Musik, Film & Buch

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    Es gibt 219 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Hexlein.

      "Maria Stuart - Königin von Schottland": Halbherzige Historie

      Theaterkennerin Josie Rourke nimmt sich in "Maria Stuart - Königin von Schottland" dem Zwist der zwei berühmten Herrscherinnen an. Doch ähnlich wie ihre Titelfigur verliert sie auf dem Weg irgendwie den Kopf.

      Ab dem 17. Januar bauscht sich erneut der Chiffon unter seinen Charakteren, wenn Margot Robbie als Königin Elisabeth I. und Saoirse Ronan als "Maria Stuart - Königin von Schottland" unter Fanfaren und mit wehenden roten Haaren über die Leinwand stolzieren. Doch an den Fehltritten ihrer Regisseurin können die beiden leider auch nichts mehr kitten. Aber immer der Reihe nach.

      Holen Sie sich hier Friedrich Schillers berühmtes Werk "Maria Stuart"

      Rivalität und Herrschaft - Darum geht es in "Maria Stuart"


      Mit 16 Jahren Königin von Frankreich und mit 18 blutjung verwitwet, kehrt die zügellose Maria Stuart (Saoirse Ronan) 1561 in ihre Heimat Schottland zurück. Sie ist jung, klug, katholisch und als Tudor-Ahnin will sie nicht nur den schottischen, sondern auch den britischen Thron beanspruchen. Doch auf diesem Platz sitzt die Großnichte ihres Vaters: die einstmals illegitime Tochter von Heinrich VIII. und Anne Boleyn, die protestantische Königin Elisabeth I. (Margot Robbie).

      Jene junge Königin betrachtet ihre "Schwester" zunächst im Geiste vereint, immer mehr mit Angst und Rivalität. Als weibliche Regenten in einer maskulinen Welt müssen die beiden entscheiden, wie sie das tödliche Spiel um die Krone austragen. Verrat, Rebellion und Verschwörungen an jedem Hof gefährden beide - und verändern den Lauf der Geschichte.

      Bekannte Geschichte, löchrige Umsetzung

      Achtung, Spoiler: Maria Stuart verliert - wohl als kleinen Anreiz, die 26 Jahre geballte Geschichte in 125 Minuten zu meistern - schon in der ersten Szene wegen Hochverrats an der Krone ihren Kopf. Der Historienfilm erzählt also den Weg von 1561, als Maria Stuart zum ersten Mal wieder schottischen Boden betritt, bis zu ihrer Hinrichtung 1587.

      Wie zu erwarten düster, folgt Regisseurin Josie Rourke ihrem Ziel, ein bildgewaltiges Drama über das Nebeneinander dieser beiden mächtigen Frauen zu drehen. Die Königinnen selbst wirken dabei wie Schwarz und Weiß. Marias fast kindliche Maßlosigkeit, sich einfach alles zu nehmen, was sie will, verkörpert Saoirse Ronan großartig mit eindringlichen Augen und einer zügellosen Entschlossenheit. Elisabeths unantastbare Würde und Grandezza dagegen, versteckt unter einer viel zu schweren Maske, wirkt dazu wie ein ausgleichendes Gewicht. Wo die eine bewusst natürlich, fast zu unschuldig inszeniert wird (Ronan), legt Robbie in ihre sehr auffällige Rolle viel Exzentrik.

      Doch trotz zweier Königinnen innerhalb eines unheimlich spannenden Zeitalters, einem monumentalen Soundtrack von Symphonie-Genius Max Richter, detailverliebten Kostümen und den unendlichen Weiten Großbritanniens hilft selbst das Schönste drum-herum nichts. Denn das laxe Drehbuch dieses Films fühlt sich zuweilen nun einmal an wie ein wirklich staubtrockener Geschichtsunterricht.

      Den Unterschied zwischen Film und Theater hat Rourke nicht verstanden

      Zuerst möchte man die fehlende Finesse der Theaterregisseurin noch leugnen. Dafür reitet Maria Stuart auch zu schön von einem filmisch etwas zu genau erzählten Unglück ins Nächste. Die Geschichte gleitet dahin, passiert den Ehebruch des zweiten Ehemannes Lord Henry Darnley, den grausamen Mord im Beisein der schwangeren Maria Stuart an Berater David Rizzio, die Geburt des Thronfolgers Jakob, die Liaison mit James Hepburn, Earl of Bothwell - und wird immer länger.

      Der Showdown mit Elisabeth I. in einer Scheune scheint dagegen wie ein knackiger Weckruf. Maria und Elisabeth, die sich jedoch im wahren Leben nie sahen, wird wie schon in früheren Werken ein Treffen angedichtet, in einer Gardinenscheune. Diese Szene wirkt mitunter wie direkt von der Bühne gesprungen, wobei sich der Film einen Gefallen getan hätte, würde mehr Wert auf Echtheit gelegt werden. Bei diesem allem Anschein nach finalem Gespräch lechzt der Zuschauer danach, dass nicht nur die Gardinen, sondern auch der filmische Vorhang fällt. Doch, nein.

      Für die zwei möglichen Mordkomplotte Maria Stuarts an ihrer Königin und zehn Jahre ihrer verbleibenden Historie bleibt nach den ganzen Irrungen und Wirrungen ihrer Ehen keine Zeit mehr. Ein Kameraschnitt, eine kurze Zusammenfassung und schon ist das dramaturgische Restpotenzial Maria Stuarts vergeudet und der Film treibt auf die verhängnisvolle Hinrichtungsszene zu. Doch wie so oft im Theater Rourkes bleibt noch nicht einmal das wie überliefert.

      Also schreitet Saoirse Ronan nach mehrjähriger Gefangenschaft wie aus dem Ei gepellt in Richtung Schafott. Eigentlich wäre sie nun 44 Jahre alt, doch im Sinne der konsequenten Ungenauigkeiten ist das ja auch schon egal. Die Zofen entblößen mit einem Ruck jenes tatsächlich blutrote Kleid, Maria bettet ihren Kopf auf den Schemel und der Henker holt aus. Die Leinwand wird schwarz und anstatt drei misslichen Schlägen mit der Axt und einem Blutbad, dass laut historischer Überlieferung eines der übelsten in der Henkersgeschichte Englands war, bleibt es auch hier dem Zuschauer überlassen, sich das fehlende Surren des Beils vorzustellen. Das Licht geht an, das Theater ist vorbei - doch so richtig Vergnügen hatten wir trotz einer protzigen Produktion leider keine.

      Fazit

      Josie Rourke hat sich, um im Unterrichtsjargon zu bleiben, wohl redlich bemüht. Die Geschichte von geteilten Loyalitäten und duellierenden Herrscherinnen hätten wir allein wegen der Ausstattung, des Soundtracks und der königlichen Darsteller nur zu gerne gemocht. Die Sets sind durchdacht und die Kostüme mit ihren Stickereien, Manschetten, Epauletten und Brustpanzern hätten eine grandiose Ergänzung einer runden Geschichte werden können. Doch bei so viel Theater und so wenig Spannungsbogen sollte man dieses historische Korsett wohl ein für alle Mal einmotten.

      Quelle: News.de

      Rosamunde Pilcher (†)Zehn Fakten zur Erfolgs-Autorin

      Rosamunde Pilcher ist im Alter von 94 Jahren gestorben - doch ihre Werke und Liebesgeschichten bleiben unvergessen. Zehn Fakten über die erfolgreiche Romanautorin

      Die Liebesroman-Fans sind in großer Trauer: Rosamunde Pilcher (†) ist am 6. Februar im Alter von 94 Jahren in Dundee, Schottland an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben.

      ZDF: Programmänderung für Rosamunde Pilcher (†)

      Das ZDF ändert sein Programm und sendet am Sonntag 10. Februar 2019, um 20.15 Uhr die Erstausstrahlung "Rosamunde Pilcher: Die Braut meines Bruders" (ursprünglicher Sendetermin 03.03.2019). Bereits am Samstag, 09. Februar 2019, wird ab 12.15 Uhr "Rosamunde Pilcher: Die Muschelsucher" wiederholt.
      Zehn Fakten zur Erfolgs-Autorin und ihre Pilcher-Welt

      1. Später Durchbruch für Rosamunde Pilcher (†)

      Mit 15 Jahren veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte unter dem Pseudonym "Jane Fraser", doch ihren Durchbruch feierte die beliebte Autorin aber erst viel später: Im stolzen Alter von 63 erschien "Die Muschelsucher".

      2. Pilcher-Babys


      In den vergangenen 20 Jahren wurden mehr als ein Dutzend deutsch-englische "Pilcher-Babys" gezeugt – Eltern sind Mitarbeiter des Produktionsteams, die sich am Set kennengelernt haben.

      3. Romanzen-Queen Rosamunde Pilcher (†) war keine Romantikerin


      Zwar gilt sie als Romanzen-Queen, sagte aber über sich selbst in der Vergangenheit, gar nicht besonders romantisch zu sein. "Diese Seite habe ich an mir privat noch nie entdeckt."

      4. Cornwall boomt


      Die Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen haben den Tourismus an den Drehorten in Cornwall ordentlich angekurbelt: Die Besucherzahlen aus Deutschland haben sich mehr als verzehnfacht.

      5. Große Erfolge für Rosamunde Pilcher (†)


      Sie hat weltweit mehr als 60 Millionen Bücher verkauft und 100 Millionen Menschen liebten die Geschichten im Fernsehen. Rosamunde Pilcher hinterlässt ein Vermögen von 200 Millionen Euro.

      6. Kein Mord und keine Drogen

      Die Verfilmungen der Romane von Rosamunde Pilcher sind keine "Tatort"-Geschichten. Um sich von der beliebten ARD-Serie abzugrenzen, darf in den Filmen nicht gemordet werden, Schimpfwörter sind tabu und auch Drogen finden darin nicht statt.

      7. Cameo-Auftritt von Rosamunde Pilcher (†)


      Im ersten Film "Stürmische Begegnung" hat Rosamunde Pilcher eine kleine Rolle als "Rebecca".

      8. Keine blanken Busen, bitte!


      In der märchenhaften und heilen Pilcher-Welt sah man normalerweise nicht viel nackte Haut. Außer in zwei Ausnahmen: Im Film "Sommer am Meer" war Schauspielerin Kerstin Draeger in einer Schwimm-Szene oben ohne zu sehen. Beim Dreh für "Dornen im Tal der Blumen" bat Ursula Karven sogar selbst darum, oben ohne spielen zu dürfen.

      9. In ihrer Heimat kennt man sie kaum


      Rosamunde Pilcher ist in Deutschland bekannt: 72 Prozent kennen die Autorin. In ihrer Heimat vertauschen sich die Zahlen, da kennen sie nämlich nur 27 Prozent.

      10. Bestseller verfassen am Küchentisch

      Rosamunde Pilcher (†) verfasste ihre Geschichten eigenen Aussagen zufolge am Küchentisch - in ihrem Haus soll es angeblich keinen Platz für einen eigenen Schreibtisch gegeben haben.

      Quelle: Gala

      Schottische Musikparade in Chemnitz

      Dudelsackspieler, Trommler, Musiker, Sänger und Tänzer, allesamt direkt aus Edinburgh, nehmen das Publikum einen Abend lang mit auf eine ebenso mitreißende wie abwechslungsreiche Reise durch Schottland. Die Künstler präsentieren immer neue Facetten der schottischen Kultur. Brauste eben noch der eindrucksvolle Klang der Bagpipes und Drums durch die Halle und erfasste die Menschen auf den Tribünen, sorgen im nächsten Moment gefühlvolle Balladen voll Sehnsucht und Weite für berauschende Stille im Saal.

      Selbst die Kombination zwischen traditionellem Dudelsack-Spiel und moderner Rockmusik gelingt, wenn Gitarristen mit ihren E-Gitarren voll aufdrehen. Esprit und ausgelassene Feststimmung versprühen die fröhlich und schwungvoll präsentierten Tänze Schottlands. In immer neuen Formationen, prachtvollen Trachten und Kostümen betreten die Künstler die Szene und beflügeln sich gegenseitig mit ihrer ungeheuren Freude an der Musik und am Tanz.

      Schottische Musikparade

      Wo: Stadthalle Chemnitz

      Wann: 15. Dezember 2019

      Beginn: 19 Uhr

      Frühbucherrabatt: Nur bis zum 25. Februar 2019 gilt ein Frühbucherrabatt für Leser von 15 Prozent auf den Ticketpreis.


      Quelle: Blick Chemnitz
      Kartenvorverkauf: Tickets gibt es in allen Freie-Presse-Shops, in allen bekannten VVK-Stellen und unter bestgermantickets.de

      Coorie: Gemütlichkeit auf schottisch

      Raue Landschaften, Whisky und Schottenmuster – klingt nicht so gemütlich? Coorie wird dich sicherlich umstimmen! Warum dieses Lebensgefühl mehr ist, als Kaminfeuer und Kerzenlicht.

      Hygge, die wohl allseits bekannte Gemütlichkeit aus Dänemark, oder Lagom, die ausgeglichene Lebensweise aus Schweden, ist wohl vielen ein Begriff. Und Coorie? Coorie gibt es seit hunderten Jahren – wieso hören wir erst jetzt davon?! Wahrscheinlich, weil es früher im Sinne von "mit einem liebsten Menschen kuscheln" verwendet wurde. Doch mehr und mehr wird es in Schottland im Alltag benutzt, um eine Szenerie oder ein Lebensgefühl zu beschreiben.

      Für die Autorin von "The Art of Coorie" (Black & White Publishing, 2018), Gabriella Bennett, geht es um mehr als nur Kerzen und eine gemütliche Atmosphäre in der Wohnung. Es geht um die richtige Balance zwischen innen und außen, zwischen drinnen und draußen – die Natur aktiv zu erkunden und zu erleben ist ebenso wichtig, wie die innere Ausgeglichenheit. Die ideale Coorie-Szenerie ist für Bennett, nach anstrengendem Bergsteigen in den Munro-Bergen oder Schwimmen im See, nach Hause zu kommen, im Warmen zu sitzen und eine heiße Suppe zu löffeln, während der zufriedene Hund an der Seite sitzt.

      Die Natur genießen, mit den Liebsten zusammen zu sein, vieles möglichst simpel zu halten, zu entschleunigen und inneres Wohlbefinden gehören zu diesem Lebensgefühl – und das macht glücklich.

      Die Natur genießen, mit den Liebsten zusammen zu sein, vieles möglichst simpel zu halten, zu entschleunigen und inneres Wohlbefinden gehören zu diesem Lebensgefühl – und das macht glücklich.

      Und so kannst du Coorie auch in dein Leben bringen

      Food


      Der traditionelle Whisky gehört zu Coorie, ganz klar. Zu Coorie-Food gehört aber auch leckeres Essen, das nicht nur satt macht, sondern aufheitert und gesund ist, z. B. eine Fischsuppe. Und: Coorie beinhaltet vor allem regionale und saisonale Lebensmittel. Etwas, das auch wir leicht umsetzen können!

      Mode

      Bei Coorie gehören Outdoor-Aktivitäten zum Lebensgefühl – und die Schotten haben sicherlich keine Angst vor Kälte. Denn auch sie befolgen den simplen Trick Schichten zu tragen. Typisch Coorie sind Wollcapes und -pullis (wer hätte das gedacht ), die kuschelig warmhalten.

      Wohnen

      Auch wenn das Sommer-Wetter in Schottland eher unbeständig ist, lassen sie es sich nicht nehmen, bei den ersten Sonnenstrahlen im Garten zu sitzen und ihr Gesicht gen Sonne zu strecken. Der Garten ist ein Platz, der Reflektion, Einkehr und Stille fördern soll und jeder sollte so einen Wohlfühl-Spot dort haben.

      Dagegen findet sich im Hausinneren keine eintönige oder sterile Einrichtung, genauso wenig wie überladene Räume – die Wohnumgebung ist dazu da, die Stimmung anzuheben. Dazu tragen vor allem viel naturbelassenes Holz, XL-Kissen und flauschige, gemusterte Wolldecken bei.

      Quelle: Brigitte

      Irish-Folk-Band tritt im Landgasthof Voltmer auf

      Ramlingen

      Kultur auf dem Dorf: Im Landgasthoft Voltmer tritt am Sonnabend, 16. März, die Irish-Folk-Formation Woodwind & Steel auf. Der Sänger Ed O'Casey, die Flötistin Ann O'Casey und der Gitarrist Alex Vallon versprechen ihrem Publikum nicht weniger als die Greatest Hits des mitreißenden keltischen Liedguts, angereichert um Anekdoten, Geschichten und Gags, die den irisch-schottischen Humor spiegeln.

      Ed O’Casey führt als Entertainer durch den Abend. Dabei will er das Publikum zum Lachen bringen. Mit dem sprichwörtlichen Schalk im Nacken gibt er Geschichten aus dem irischen Alltag zum Besten. Obendrein singt er, während Ann O’Casey die Flöten spielt und Alex Vallon in die Saiten seiner Gitarren greift. Gemeinsam touren die drei zurzeit durch ganz Deutschland.

      Das Publikum dürfe sich auf leichtfüßig vorgetragene Balladen freuen, die sich abwechselten mit rasanten Jigs, Reels und Polkas, bei denen es schwerfalle, die Füße still zu halten, kündigt die Band an: Fünf Flöten, von der kleinen Tin-Whistle bis zur großen Irish-Wooden-Flute, Bodhran und Akkordeon, dazu vier Gitarren und zwei bezaubernde Stimmen bilden den Klangpool für den Auftritt des Trios.

      Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Einlass ist ab 19 Uhr. Karten zum Preis von 22 Euro gibt es im Vorverkauf im Ticketshop von HAZ und NP an der Marktstraße 16 in Burgdorf und im Landgasthof Voltmer in Ramlingen.

      Quelle: Hannoversche Allgemeine


      "Die Geschichtsschreiber aus England werden mich einen Lügner nennen, aber Geschichte wird von jenen geschrieben, die ihre Helden gehängt haben."

      Der Fish-and-Chips-Pionier

      Schellfisch in Backteig ist das britische Nationalgericht. Besonders beliebt ist ein Imbiss in einem kleinen Ort in Schottland - wo auch schon Schokoriegel frittiert wurden.

      Stonehaven in Schottland, 25 Kilometer südlich von Aberdeen gelegen, ist schon ein besonderes Küstenstädtchen. Erst einmal sieht alles ganz normal aus, oder besser gesagt wie aus dem Bilderbuch: Die trutzigen Bauten aus Granit oder Sandstein staffeln sich entlang einer perfekt geschwungenen Nordseebucht. Der "Haar", wie man hier den Nebel nennt, der vom Wasser aufs Land rollt, taucht die Uferpromenade in silbrig-körniges Licht. Etwas außerhalb steht Dunnottar Castle spektakulär auf einem Felsen aus rotem Sedimentgestein; durch die Gänge eilte im Mittelalter der Freiheitskämpfer William Wallace, später dann Mel Gibson in der Rolle des Hamlet. Es gibt ein Art-déco-Freibad mit auf 29 Grad geheiztem Meerwasser, das alljährlich im Juli zum Aqua Cèilidh lädt, einem Festival mit Live-Musik, bei dem die Teilnehmer im Wasser stehend traditionelle Tanzfiguren ausführen. Und am Cowie Shore, zwischen Golfklub und Altstadt, hat der Hobbyarchäologe und Busfahrer Mike Newman den Pneumodesmus newmani, eine Art Tausendfüßler aus dem Paläozoikum, gefunden.

      Man sieht, der 11 000-Einwohner-Ort hat einiges zu bieten. Auch kulinarisch machte die Stadt schon in den 90er-Jahren von sich reden: Hier wurde der Deep Fried Mars Bar erfunden, der frittierte Marsriegel - DFMB unter Kennern. Was es nicht ganz einfach macht, zu glauben, dass in Stonehaven ausgerechnet ein Fast-Food-Laden vom Reiseführer Lonely Planet 2018 zum besten "Essenserlebnis" Großbritanniens gekürt wurde. Ein Schnellimbiss? Ja. Aber was für einer.

      The Bay gehört Calum Richardson. Der Schotte ist in Stonehaven aufgewachsen und hat mit seinem 2006 eröffneten Fish-and-Chips an der Strandpromenade seines Heimatorts jetzt schon mehr Preise erhalten, als er in den schmalen Laden hängen könnte: "Viele Menschen halten es gar nicht für möglich, dass jemand gerne in einem Fish-and-Chips arbeiten würde - schon das wollte ich ändern", sagt der 46-Jährige.

      Der enge Gang zur Theke ist durch Trennbänder unterteilt, um das Anstellen zu erleichtern, also stellt man sich in die Schlange für Schellfisch und Pommes für umgerechnet 5,30 Euro, die hausgemachte Tartar-Sauce zu 70 Cent oder den Erbsenstampf Mushy Peas zu 1,40 Euro, was fast normale Preise sind. Tag für Tag reichen 16 Angestellte mit schwarzen Häubchen rund 1000 Portionen "battered haddock", also Schellfisch in Backteig, mit grob geschnitzten Pommes über den Tresen. Der Teig, von einem Kritiker des Guardian als "geschmeidige Hülle, die leicht am Fisch haftet wie ein Hemd aus Seide" umschrieben, besteht hauptsächlich aus Mehl, Reismehl, Backtriebmittel und Salz und wird von Richardson an sämtliche Streitkräfte Großbritanniens geliefert, auch an die Navy, bei der er neun Jahre lang gedient hat. In seinem Shop am Strand von Stonehaven verkauft er die blauen Päckchen mit der pulverigen Teigmischung ebenfalls.

      Der Laden brummt. Und das hat natürlich auch mit den Auszeichnungen zu tun: 2013 erhielt der Autodidakt den "National Fish and Chips Award" - sein Laden wurde damit zum besten unabhängigen Take-away des Königreichs gekürt. Dazu kamen mehrfach Preise für Nachhaltigkeit im Restaurantbetrieb sowie die Wahl zum schottischen Food and Drink Pioneer 2018. Es ist eine reife Leistung, sich als Neuerer in einem Gewerbe hervorzutun, dessen Erzeugnis, eingeführt vor rund 160 Jahren, als Nationalgericht der Briten gilt - bereits Charles Dickens schrieb in "Oliver Twist" über frittierten Fisch. Derzeit gibt es rund 10 500 "Chippies" im Vereinten Königreich. Das sind fast zehnmal so viele wie McDonald's dort Filialen unterhält.

      Wenn man ihn fragt, wie er zum Fish-and-Chips-Pionier werden konnte, wird Calum Richardson erst einmal antworten, "das wüsste ich auch gern", aber natürlich ist er sich seiner Vorreiterrolle bewusst: 2012 war seiner der erste britische Fast-Food-Laden überhaupt, der lokalen, MSC-zertifizierten Schellfisch ins Angebot nahm. Seit rund drei Jahren ist auch sein Kabeljau zertifiziert, als nächstes sollen die Scampi folgen. Im Laden gibt es nur kompostierbares Bio-Einweggeschirr. Das ist im Ankauf teurer: Eine aus Pflanzenstärke produzierte Verpackung kostet 25 Pence, herkömmliche Schnellimbisse investieren in ihre Wegwerfschachteln nur acht Pence. Geputzt wird mit speziellen Reinigungsfasertüchern und Wasser, ohne Chemikalien. Außerdem teilt er sein Wissen als Tutor beim Nationalverband der Fischfrittierer und unterrichtet hin und wieder bei der School of Frying Excellence in London, einer Trainings-Akademie für angehende Chippie-Besitzer.

      Seit sieben Jahren unterhält Calum Richardson zudem eine eigene App, über die man Informationen zu seinen Zulieferern auf dem Fischmarkt von Peterhead aufrufen kann, sich das Fischerboot finden lässt, mit dem die Tagesware reinkam, oder man die Herkunft der Kartoffeln bis zur Abbey Farm in der englischen Grafschaft Lincolnshire zurückverfolgt. Wer sich den Tag verderben will, fragt über die App auch gleich die Kalorien ab: Eine kleine Portion Pommes schlägt mit 671 Kilokalorien zu Buche, ein kleiner Schellfisch im Backteig hat 322 Kilokalorien.

      Wenn man mit der Schachtel voll goldgelb Frittiertem den Laden wieder verlässt und kein Plätzchen mehr an den schweren Holztischen vor dem Eingang findet, setzt man sich eben runter an den Kieselstrand.

      Vor ein paar Wochen, erzählt Richardson dort, den Blick aufs sacht schwappende Meer gerichtet, sei die BBC da gewesen, diesmal nicht, um über Backteigschellfisch zu berichten, sondern um das Rätsel des mysteriösen Künstlers zu lösen, der seit einigen Jahren seine Skulpturen entlang der Strandpromenade auf Stahlpfählen im Boden verankert. "Stonehavens Banksy" würde man ihn inzwischen schon nennen, freut sich der Schotte. Aber auch das Reporterteam habe nicht herausgefunden, wer der Urheber der geschweißten Schiffskörper ist, auf denen seefahrende Nage- und Meerestiere allerlei nautische Aufgaben übernehmen. Das sei inzwischen ein Dauerwitz im Städtchen, fügt der Ladenbesitzer hinzu: Fragt einer, "Weißt du, wer es ist?", müsse man auf jeden Fall entgegnen, "Ah, ich weiß es nicht". Vermutlich lebe der Künstler ein paar Häuser weiter Richtung Cowie Shore, sagt Calum Richardson. Ach, wo denn genau? "Ah", sagt er grinsend. "I don't know."

      Quelle: Süddeutsche Zeitung

      Ende eines Indie-Labels: Ein bewegender Marina-Abschied mit The Pearlfishers

      Man hört das achte Studioalbum des schottischen Edelpop-Projekts The Pearlfishers mit einem Kloß im Hals. Und zwar nicht nur, weil die Melodien des Glasgower Ästheten David Scott mal wieder so berauschend und oft traurig-schön sind.

      Denn "Love & Other Hopeless Things" (was für ein herrlicher Albumtitel allein!) ist wohl die letzte Platte, die das Hamburger Kleinlabel Marina Records herausbringt. Schluss. Das tut weh.

      25 Jahre lang war Marina die liebevoll gepflegte Plattenfirma der deutschen Musikjournalisten Stefan Kassel und Frank Lähnemann. Schlechte Ware gab es hier nicht. Im vorigen Jahr kündigte Marina resigniert das Ende seines Kampfes für das Schöne und Gute an, mit der fantastischen Kompilation "Goosebumps": 40 Songs zwischen Sixties-, French- und Barock-Pop, Indie-Folk, Easy Listening, Lounge-Music und Jazz. Dass es dieses tolle Label nun nicht mehr geben soll ... seufz.

      Auch The Pearlfishers waren auf dem "Goosebumps"-Sampler vertreten, seit Ende der 90er Jahre galten sie als eines der Aushängeschilder von Marina. Man fragt sich jetzt, was aus einem Werk wie "Love & Other Hopeless Things" demnächst werden mag. Wer verlegt dann noch solche Musik, die es heutzutage eigentlich gar nicht mehr gibt?

      Fünf Jahre nach dem mit 16 Lieder und 66 Minuten Spieldauer besonders opulenten Vorgänger "Open Up Your Colouring Book" fällt die neue Pearlfishers-Platte etwas bescheidener aus, zumindest was die Länge betrifft: elf Songs in gut 40 Minuten. Doch qualitativ gibt es keinerlei Abstriche: Wieder erschafft der 1964 geborene David Scott mit breitem Pinsel perfekte Klanggemälde in der Tradition von Brian Wilson, Gilbert O'Sullivan, The Beatles, Burt Bacharach oder Prefab Sprout.



      Ende eines Indie-Labels
      Ein bewegender Marina-Abschied mit The Pearlfishers

      30.04.2019, 12:21 Uhr | dpa
      Ende eines Indie-Labels: Ein bewegender Marina-Abschied mit The Pearlfishers. Zwischen Euphorie und Melancholie: David Scott ist der Perlenfischer.

      Zwischen Euphorie und Melancholie: David Scott ist der Perlenfischer. Mag aber auch Herbstlaub. Foto: Marina Records. (Quelle: dpa)

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      Berlin (dpa) - Man hört das achte Studioalbum des schottischen Edelpop-Projekts The Pearlfishers mit einem Kloß im Hals. Und zwar nicht nur, weil die Melodien des Glasgower Ästheten David Scott mal wieder so berauschend und oft traurig-schön sind.
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      Denn "Love & Other Hopeless Things" (was für ein herrlicher Albumtitel allein!) ist wohl die letzte Platte, die das Hamburger Kleinlabel Marina Records herausbringt. Schluss. Das tut weh.

      25 Jahre lang war Marina die liebevoll gepflegte Plattenfirma der deutschen Musikjournalisten Stefan Kassel und Frank Lähnemann. Schlechte Ware gab es hier nicht. Im vorigen Jahr kündigte Marina resigniert das Ende seines Kampfes für das Schöne und Gute an, mit der fantastischen Kompilation "Goosebumps": 40 Songs zwischen Sixties-, French- und Barock-Pop, Indie-Folk, Easy Listening, Lounge-Music und Jazz. Dass es dieses tolle Label nun nicht mehr geben soll ... seufz.
      Unterhaltung

      Auch The Pearlfishers waren auf dem "Goosebumps"-Sampler vertreten, seit Ende der 90er Jahre galten sie als eines der Aushängeschilder von Marina. Man fragt sich jetzt, was aus einem Werk wie "Love & Other Hopeless Things" demnächst werden mag. Wer verlegt dann noch solche Musik, die es heutzutage eigentlich gar nicht mehr gibt?

      Fünf Jahre nach dem mit 16 Lieder und 66 Minuten Spieldauer besonders opulenten Vorgänger "Open Up Your Colouring Book" fällt die neue Pearlfishers-Platte etwas bescheidener aus, zumindest was die Länge betrifft: elf Songs in gut 40 Minuten. Doch qualitativ gibt es keinerlei Abstriche: Wieder erschafft der 1964 geborene David Scott mit breitem Pinsel perfekte Klanggemälde in der Tradition von Brian Wilson, Gilbert O'Sullivan, The Beatles, Burt Bacharach oder Prefab Sprout.

      Der Sänger, Songwriter, Multiinstrumentalist und Produzent Scott fährt erneut alles auf, was im Rahmen eines sicher begrenzten Etats möglich war. Und abermals hören sich diese sorgfältigst komponierten und instrumentierten Lieder an, als wären sie in einem der teuersten Studios von L.A. oder London aufgenommen.

      Schon das Titelstück, der Opener, bezaubert mit Colin Steeles Trompetenmelodie im klassischen Bacharach-Stil. Auch danach liegen Melancholie und Euphorie stets nah beieinander in Liedern wie "Once I Lived In London", "A Walk Into The Blue Night", "Sometimes It Rains In Glasgow" oder "Another Sunflower".

      So geht es immer weiter in romantischen, jubilierenden, herzerweichenden Arrangements. Hoffentlich geht es künftig auch mit der Karriere von David Scott und seinen Perlenfischern irgendwie weiter - dann wohl leider ohne Marina.

      Quelle: t-online

      Ich wohne in Hanns Eislers Wohnung

      Leipzig – Mit Hanns Eisler (1898-1962) hatte der junge Komponist Gregor Forbes (25) aus Schottland bisher nicht viel zu tun. Das ändert sich jetzt: Bis September lebt er als Stipendiat in der Wohnung, in der der Komponist der DDR-Nationalhymne geboren wurde!

      Die zwei Räume mit der kleinen Terrasse in der Hofmeisterstraße sind frisch saniert, der Verein „Eisler Haus e.V.“ kämpfte lange für das Projekt. Im Alter von nur drei Wochen zogen Eislers Eltern mit ihm aus der Wohnung der Großeltern nach Wien. Nach dem Ende der Nazi-Diktatur lebte Eisler in Ost-Berlin.

      Stipendiat Gregor Forbes will in der Wohnung vor allem Stücke komponieren. Seine Werke werden am 16. Oktober im Gewandhaus uraufgeführt.

      Quelle: BILD

      Anna Stern: „Wild wie die Wellen des Meeres“Keine Zukunft ohne Vergangenheit

      Kein Mensch existiert ohne Vergangenheit: Biologiestudentin Ava versteckt ihre dunkle Kindheit vor ihrem Partner und flüchtet auf eine abgelegene Naturschutzstation in Schottland. Doch sie findet weder Ruhe noch Klarheit – ein rätselhaft schwebender und doch raffinierter zweiter Roman von Anna Stern.

      Auf raffiniert konstruierte Weise erzählt Anna Stern in „Wild wie die Wellen des Meeres“ die geheimnisvolle Geschichte von Ava Garcia, einer junge Frau, die offensichtlich unter einem Kindheitstrauma leidet. Sie ist die Freundin des Polizeibeamten Paul Faber, der in Sterns vorigem Roman „Der Gutachter“ die Hauptrolle gespielt hat. Auch Ava tauchte dort bereits auf, wenn auch nur kurz.
      In ihrem neuen Roman „Wild wie die Wellen des Meeres“ fragt die Autorin nach der Grenze zwischen Phantasie und Erinnerung und sie erzählt von Avas Wunsch, „ihren schwarzen Gedanken“ zu entfliehen, um sich selbst zu finden. Die Autorin, eine bekennende Krimiliebhaberin, streut dabei einen falschen Verdacht, über eine Situation, die Ava als Fünfjährige gesehen hat. Geschickt spielt sie mit der Erwartungshaltung ihrer Leser und schafft mit wiederkehrenden, düsteren Andeutungen, die sich mit der Zeit verdichten, einen großen Spannungsbogen. Gleichzeitig geht es um die aktuelle Beziehung zwischen Ava und Paul. Die 25jährige Studentin verlässt ihren Schweizer Freund für ein Praktikum in einer Feldstation in Schottland, ohne ihm zu sagen, dass sie schwanger ist.

      „Hast du gewusst, sagt Ava, dass Erinnerung und Vorstellung die gleichen Hirnareale aktivieren. Wir brauchen die Vergangenheit, um in der Gegenwart die Zukunft zu üben. Ava, sagt Paul, warum Schottland. Warum nicht, sagt Ava. Die Stelle ist frei, man hat mich gefragt, und außerdem: Irgendwo muss ich das Praktikum ja machen. Irgendwo muss nicht Schottland sein. Ihm ist schlecht, sein Magen ist klein, seine Lungen sind eng. Irgendwo könnte auch hier sein, näher. Ich will ans Meer, Paul, ich muss das Meer sehen.

      Bestimmt uns unsere Vergangenheit?


      Die Autorin hat selbst eine starke Affinität zu großen Gewässern. In ihrem Studium beschäftigte sie sich unter anderem mit der Umwelt, mit Bakterien und sagt, sie suche gern nach Wahrheiten und fremden Welten. All dies teilt Anna Stern mit ihrer Protagonistin – der Vogelfrau, deren eines Auge eissturmvogelgrau ist, während das andere stockentengrün stahlt. Ava hat schon als Kind alle Vogelstimmen identifizieren können und widmet sich im ornithologischen Institut intensiv der Vogelpflege. Ihr Maskottchen oder Totemtier ist Hermes – eine weiße Taube, aus Holz geschnitzt. Hermes bleibt bei Paul am Bodensee, ansonsten bittet Ava ihn, sie vollkommen ich Ruhe zu lassen. Paul bemüht sich, dieser Bitte nachzukommen, wie er auch schon früher Ava nicht mit Fragen über ihre Vergangenheit bedrängt hat. Dabei möchte er gern das Geheimnis um ihre Kindheit lösen, um sie besser zu verstehen. Mit neun Jahren ist Ava zu seiner Familie als Pflegekind gekommen, seit Avas fünfzehntem Geburtstag sind sie und der acht Jahre ältere Paul ein Paar.

      „Paul interessieren die Abläufe in der Natur weniger als die Vorgänge in den Köpfen und Körpern seiner Mitmenschen. Gibt es einen freien Willen. Bestimmt unsere Vergangenheit, wohin wir uns in Zukunft bewegen. Sind Körper und Bewusstsein unabhängig voneinander. Wie funktioniert Altruismus. Paul ist überzeugt, dass er, um einen Menschen zu kennen, dessen Vergangenheit kennen muss –, was wenn ich beispielsweise jemanden mag, der getötet hat, ohne dass ich davon weiß, und falls ich es tue: was sagt das über mich aus –, und so kränkt es ihn manchmal ein wenig, wenn Ava, nachdem er gerade einen Nachmittag lang mit ihr Lexika oder seinen alten Atlas des menschlichen Körpers durchgeblättert und geduldig Schautafeln von Organen oder des enzyklopädischen Allerleis im Band Ghan – Hoe erklärt hat, keine seiner Fragen beantworten will; sich ihm nicht öffnet.“

      Schwarze Gedanken und schroffe Landschaften

      Die schwierige Beziehung von Paul und Ava und Avas komplexe Familiengeschichte entwickeln sich langsam in vielen Rückblenden, die quer durch die Zeit springen. Vielschichtig eröffnen sich immer neue Deutungsspielräume über die Vergangenheit, so dass Avas oft verstörendes Verhalten nach und nach erklärbar wird. Daneben spielt die Handlung weiter in ihrer Gegenwart. Die karge, raue Landschaft Schottlands passt zu ihren Erfahrungen und neuen Beziehungen. Für ihre schwarzen Gedanken hat Ava ein schwarzes Tagebuch. Dies wird in dem sehr schön gestalteten Roman mit Auszügen und Fotos zitiert. Die brüchige Gefühlswelt der jungen Frau und ihre Zerrissenheit wegen der Schwangerschaft spiegeln sich in eingestreuten Gedichtzeilen von Franz Wrights wider oder in Liedtexten von David Bowie und Charles Aznavour. Musiktitel, insbesondere von Leonard Cohen vermitteln Stimmungen und Erinnerungen. Anna Sterns Sprache ist besonders in den Dialogen sehr kurz und knapp. Die Autorin arbeitet mit rhythmischen Wiederholungen ganzer Sätze oder Absätze. Wie ein Mantra zieht sich „Du darfst nicht alles glauben, was du siehst, sagt César.“ durch den ersten Teil des Romans. Erst spät wird klar, dass Cäsar Avas Vater ist.

      Der Rückzug bleibt erfolglos


      Der zweite Teil beginnt damit, dass Paul eine Aufklärung des Familiengeheimnisses findet und von Avas Schwangerschaft erfährt, was sie wiederum unter Druck setzt. Bei einer unüberlegten und leichtsinnigen Wanderung erleidet sie schwerwiegende Verletzungen und liegt eine Zeitlang im Koma. Somit reist Paul nach Schottland und lernt dort Avas neue Freunde kennen, die die Autorin mit leichten Strichen skizziert. Ava grenzt sich weiterhin gegenüber Paul ab, während er um die Beziehung kämpft. Das Ende des Romans bleibt schwebend – wie auch mehrere Figuren in Schottland nur wenig ausgearbeitet sind. Vielleicht hat Anna Stern hier bereits die Netze für ihren nächsten Roman ausgelegt.

      Quelle: Deutschlandfunk

      "Game of Thrones" und "Bodyguard": Wie Richard Madden zum Star wurde

      Der Schauspieler Richard Madden steht auf der Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres. Er wundert sich immer noch, wie er dahin gekommen ist.

      "Das ist alles ganz schön verrückt", sagt Richard Madden und reißt seine Augen auf. Es ist noch gar nicht lange her, dass er den Golden Globe für seine Rolle in der Serie "Bodyguard" gewonnen hat, einen Preis, der wie eine Eintrittskarte in die große Welt des Filmruhms wirkt. Jetzt sitzt Madden in einem Londoner Hotel und sagt, dass er sich überwältigt fühle von dem Erfolg. Er erzählt, dass bei der Verleihung in Beverly Hills seine Eltern aus Schottland dabei gewesen seien. "Sie waren völlig hin und weg von dem ganzen Spaß dort. Alle genießen diesen unfassbaren Trip."

      Madden ist ein zurückhaltender Typ, sein starker schottischer Akzent lässt ihn manchmal schroff wirken, dann lächelt er. Er antwortet schnell und knapp, hält kurz inne, als ob er innerlich prüfte, dass er auch nichts Falsches sagt. Diese Pressetage seien das notwendige Übel seines Berufs, witzelt er, doch die zahlreichen Foto-Shoots, die er auf seinem Instagram-Account teilt, lassen vermuten, dass er das alles nicht so unangenehm findet.

      Richard Madden als "ewiger Romeo"


      Sein Erfolg sei immer in Wellen gekommen, sagt Madden. Und diese, die "Bodyguard"-Welle, die nach der BBC-Serie über ihn rollte, sei die erste, mit der er wirklich umgehen könne. Mit zwölf Jahren spielte er schon seine erste Hauptrolle in einer Serie. Madden sagt, das habe ihn ganz schön fertiggemacht, fast drei Jahre Fehlzeiten in der Schule, wenige Freunde. Doch obwohl er ein schüchterner Teenager voller Selbstzweifel gewesen sei, war das Schauspielen der einzige Beruf, den er sich vorstellen konnte. Gleich nach der Schauspielschule engagierte ihn das "Globe Theatre" in London für die Rolle des Romeo in Shakespeares Klassiker.

      Von da der Durchbruch in die Serien-Welt: Insgesamt 22 Folgen hielt Madden in "Game of Thrones" durch, fünf Jahre vergingen von der Pilotfolge bis zur "Roten Hochzeit", bei der auch seine Figur, der König des Nordens, Robb Stark, dem Massaker zum Opfer fiel.

      Lange kämpfte Madden mit dem Image des "ewigen Romeos", wie er es nennt, halb im Scherz und halb bitter, das ihm Rollen wie die des Märchenprinzen in Disneys "Cinderella" eingetragen hat.

      Die Rolle in "Bodyguard", die er annahm, ohne das vollständige Drehbuch zu kennen, schien da eine Chance der Befreiung: vom makellosen Schönling hin zum traumatisierten Ex-Soldaten. "Ich habe versucht, zu springen und mich was zu trauen", sagt er. David Budd, der Held der Serie, ist ein Verletzter, ein gebrochener Kämpfer, der die Innenministerin beschützen soll und darin versagt. Für Madden war es eine seiner intensivsten Rollen, sagt er. Als er die ersten Episoden drehte, wusste er selbst nicht, wer dieser Budd am Ende sein würde: Opfer oder Täter. Eine komplexe Figur mit genauso viel Schatten wie Licht, grob und verletzlich. "Ich wusste nicht, ob die Leute das annehmen werden." Sie haben: In Großbritannien war "Bodyguard" im Herbst 2018 mit bis zu elf Millionen Zuschauern die erfolgreichste BBC-Serie seit mehr als zehn Jahren – über Netflix kamen weltweit viele weitere Millionen dazu.

      Mittlerweile verbringt Madden immer mehr Zeit in Los Angeles. Dort lebe man selbstbestimmter, findet er, anders als in London, wo er von einem Event zum nächsten geschubst werde. "Ich will das nächste Kapitel selbst in die Hand nehmen." Eine Agenda habe er nicht, sagt Madden, und doch sei er stolz darauf, Teil einer neuen Generation Hollywood zu sein. Eine, in der Machtspiele und Missbrauch vorbei sein sollen. Er selbst ist mit zwei Schwestern aufgewachsen: "Respekt gegenüber Menschen, egal, welches Geschlecht sie haben, ist wirklich keine Raketenwissenschaft."

      Hungrig, nicht ehrgeizig

      Madden will für ein Hollywood ohne alte Klischees stehen, für eine Glitzerwelt, in der auch Tiefgang erlaubt ist. Nun soll auch darüber gesprochen werden, was hinter den Fassaden passiert.

      Das amerikanische Magazin "Time" hat Madden jüngst zu einem der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres gekürt. Der Regisseur und Shakespeare-Experte Kenneth Branagh, mit dem Madden bei "Cinderella" zusammengearbeitet hat, lobt ihn dort für seine Disziplin. Madden sei härter mit sich selbst als mit allen andern, findet Branagh.

      "Die Anspannung hört nie auf", antwortet Madden auf die Frage, ob der Golden Globe Award ihm ein Gefühl der Sicherheit gegeben habe. Bei Dreharbeiten kann er nicht abschalten, er steigert sich in seine Rollen, will besser sein, authentischer, stellt sich selbst infrage. Nach "Game of Thrones" war seine Sorge, von nun an immer dieser Robb Stark zu sein, dann dachte er, er komme aus der Märchenprinz-Rolle nicht mehr raus. Er sagt, das sei so, weil ein Schauspieler eigentlich nicht viel mehr tun könne, als auf das richtige Drehbuch, auf den richtigen Job zu warten. Erst dann gehe das Abenteuer los, ein wilder Ritt, der irgendwann wieder endet. "Egal, wie groß der Erfolg ist, denke ich immer, dass jeder Job der letzte sein könnte. Das nervt. Aber es hält mich am Laufen."

      Madden meint von sich, er sei hungrig, aber nicht ehrgeizig. Seine neue Rolle in "Rocketman", einem Film über das Leben von Elton John, war für ihn ein Sprung weg vom "Bodyguard". Eben noch hatte er die britische Nation gerettet; nun gibt er den Bösewicht im Leben eines ihrer größten Stars. Er spielt John Reid, die erste Liebe und den späteren Manager von Elton John. Einen Mann, der sich zum Finsterling entwickelt. Treffen konnte er diesen Reid nicht, um sich auf die Rolle vorzubereiten. Viele Gespräche mit Elton John sowie mit Weggefährten aus der damaligen Zeit mussten ausreichen. Die Geschichten, die er über Reid gehört habe, seien alle unterschiedlich gewesen, erzählt Madden. Diese Figur zu spielen sei ein neues kaltes Wasser gewesen. Außerdem musste Madden in dem Musical-Film singen und tanzen, "etwas, das für mich nicht ganz natürlich ist, eher total beängstigend".

      Streben nach Glück

      Mit 32 Jahren steht Richard Madden nun in der ersten Reihe der Schauspielwelt. "Ich habe die meiste Zeit meiner Zwanziger damit verbracht, im Selbstaufruhr zu sein, immer mehr zu wollen", sagt er. Das Ziel für dieses Lebensjahrzehnt sei, so glücklich zu sein wie nur möglich. Sich etwas zu trauen, selbstbewusst zu sein und nach Glück zu streben, anstatt sich immer nur wie ein Getriebener zu fühlen.

      Ein bisschen sieht man ihm an, wie er am Erfolg dieses Plans zweifelt, wenn er hinzufügt: "Das ist zumindest das, was ich versuchen will."

      Quelle: Stern

      Isabelle Huppert gibt die Königin

      Die Schauspielerin Isabelle Huppert in Höchstform: Zusammen mit dem Avantgarde-Künstler Robert Wilson bringt sie das Drama um die Königin von Schottland, Maria Stuart, auf die Bühne. Eine Solo-Performance am Théâtre de la Ville in Paris.

      Mary redet. Und redet und redet. Und während sie redet, so als wollte sie ihrem Schicksal entgehen, vergeht ihre Welt. Bob Wilson urinszeniert das Solo um die schottische Königin Marie Stuart im Pariser Théâtre de la Ville mit Isabelle Huppert wie ein Kampf der

      Sprache gegen den Lärm der Welt.

      Der stammt, nach Phil Glass und anderen Komponisten, mit denen der amerikanische Bildertheaterregisseur bislang gearbeitet hat, diesmal vom italienischen Pop-Komponisten Ludovico Einaudi. Star-Actrice Isabelle Huppert kämpft wacker gegen den aus Film- und Fernsehen sattsam bekannten Sound aus gefällig-banaler Harmonik und pulsend auftrumpfender Rhythmik, schmettert tapfer ihre Texte, bis sie sich nur noch über die Bühne treiben lässt von den Sounds des charakterlosen Mainstreams.
      Essenz des Textes ging bei der Übertragung verloren

      Hätte Isabelle Huppert einen kräftigen Text an ihrer Seite – das Duell könnte interessant werden. Aber der Text des Afro-Amerikaners Derryl Pinckney hat seine poetische Dimension in einer bemühten französischen Übersetzung fast völlig verloren. Bleiben also die Bilder, das opulente Renaissancegewandt, mit dem die Starschauspielerin sich zunächst als Schattenriss vor einen weißen Hintergrund stellt, bevor ihr Gesicht Konturen annimmt, wenn sie von ihrer ersten, wirklich leidenschaftlichen Liebe redet.

      Zwei Stars haben hier ein Rendez-Vous: Weltschauspielstar Isabelle Huppert und Weltgeschichtsstar Maria Stuart, diese gewaltige Renaissance-Dame, deren Leidenschaften an den schottischen Clans scheitern und dann am kalten Kalkül einer vorsichtigen Rivalin: Elisabeth I.

      Einige Momente darstellerischen Eigenwillens der Hubert

      Gegen Ende des eineinhalbstündigen Solos kann die Diva tatsächlich innerhalb der formstrengen Theater- und Soundsprache der Inszenierung einige Momente darstellerischen Eigenwillens erkennen lassen. Aber das Rendez-vous mit Bob Wilson findet so richtig nur in einer kleinen geheimnisvollen Miniatur statt: In einer zauberhaften, von Theaterwolken verhangenen Szene, steigt Bob Wilson aus dem Lärm der Musik und dem Geschwätz der Textes aus: Eine Marie wie im Jenseits, mit Wilsons Stimme und der eines Kindes und mit den Lauten eines Sprachlosen: Eine Reminiszenz seiner Anfänge bei der Arbeit mit einem gehörlosen Kind. Das macht als Verbeugung vor dem Théatre de la Ville Sinn, denn hier fand seine französische, europäische und internationale Entdeckung 1971 statt, mit dem Stück „Deafman Glance“, „Der Blick des Tauben“.

      Quelle: Deutschlandfunk Kultur