicht als Koalitionspartner, sondern je nach Gesetzesvorlage. Ed Miliband, Vorsitzender der Labour-Partei, befinde sich schon jetzt "im Griff der Python", warnt deshalb die Kommentatorin des "Evening Standard".

      Doch bleibt Miliband eine andere Chance? Seit 1959 hat die Partei in Schottland alle Unterhauswahlen gewonnen, jetzt aber muss sie um fast jeden ihrer noch 41 Sitze bangen.

      Willie Bain weiß das, und darum klopft er seit Anfang April jeden Tag zwei Mal in seinem Wahlkreis an die Türen, sieben Tage die Woche, bei jedem Wetter, und das war die meiste Zeit ziemlich mies. Seit 2010 sitzt er für Labour im Unterhaus, sein Bezirk Glasgow-Nordost ist Herzland der Sozialdemokraten – Arbeiterschicht, viele Rentner. "In den vergangenen fünf Jahren habe ich bei 28.000 Wählern geklingelt", sagt er stolz. Als Bain 2010 gewählt wurde, hatte der 42-Jährige 54 Prozentpunkte Vorsprung vor dem SNP-Kandidaten. "Aber dieses Mal ist das Rennen verdammt eng."

      Steht ein Rentner in der Tür, bittet Bain um seine Stimme, "damit wir die Tories aus Westminster rauskriegen". Der Slogan hat ja immer schon gezogen. Öffnet ein junger Wähler, verspricht Bain, dass Labour den Mindestlohn anheben und die verbreiteten Null-Stunden-Verträge abschaffen will, die keine festen Arbeitsstunden garantieren.

      Nur: Alles das verspricht auch die SNP. Die nächste britische Regierung müsse den Sparkurs aufgeben und stattdessen auf öffentliche Investitionen setzen. Und natürlich die Trident abschaffen, die nuklearen Interkontinentalraketen, die an Schottlands Westküste stationiert sind. Eine Forderung, der kein britischer Premier jemals zustimmen könnte.

      Steven Paterson sitzt derweil in einem Café in der Altstadt von Stirling. Das Städtchen ist Schottlands Tor zu den Highlands, in seiner Burgkapelle wurde Maria Stuart 1543 gekrönt. Paterson ist Kandidat der SNP, und er macht keine Prognose, ob er gegen Labour gewinnen kann. Mehr als 10.000 Stimmen lag deren Abgeordnete 2010 vor den Nationalisten.

      Aber man solle einfach mal in die Fenster der Buchmacher schauen, wie die Wetten stehen, flüstert Paterson. Und sagt dann laut: "Die Leute haben die zynischen Deals von Labour und Konservativen satt." Hier im Stadtrat von Stirling, wo eine Koalition der beiden die SNP-Mehrheit blockiere. Und im vergangenen Herbst mit ihrer unheiligen Allianz gegen die schottische Unabhängigkeit. Jetzt sei die Gelegenheit da, Kontrolle zu übernehmen.

      In Stirling erwachen Legenden zum Leben

      Man darf nicht vergessen: Im Morast unter dem aktuellen politischen Gezerre liegen Jahrhunderte Geschichte, Jahrhunderte der Feindschaft, der Kriege, der Besatzung. Und das Bewusstsein, dass sich ein kleines Volk immer wieder erfolgreich gegen den Goliath aus dem Süden zu wehren wusste. Ein paar Kilometer außerhalb von Stirling erwacht die Legende in 3-D zum Leben. Wo jetzt das Battle of Bannockburn Visiting Centre steht, soll Robert the Bruce im Frühsommer 1314 seine Zelte aufgeschlagen haben, hier überrannte er das mit 20.000 Mann doppelt so starke und viel besser bewaffnete Heer des englischen Königs Edward II.

      Mit großem Pomp und schottischer Politprominenz zum 700. Geburtstag der Schlacht eröffnet, atmet alles in Bannockburn Nationalstolz: Eine gewaltige Bronzestatue von Robert the Bruce zu Pferde; ein 15 Meter hoher Flaggenmast an der Stelle, an welcher der König seine Standarte in den Boden gerammt haben soll. Im Inneren des Museums selbst sinnen lebensgroße 3-D-Krieger auf Rache. "Einer nach dem anderen sind meine Brüder von den Engländern abgeschlachtet worden", schwört Edward zischend, der jüngere Bruder von Robert the Bruce. "Jetzt werden diese Mörder für ihre Sünden mit Blut zahlen."

      Quelle: Die Welt


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."
      Ganz sicher nicht. Aber es wäre mal etwas anderes. :D


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Wahlkampf-Endspurt in Großbritannien - Die Königsmacher aus dem Norden

      Schottland war mal Labour-Land. Doch das ist vorbei. Die schottische Nationalpartei ist populär wie nie, trotz des verlorenen Referendums über die Unabhängigkeit. Und so könnte sie bei der Wahl am 7. Mai zur Königsmacherin werden.

      Moray ist Schottland aus dem Bilderbuch: Auf den grünen Hügeln hoppeln die kleinen Lämmer den Mutterschafen hinterher, am Straßenrand blüht knallgelb der Ginster. Die Dünen am Ufer des Moray Fjords an der tiefblauen Nordsee ziehen sich weit ins Land, am Horizont die noch schneebedeckten Gipfel der schottischen Highlands. Angus Robertson sitzt seit 2001 für den Wahlkreis Moray im Unterhaus in London.


      Angus Robertson hat eine deutsche Mutter und einen schottischen Vater, er spricht Deutsch mit leicht österreichischem Akzent, denn er hat einige Jahre als Reporter für den ORF in Wien gearbeitet. Jetzt lebt er in Moray, ist 55 Jahre alt, Fraktionsvorsitzender der schottischen Nationalisten, der SNP, im Unterhaus in London und Wahlkampfleiter seiner Partei.

      Sichere Wiederwahl für den SNP-Mann

      Um seine Wiederwahl muss er sich keine Sorgen machen. Wenn er in Elgin, der größten Stadt Morays, an die Türen klopft, öffnet fast immer ein SNP-Wähler. Im Blackburn Court, einer Kleine-Leute-Siedlung, geht ein junger Vater an die Tür, auf dem Arm ein kleines Kind, ein zweites, mit Nutella-Spuren um den Mund herum, hält sich an Daddys Hose fest. "Bis zum Referendum über die schottische Unabhängigkeit", sagt er, "bin ich nie zur Wahl gegangen. Aber das Referendum hat mich zum Wähler gemacht. Ich denke, wir müssen selber die Macht über unser Land haben. Wir wollen uns nichts mehr vorschreiben lassen, von den reichen Leuten in Südengland, denen wir doch total egal sind."

      Diesen jungen Schotten muss Angus Robertson nicht überzeugen, aber er macht ihm Mut. Die SNP könne bei der Unterhauswahl zum Zünglein an der Waage in London werden und damit eine ganz starke Position in der britischen Politik haben. Zum Abschied sagt Robertson dem jungen Mann nur noch: "Sehen sie zu, dass sie am 7. Mai aus dem Haus kommen und wählen!" Der Mann antwortet: "Klar, machen wir. Damit unsere Kinder und Enkel eine bessere Zukunft haben!"

      Schotten durch Referendum politisiert

      Das Unabhängigkeits-Referendum im vergangenen September hat die politische Landschaft in Schottland entscheidend verändert. Und es sieht ganz so aus, als würde sich nun, nach dem 7. Mai, auch die Politik in ganz Großbritannien grundlegend ändern. Die schottischen Nationalisten, deren erstes Ziel die Unabhängigkeit ist, haben das Referendum zwar verloren. Mit 55 zu 45 Prozent haben die Schotten dafür gestimmt, Teil Großbritanniens zu bleiben.

      Doch das Ringen um dieses Referendum hat die Schotten in hohem Grade politisiert und den Ruf nach mehr Mitsprache noch lauter werden lassen. Das hilft jetzt Angus Robertson und der SNP: "Schottland ist von unserer Referendums-Kampagne sehr gezeichnet. Man hat zwei Jahre lang unter Freunden, innerhalb von Familien, im Betrieb, im Bus sitzend, mit Nachbarn darüber regelmäßig gesprochen. Wir sind jetzt eine sehr, sehr politisierte Gesellschaft."

      Die Leidtragenden dieser Umbruchstimmung sind nicht so sehr die Konservativen. Sie haben hier oben im Norden ohnehin nichts mehr zu melden, seit Margaret Thatchers Wirtschaftsliberalismus die schottische Industrie und den Bergbau zerstört hat. Die Konservativen haben seitdem nie mehr die Herzen der Schotten erreicht: Bei der Wahl 2010 schaffte nur ein einziger Konservativer aus Schottland den Sprung ins Unterhaus. Schottland war seit der Thatcher-Ära immer Labour-Land. Labour schickte vor fünf Jahren 41 Abgeordnete aus Schottland nach London - es sind ihre Sitze, die die schottischen Nationalisten jetzt bedrohen.

      Umfragen für Labour verheerend

      Die Labour-Abgeordnete Pamela Nash ist auf Wahlkampf-Tour durch Holytown, das zu ihrem Wahlkreis Airdrie and Shotts vor den Toren Glasgows gehört. Nash ist 2010 erstmals ins Unterhaus eingezogen. Die 30 Jahre alte Labour-Frau war in der vergangenen Legislaturperiode die jüngste Abgeordnete in London. Doch ihre politische Karriere könnte am 7. Mai schon wieder zu Ende sein. Denn auch in Airdrie and Shotts liegt in den Umfragen jetzt der Kandidat der schottischen Nationalisten vorn. Und hinter den Türen in Holytown trifft Pamela Nash vor allem SNP-Wähler.

      Verheerende Umfrage-Werte für Labour

      Die Umfragen für Labour in Schottland sind bislang verheerend: Die schottischen Nationalisten könnten danach die Zahl ihrer Sitze im Unterhaus von sechs auf etwa 50 Sitze steigern, so viel wie noch nie. Labour würde danach nur eine Handvoll schottische Abgeordnete nach London schicken, so wenig wie noch nie. Immer wieder trifft Pamela Nash an der Haustür auf Wähler, die früher für Labour gestimmt haben, jetzt aber für die SNP und ein unabhängiges Schottland sind. So wie dieser Bauarbeiter: "Beim letzten Mal habe ich für Labour gestimmt, aber seit dem Referendum bin ich für die SNP."

      Das Unheil für Labour deutete sich schon im September bei der Auszählung des Unabhängigkeits-Referendums an. Ausgerechnet die Labour-Hochburg Glasgow stimmte damals mit Mehrheit für die Unabhängigkeit Schottlands, obwohl die Labour-Party, zusammen mit den Konservativen, für die Einheit Großbritanniens getrommelt hatte. Dieser Schulterschluss mit den verhassten Konservativen verfolgt die Labour-Wahlkämpfer bei jedem ihrer Hausbesuche. Das gibt auch Pamela Nash zu: "Bei einigen Leuten ist der Eindruck entstanden, dass Labour und Tories zusammenarbeiten. Das hat uns geschadet. Aber ich sage denen dann: Damals ging es nicht darum, mit den Tories in ein Bett zu steigen. Hier ging es um den Kampf für die nationale Einheit."

      Gute Wirtschaftslage kommt in Schottland nicht an

      Die Konservativen wollen mit den guten Wirtschaftsdaten die Wahl am 7. Mai gewinnen: die Wirtschaft Großbritanniens wächst so stark wie in keinem anderen großen Industrieland, die Zahl der Arbeitslosen sinkt - nur davon ist in Glasgow und Umgebung wenig zu spüren. Die alten Industrien sind zerstört, eine Arzneimittelfabrik, auf die die Menschen in Airdrie große Hoffnungen gesetzt hatten, hat gerade wieder dicht gemacht. Die Leute hier richten ihre Hoffnung auf bessere Zeiten diesmal nicht auf die alte Arbeiterpartei, sondern auf die schottischen Nationalisten. Die über hundert Jahre alte Labour-Party werde inzwischen häufig als Teil des Establishments gesehen, meint Nash, etwas ernüchtert von ihren Hausbesuchen.

      Doch die junge Abgeordnete hat noch nicht aufgegeben. Sie sagt, es gebe ja noch so viele unentschiedene Wähler, und die versucht sie mit dem Argument zu überzeugen: Wer die Konservativen aus der Regierung werfen wolle, der müsse Labour wählen. Diese Rentnerin in Holytown hat sie damit überzeugt: "Wir stehen hinter Dir, Pam! Wir wollen die Tories los werden. Die machen unser staatliches Gesundheitssystem kaputt."

      Auf dem Marktplatz von Airdrie sitzt ein alter Mann. Er gibt zu, in Versuchung geraten zu sein, SNP zu wählen. Denn er findet Nicola Sturgeon, die neue schottische Ministerpräsidentin, Parteichefin der Nationalisten und seit ihren Auftritten in den Fernsehdebatten hoch im Kurs, ziemlich sympathisch. Trotzdem wird der alte Mann sein Kreuz bei Pamela machen. "Ich werde natürlich für Labour stimmen. Labour ist für die Arbeiter. Ich bin zu alt, um noch etwas Neues auszuprobieren."

      Kopf-an-Kopf-Rennen zeichnet sich ab

      Wenn die Umfragen recht behalten, dann werden weder die Tory-Konservativen noch Labour eine absolute Mehrheit im Unterhaus erreichen. Premierminister David Cameron und Oppositionsführer Ed Miliband liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Labour-Chef Miliband könnte bei diesem Rennen einen entscheidenden Vorteil haben. Er wird wohl im neuen Parlament mehr mögliche Bündnispartner als Cameron haben. Denn die schottischen Nationalisten wollen auf keinen Fall ein Bündnis mit den Konservativen eingehen. Die SNP will zwar auch keine Koalition mit Labour, kann sich aber vorstellen, eine Labour-Regierung zu unterstützen.

      Ihr Wahlkampfleiter Angus Robertson nennt dafür drei Bedingungen: "An der ersten Stelle mehr Befugnisse für Schottland. Dass wir unsere Demokratie stärken können, mit mehr Befugnissen für unser Parlament in Schottland. Zweitens, dass wir gegen die Sparpolitik sind, die die Tories durchgepeitscht haben. Das muss man verändern. Denn die Armen unserer Gesellschaft leiden sehr darunter. Und Drittens: wir stehen kurz vor der Entscheidung über eine neue Generation der Atomwaffen. Das werden wir nicht unterstützen. Wir brauchen keine Atomwaffen."

      Vor allem dieser letzte Punkt könnte zu einem Stolperstein für ein Bündnis zwischen schottischen Nationalisten und Labour werden. Alle vier britischen Atomwaffen-U-Boote, auf denen die nukleare Abschreckung des Landes beruht, liegen in Bunkern an der Küste vor Glasgow. Die SNP will sie loswerden. Die Konservativen und bisher auch Labour wollen diese Boote mit den Nuklearraketen an Bord aber durch eine neue U-Boot-Generation ersetzen.

      SNP und Labour einig in der Europa-Frage

      Einig sind SNP und Labour aber schon jetzt in der Frage, ob Großbritannien in der Europäischen Union bleiben sollte. Robertson sagt dazu: "Wir sind pro-europäisch. Dass wir von einer extremen englischen europafeindlichen Politik ausgezehrt werden, das ist eine sehr riskante Bedrohung für uns. Wir setzen uns dafür ein, dass wir weiterhin Teil der Europäischen Union bleiben können."

      Labour und die SNP wollen kein Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft, mit dem Premierminister Cameron um die Stimmen der konservativen und rechten Wähler kämpft. Ohne die EU würden noch mehr Jobs in Glasgow, Airdrie und Umgebung verloren gehen, meint Labour-Kandidatin Nash: "Wir wollen in der EU bleiben. Wir sehen die Vorzüge dieser Mitgliedschaft. Natürlich wollen wir die Europäische Union reformieren, aber das schafft man nur, wenn man drin bleibt, und nicht von draußen."

      Neues Referendum über Unabhängigkeit Schottlands?

      Also kein EU-Referendum mit Labour und SNP. Aber vielleicht ein neues Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands. Nach der Niederlage im vergangenen September hatten die schottischen Nationalisten erklärt, sie würden es in dieser Generation nicht noch einmal versuchen. Doch jetzt, wo er an den Haustüren in Elgin in seinem Wahlkreis Moray so viel Zustimmung bekommt, klingt SNP-Wahlkampfmanager Robertson schon wieder ganz anders: "Ich bin der festen Überzeugung, dass es in den nächsten Jahren zu einer weiteren Volksbefragung kommen wird. Und dass wir dann mit Ja abstimmen werden", so Robertson.

      Quelle. ARD


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Schottische Nationalpartei - Wedeln mit dem britischen Hund

      In seinem Wahlkampfbüro hat Ian Murray ein Regalbrett montiert, auf dem er die schönsten Tassen der Labour Party sammelt. Sein Prachtstück ist aus den Neunzigern und trägt den Spruch: „Hätten die Torys eine Seele, würden sie sie verkaufen“. Murray mag die Tasse nicht nur, weil er sie lustig findet. Sie erinnert ihn an die gute alte Zeit, als seine Partei noch gegen die Konservativen kämpfte und dabei meistens gewann. Jetzt steht der Gegner links, und die Labour Party verliert fast immer. Man kann es auch hässlicher ausdrücken: Die Schottische Nationalpartei (SNP) droht Murray und seine Parteifreunde an diesem Donnerstag von der schottischen Landkarte zu tilgen und die Machtverhältnisse im Königreich aufzumischen.

      Murray hat die SNP hassen gelernt. Wenn er über die neue Konkurrenz redet, verändern sich seine Gesichtszüge, die Mundwinkel fallen nach unten. „Sie versprechen allen einen Topf mit Gold“, sagt er finster. Oder: „Sie reden links, aber sie handeln nicht links.“ Murray klingt empört, manchmal zornig. Aber mehr noch schwingt Ratlosigkeit mit, fast ein Hauch politischer Kapitulation. Auf der Kaffetasse der Konkurrenz würde es heißen: „Hätte die Labour Party eine Moral, wäre sie gebrochen“.

      An 19.000 Türen geklingelt

      Im Westen, anderthalb Autostunden von Murrays Wahlkampfbüro entfernt, kämpft Jim Murphy in „East Renfrewshire“ um sein politisches Überleben. Er ist der Chef der schottischen Labour Party. Nebenan, in „Paisley and Renfrewshire South“, fürchtet Douglas Alexander um den Wiedereinzug ins Parlament. Er soll eigentlich Außenminister werden, wenn die Labour Party die Wahlen gewinnt. Beide Prominentenwahlkreise drohen an die SNP zu fallen, woran gemessen eine Niederlage Ian Murrays verkraftbar erscheint – aus Sicht der Partei. Aus Murrays Sicht täte dies ganz schön weh.

      Normalerweise gibt es auch in der britischen Politik so etwas wie Gerechtigkeit. Wer sich für seinen Wahlkreis einsetzt, hat in der Regel gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Ian Murray war sehr fleißig. Er rangiert auf Platz 15 der Abgeordneten, wo es um deren „Responsiveness“ geht, also um die Zugänglichkeit für die Wähler. 12.000 Leuten in seinem Wahlkreis habe er „direkt geholfen“, bilanziert er auf seiner Internetseite. An 19.000 Türen hat er geklingelt. In Wahlkampfveranstaltungen sagt er: „Ich habe mir die Füße für Sie abgelaufen.“ Es hilft nichts. Der SNP-Mann liegt vorne.
      Wenn Murray sein Büro verlässt, passiert er hübsche alte Häuser mit Vorgärten, vor denen Mittelklasseautos parken. Der Süden von Edinburgh ist keine Arbeitergegend. In seiner Sozialstruktur ähnelt der Wahlkreis Schottland als Ganzem, und Schottland ist eine vergleichsweise wohlhabende Nation. Bis in die achtziger Jahre hinein wurde hier konservativ gewählt. Dann zog Margaret Thatcher in die Downing Street ein, befremdete die auf Ausgleich bedachten Schotten und verhalf der Labour Party zu Attraktivität. So wählten die Edinburgher Tony Blair ins Amt. Als der, wie hier manche sagen, ebenfalls „zu marktradikal“ wurde und dann auch noch mit George W. Bush in den Irak-Krieg zog, begann der Aufstieg der Liberaldemokraten.


      SNP könnte drittstärkste Fraktion werden

      All diese Entwicklungen spiegelten sich im Wahlergebnis vom Mai 2010 wider. Murray gewann knapp, sehr knapp. Nur 316 Stimmen trennten ihn vom Zweitplazierten – einem Liberaldemokraten. Die Torys mussten sich mit Platz drei begnügen, erhielten aber immerhin noch 22 Prozent. Abgeschlagen, auf Platz vier, lag die SNP: 7,7 Prozent, mehr war nicht drin für die Nationalisten. Jetzt, nur fünf Jahre später, fliegen ihnen die Herzen zu. Der SNP-Kandidat liegt drei Prozentpunkte vor Murray.

      Quelle: Faz


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."
      Dass die Politiker vor den Wahlen immer alles versprechen und danach fast nichts davon einhalten, kenn wir ja von hier.
      Bin echt gespannt, wie die Wahl am Ende ausgeht und ob sich dort vielleicht auch wirklich etwas ändert.

      Bleibt abzuwarten, wieviele bei der Wahl oder einem neuen Referendum wirklich einen neuen Weg wählen und etwas verändern wollen und wieviele doch lieber den vermeintlich sicheren Weg gehen wollen, weil sie diesen schon kennen.
      Etwas zu verändern braucht immer Mut, Mut sich für die Veränderung zu entscheiden. Hier braucht es den Mut vieler, nicht nur einiger weniger!

      Schottland: SNP-Schlappe wird zum Sieg

      Bei der britischen Unterhauswahl in Schottland erscheint die SNP vielen als Ausweg aus der Krise

      Für Fußballfans klingt Parkhead nach Glamour, schließlich ist hier Celtic daheim. Der Verein im Glasgower Osten steht vor seiner vierten Meisterschaft in Folge. Sein Fußballpalast mit 60.355 Plätzen, im Volksmund Parkhead, dominiert eine Kreuzung vierspuriger Ausfallstraßen. In Respektabstand ducken sich Mietskasernen in den Wind. Die Gehsteige sind übersät mit Hundekot. An der Westmuir Street flattert eine Polizeiabsperrung, auf dem Gehsteig liegt weißer Sand. Ein Unfall? Wahrscheinlich Messerstecherei, sagen zwei Einheimische, Genaues wissen sie nicht, rasch sind sie weg.

      Ohnehin wirkt die baumlose Straße wie ausgestorben. Ab und zu rauscht ein Bus durch, als könnte der Fahrer nicht schnell genug wegkommen. Im Pub O'Kanes beginnt die Happy Hour schon zu Mittag. Geöffnet haben auch jede Menge Wettbüros. Und die Wahlkampfzentrale von Natalie McGarry. "SNP - vote McGarry" prangt über der mit Plakaten in Gelb vollgepflasterten Auslage.

      Im Herbst 2014 verpasste Schottlands Nationalpartei ihr Ziel: Bei der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit stimmten die 5,3 Millionen Schotten mit 55,3 Prozent für den Verbleib im Gesamtstaat. Acht Monate später stehen die drei Buchstaben für einen vergleichbaren Einschnitt: SNP-Kandidaten, so Umfragen, werden bei der britischen Unterhauswahl am Donnerstag die große Mehrheit der 59 Mandate gewinnen.

      "Labour? Nie wieder"

      In der letzten Legislaturperiode verloren sich sechs Nationalisten unter den 650 Abgeordneten, nun sollen sie sich vervielfachen. Bei einem Patt zwischen Tories und Labour könnten die Feinde des Gesamtstaates zukünftig das Zünglein an der Waage sein.

      Noch ist es nicht so weit, noch kämpfen die Juristin McGarry, 33, und ihre Leute um jede Stimme, auch um Briefwähler. Es sind vor allem bürgerliche Bezirke in Glasgow Ost, die im Zickzack abgefahren werden. Doch auch in Parkhead gibt es Briefwähler. "Gehen Sie wählen?" In einem Sozialwohnungsblock erhält der schmächtige IT-Student Alex klare Auskunft von einem untersetzten Mann in dunkelblauem Sport-Trikot. "Ja, das mache ich", nuschelt Derek MacKenzie und lässt sich von Alex ein SNP-Poster fürs Fenster geben. "Bisher habe ich immer Labour gewählt. Nie wieder."

      Es ist diese breite Ablehnung der alten Arbeiterpartei, die Nationalisten hoffen lässt. Seit Jahrzehnten dominierte sie die Politik nördlich des Hadrianswalls. Doch nun? Aus und vorbei. "Die Stärke der SNP ist auch die Schwäche der anderen", sagt Jan Eichhorn, Soziologe der Uni Edinburgh. Regelmäßig fragen er und seine Kollegen die Bevölkerung nach ihrer Einstellung zu politischen und sozialen Fragen. Zunächst schleichend, später schnell hätten sich die Nationalisten in den Köpfen der Wähler etabliert. Dazu trug die reibungslose Regierungsarbeit der SNP seit 2007 erheblich bei. Hingegen präsentierte sich Labour im schottischen Parlament kläglich.

      Mitgliederzahl vervierfacht

      Geholfen hat der SNP auch ein Tiefschlag Camerons nach dem Referendum: Künftig sollten schottische Unterhaus-Abgeordnete bei Fragen, die "nur England betreffen", nicht mehr mitstimmen. Dabei lassen sich im hochzentralisierten Großbritannien die Politikfelder kaum abgrenzen.

      Das Manöver half der SNP, die Niederlage an der Urne in einen moralischen Sieg zu verwandeln. Ministerpräsident Alex Salmond überließ seiner Stellvertreterin Nicola Sturgeon die Führung von Partei und Regierung. Die Mitgliederzahl hat sich seither vervierfacht. 21 von 59 Parlamentskandidaten der SNP sind Frauen - noch ein Faktor, der die männlich geprägte Labour Party alt aussehen lässt. Die SNP profitiert vom Sturgeon-Boom. Flugs hat sie ihre Werbung auf die Chefin zugeschnitten; unverhohlen wirbt sie um die Stimmen bisheriger Labour-Wähler: Die SNP will die harte Sparpolitik beenden, Sozialkürzungen rückgängig machen.

      Natalie McGarrys Wahlkampf ist für den Tag zu Ende, als in Glasgow die Nacht anbricht. Eine Adresse steht noch auf der Liste, in der Winning Row. Diesmal reagiert niemand auf das Klopfen. Dass die SNP auf der Siegerstraße ist, bezweifelt aber kaum jemand.

      Quelle: Der Standard.at


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Großbritannien: Cameron schließt neues Schottland-Referendum aus

      David Cameron will die Schotten nicht noch einmal über die Unabhängigkeit ihres Landes abstimmen lassen. Trotz des großen Wahlerfolgs der schottischen Nationalisten sagt der britische Premier: "Es wird kein weiteres Referendum geben."

      56 von 59 Wahlkreisen in Schottland gingen bei der britischen Unterhauswahl am vergangenen Donnerstag an die nationalistische SNP. Die Partei kämpft für die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich. Doch der wiedergewählte britische Premierminister David Cameron hat eine erneute Volksabstimmung über die schottische Unabhängigkeit ausgeschlossen.

      "Wir hatten ein Referendum. Schottland hat entschieden dafür gestimmt, im Vereinigten Königreich zu bleiben", sagte Cameron dem Fernsehsender Channel 4 News. "Es wird kein weiteres Referendum geben." Zugleich kündigte der Premierminister an, Schottland entsprechend bereits getroffener Vereinbarungen mehr Rechte zu übertragen.
      Im September 2014 hatten sich bei einem Referendum 55 Prozent der Schotten für einen Verbleib im Königreich entschieden. Selbst schottische Nationalisten hatten anschließend erklärt, damit sei die Frage der Unabhängigkeit für mindestens eine Generation entschieden. Doch dann kam der vergangene Donnerstag mit dem überraschenden Wahltriumph der SNP und ihrer Spitzenkandidatin Nicola Sturgeon.

      Quelle: Spiegel Online


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      SNP-Nicola Sturgeon: Die schottische Löwin

      David Cameron ist der Sieger der britischen Parlamentswahl - und sie hat einen entscheidenden Teil dazu beigetragen: Nicola Sturgeon. Mit ihrer Schottischen Nationalpartei hat sie nahezu alle Sitze in Schottland geholt und Labour gedemütigt.

      Auf einmal war Nicola Sturgeon da. In den Talkshows, am Rednerpult, auf den Titelseiten. Hartnäckig, angriffsfreudig und strahlend bestimmte sie den britischen Wahlkampf - und ist nun eine der Siegerinnen. 56 Sitze gehen im kommenden britischen Parlament an ihre schottische Nationalpartei SNP. Nur drei schottische Mandate für das Unterhaus gehen an die anderen Parteien: eins an Labour, eins an die Konservativen und eins an die Liberaldemokraten.

      Das ist ein Erdrutschsieg: In der vergangenen Legislaturperiode gab es nur sechs SNP-Politiker unter 650 Abgeordneten im Unterhaus. Die Partei ist nun die drittstärkste im britischen Parlament - und hat somit bereits über die künftige Regierung mitentschieden. Und das, obwohl sie nur in Schottland gewählt werden konnte, wo gerade einmal 5,3 Millionen der 64 Millionen Briten leben.

      In der Nacht nach der Wahl ist Sturgeon in Feierlaune: "Es gibt einige fantastische Ergebnisse heute Nacht hier in Schottland", sagte Sturgeon dem Guardian. "Wir werden gerade Zeugen von etwas sehr Erstaunlichem." Sie verspricht ihren Wählern, Schottland eine starke Stimme in Westminster zu geben.

      Angstkampagne der Konservativen

      Sturgeons Erleichterung nach den triumphalen Ergebnissen ist nachvollziehbar. Hatten doch Tories und Labour im Wahlkampf keine Gelegenheit ausgelassen, die SNP als anti-englisch zu dämonisieren.

      Die Konservativen schürten die Angst vor einem möglichen Labour-SNP-Bündnis. "Die SNP wird die Labour-Regierung als Geisel nehmen", hatte Cameron gesagt. "McMiliband" tauften sie den sozialdemokratischen Konkurrenten und warben bei den englischen Wählern mit dem Slogan "Englische Stimmen für englische Gesetze". Eine starke Präsenz der schottischen Nationalisten im Unterhaus sei beängstigend, warnte Cameron. "Sie wollen nach Westminster kommen, um unser Land auseinanderzubrechen."

      Die Angstmache verfing in England offenbar: Labour erlebte ein Debakel, während Camerons Tories überraschend gut abschnitten. Die Schotten hingegen fühlten sich durch die Attacken aus dem Süden offenbar bestärkt, erst recht SNP zu wählen. Der Durchmarsch der Nationalisten ging komplett zu Lasten der Labour-Partei, die fast alle Mandate in ihrer einstigen Hochburg Schottland verlor.

      Sturgeon war der unbestrittene Star des Wahlkampfs. Eloquent legte sie ihre Ziele für das ganze Land dar: Sparkurs beenden, Sozialkürzungen rückgängig machen und die einseitige Nuklearabrüstung einleiten. Das Programm ließ linke Herzen höherschlagen - nicht nur in Schottland. Ähnlich wie der Liberaldemokrat Nick Clegg im Wahlkampf 2010 das Verlangen nach einer neuen Politik verkörperte, projizierten viele Briten nun ihre Hoffnungen auf die dynamische Schottin. Die 44-Jährige ist anders als die anderen Kandidaten - Schottin, Frau, Tochter eines Elektrikers in der Industriestadt Irvine. Vor allem jedoch wirkt sie authentisch.

      Ihre Leidenschaft für die Politik ist nicht aufgesetzt. Bereits mit 16 Jahren trat sie in die SNP ein, getrieben von einem Gefühl für soziale Gerechtigkeit und der Wut auf die damalige Premierministerin Margaret Thatcher. "Ich hasste alles, wofür sie stand", sagte Sturgeon einmal.
      Zehn Jahre lang war Sturgeon die loyale Stellvertreterin von Alex Salmond, dem charismatischen Chef der SNP, der die Separatisten in Edinburgh an die Macht brachte. Dann führten beide das Königreich mit ihrem Unabhängigkeitsreferendum im Herbst 2014 an den Rand der inneren Spaltung. Nach der knappen Niederlage der Separatisten übernahm Sturgeon den Parteivorsitz von Salmond und wurde die erste Frau an der Spitze der schottischen Regionalregierung.

      Das Ziel der schottischen Unabhängigkeit hat die SNP nicht aufgegeben. Ihre starke Präsenz im Unterhaus bedeutet, dass der Wunsch nach mehr Autonomie von der neuen Regierung nicht ignoriert werden kann. Die Föderalisierung Großbritanniens wird voranschreiten. Sturgeons Mentor Salmond zeigte sich zufrieden: "Der schottische Löwe hat gebrüllt."

      Quelle: Spiegel Online


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      Wahl in Großbritannien: Schottin wird jüngste Abgeordnete seit 1667



      Sie liebt Politik, verachtet Tony Blair und hasst Celtic Glasgow: Die 20-jährige Mhairi Black zieht ins britische Unterhaus ein. In ihrem schottischen Wahlkreis besiegte sie ausgerechnet den Labour-Wahlkampfmanager.

      Mhairi Black ist 20 Jahre alt und studiert im dritten Jahr Politik. Nun kann sie die erlernte Theorie gleich in die Praxis umsetzen. Die Kandidatin der Schottischen Nationalpartei (SNP) ist bei der britischen Parlamentswahl zur jüngsten Abgeordneten im Unterhaus seit 1667 gewählt worden.

      Black gewann ihren Wahlkreis Paisley und Renfrewshire South mit fast 51 Prozent der Stimmen. Bei ihrem Triumph schlug sie nicht irgendwen: Ihr aussichtsreichster Gegenkandidat war Douglas Alexander, der Wahlkampfmanager von Labour. Als Black 1994 geboren wurde, arbeitete er bereits als Redenschreiber für den späteren Labour-Chef Gordon Brown. Seit 1997 saß er im House of Commons. Nun muss sich der 47-Jährige mit 13 Prozentpunkten Rückstand klar geschlagen gegeben.
      Black sagte im Wahlkampf, ihre erste politische Erinnerung sei die Teilnahme an einer Anti-Irak-Kriegsdemo 2003 gewesen. Als damals Neunjährige habe sie auf der Kundgebung einen großen Lolli bekommen.

      Black bezeichnet sich selbst als Politik-Nerd, ist aber auch großer Fußballfan, ihr Lieblingsverein ist Partick Thistle aus Glasgow. Dessen Lokalrivalen Celtic Glasgow dagegen hasst sie. In Tweets hatte sie den Lieblingsklub der schottischen Katholiken einst als Abschaum bezeichnet.

      Als sie im Wahlkampf darauf angesprochen wurde, sagte sie: "Während eines Fußballspiels kann es schon mal etwas hitzig werden. Tony Blair hat einen Krieg angefangen. Wir sollten das mal in Relation setzen."

      Blacks SNP gewann in Schottland laut Nachwahlbefragungen 58 der 59 zu vergebenen Sitze. Bislang hatte sie nur sechs Abgeordnete im britischen Unterhaus gestellt. Ein derart starkes SNP-Ergebnis schürt in anderen Teilen Großbritanniens die Befürchtung, dass es in Schottland schon bald einen neuen Anlauf für ein Unabhängigkeitsreferendum geben könnte.

      Quelle: Spiegel Online


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