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    Es gibt 1.174 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Rhiannon.

      "Vielleicht gibt es wirklich etwas" - Forscher sucht im Loch Ness nach Monster-DNA

      Seit mehr als 1.500 Jahren wird ein riesiges Ungeheuer in den dunklen Tiefen des schottischen Loch Ness vermutet. Ist es ein prähistorisches Meeresreptil, ein böses Monster oder nur der Fantasie von Besuchern entsprungen?

      Gibt es das Ungeheuer von Loch Ness wirklich? Dieser Frage will ein neuseeländischer Forscher nun nachgehen und holt dazu Wasserproben aus dem geheimnisvollen See. Neil Gemmell setzt auf die wissenschaftliche Methode der DNA-Analyse, schließt aber überraschende Funde nicht aus.

      Forscher untersuchen Biodiversität im See


      Eigentlich wolle er mithilfe der DNA-Technologie die Biodiversität analysieren, sagt Gemmell von der Universität Otago, während er eine Sonde in den See versenkt. Aber natürlich werde er auch nach Monster-DNA Ausschau halten: "Mehr als tausend Menschen behaupten, dass sie ein Monster gesehen hätten. Vielleicht gibt es da wirklich etwas Außergewöhnliches."

      Anwohner Adrian Shine hofft, dass Gemmells Erkenntnisse sein eigenes "Loch Ness Project" zur Erforschung der Artenvielfalt in dem See weiter bringen. "Ich bin sicher, dass einige Arten gefunden werden, die wahrscheinlich noch nicht beschrieben wurden – wahrscheinlich Bakterien", glaubt Shine. "Für den Fall, dass wir etwas anderes finden, bekämen wir wahrscheinlich eine sehr gute Vorstellung davon, um welche Tierart es sich handelt."

      Ist Nessie ein Dinosaurier?

      Theorien über Nessie gibt es reichlich, mal ist sie ein Überlebender der Dinosaurierzeit, mal ein Baumstamm, ein Fisch, ein Watvogel oder schlicht Wellen, die sich unheimlich auftürmen. "Was immer man auf dem Loch sieht und nicht versteht, kann sich in das Loch-Ness-Ungeheuer des Tages verwandeln", sagt Shine schmunzelnd.

      Die frühesten Berichte über ein geheimnisvolles Wesen werden dem Heiligen Columban von Iona zugeschrieben, der im sechsten Jahrhundert das Christentum nach Schottland brachte. Zuletzt wurde am 26. März von einem US-Paar eine Sichtung gemeldet.

      "Sie beschrieben einen großen Schatten von rund 30 Fuß Länge, der sich unter Wasser bewegte", erzählt Dave Bell, Kapitän eines Touristenbootes mit dem bezeichnenden Namen "Nessie Hunter" (Nessie Jäger). "Im vergangenen Jahr hatten wir eine Rekord-Zahl von insgesamt elf Sichtungen."

      Bell selbst hat in seinen vielen Jahren auf dem 39 Meter langen und nur ein bis drei Kilometer breiten See zwar nie etwas gesehen, doch das erschüttert seinen Glauben an ein Ungeheuer keineswegs: "Ich finde es schwer zu glauben, dass sich mehr als tausend Menschen irren können. Zu viele vernünftige, besonnene Leute sagten, dass sie etwas gesehen haben."

      Touristenboom an "Schottlands Route 66"

      Die schottischen Highlands erleben jedenfalls einen Tourismusboom – und das ist nicht allein der Verdienst von Nessie: Inverness ist das Tor zur North Coast 500, einer 500 Meilen (800 Kilometer) langen Route, die auch als "Schottlands Route 66" bezeichnet wird. Nach Angaben der Tourismusbehörde ließ sie die Touristenzahlen in der Region um ein Viertel ansteigen.

      "Es sind viel mehr Leute unterwegs", glaubt auch Joanna Stebbings, Leiterin der Rettungsstation von Loch Ness, die 2017 eine Rekordzahl von 33 Einsätzen hatte. "Alle Bootsvermieter, ob Kajaks oder Yachten, sind voll ausgebucht."

      Die 56-jährige Andrea Ferguson, Lehrerin aus dem US-Bundesstaat Missouri, ist von Nessie seit ihrer Kindheit fasziniert: "Es gab so viele Sichtungen, dass an der Geschichte etwas Wahres dran sein könnte", meint die Touristin. Der See sei schließlich riesig. "Es ist dunkles Wasser, sehr mysteriös, viel Nebel und große Berge, in Wolken gehüllt, majestätisch und geheimnisvoll – wunderschön!"

      Quelle: t-online.de

      Neuer Weitwanderweg: Loch Ness 360 Ungeheuerlich schön

      Anfang August wird das letzte Stück des 360-Grad-Rundwegs um Loch Ness freigegeben. Wanderer benötigen für die 130-Kilometer-Strecke vier bis sechs Tage. Ein Besuch beim Nessie-Hunter ist inklusive.

      Nur eineinhalb Stunden Fußweg sind es von Fort Augustus am Südende des Loch Ness bis zum Aussichtspunkt Suidhe. Und doch war es genau dieser Abschnitt entlang des torfig-braunen Loch Tarff, der das Projekt von Graeme Ambrose jahrelang aufhielt: ein Weg rund um Loch Ness - zu benutzen sowohl von Wanderern als auch von Mountainbikern.

      Anfang August nun wird der "Loch Ness 360" nach neun Jahren Vorbereitung offiziell eröffnet."Für mich wird ein Traum wahr", sagt Ambrose, Leiter des örtlichen Fremdenverkehrsamtes. "Es fehlte ja nur noch ein Stück von wenigen Kilometern, von Fort Augustus hierher."

      Zwei Dinge hielten das Projekt auf. Zum einen die Finanzierung: Mehr als eine halbe Million Pfund brauchte Ambrose für seinen Weg. "Das Gelände ist sehr sumpfig, also ging es nicht ohne einen High-End-Fußweg, von dem das Wasser gut abgeleitet wird", erklärt er. Nach jahrelangem Fundraising stellte eine Windkraftfirma den Großteil der Summe zur Verfügung. Dieselbe übrigens, die nicht weit von Loch Tarff entfernt ein Pumpspeicherwerk mit Windkraft betreiben will.

      Zweitens mussten zwei Landbesitzer überzeugt werden, dass künftig Wanderer und Biker auf ihrem Gelände unterwegs sein dürfen. "Den Landbesitzern wurden einige Kilometer Zaun gesetzt, jetzt ist alles fertig", sagt Ambrose.

      400 Meter Steigung und 600 Whisky-Sorten

      Start- und Endpunkt der 130 Kilometer langen Strecke ist Inverness, die 50.000-Einwohner-Stadt am Fluss Ness. Für die Seeumrundung sind je nach Kondition und Gepäck zwischen vier und sechs Tage einzuplanen - dabei schaffen wohl nur Sportskanonen die Route in vier Tagen. Sie müssten dafür etwas mehr als 30 Kilometer pro Tag bewältigen und unterwegs zudem die Auf und Abs von bis zu 400 Meter Höhe. Die Wege sind teilweise asphaltierte, einspurige Landstraßen, dann wieder breite Forstwege, aber auch schmale Pfade.

      Landschaftlich ist der Rundweg reizvoll, die Flora abwechslungsreich. Schattigem Mischwald mit Eschen, Birken und Eichen folgen Fichtenwälder mit bis zu 30 Meter hohen Baumriesen, dann wieder Schaf- und Rinderweiden. Farne wachsen am Wegesrand, Fingerhut und Butterblumen in feuchten Wiesen. Gelegentlich wandert man auch durch abgeholzte Flächen, die Forstwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftszweig.

      Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in den größeren Ansiedlungen wie in Drumnadrochit. Der Ort mit dem Loch Ness Centre & Exhibition Museum bietet die Wahl zwischen Hostels, Bed & Breakfasts und einem Hotel. Noch sind Wanderer rar, Treffpunkt ist Fiddlers Restaurant mit gutem, preiswertem Essen und etwa 600 Whisky-Sorten an der Bar.

      Anstrengendste Etappe ist die von Drumnadrochit nach Invermoriston, wenn man die Hill Route nimmt, die teilweise treppensteil durch Kiefer- und Fichtenwälder führt. Auf halbem Weg liegt Rebekah Allans Töpferei, die in ihrem Verkaufsraum hausgebackenen Kuchen, Tee und Kaffee anbietet.

      Vom Fluss Invermoriston nach Fort Augustus zum Südende von Loch Ness haben Wanderer die Wahl zwischen einer Strecke in der Höhe und einer im Tal. An den Schleusen in Fort Augustus wechselt die Wegmarkierung. Ab Inverness folgte der Loch Ness 360 zunächst dem Great Glen Way, markiert mit einer stilisierten schwarzen sechseckigen Distel auf blauem Grund. Ab nun gilt es, einem Eichhörnchen zu folgen.

      Besser den Süden zuletzt

      Hinter dem Caledonian Canal geht es dann auf dem neuen Weg an der Südseite von Loch Ness nach Loch Tarff zum Point Suidhe. Von dort führt Loch Ness 360 nach Foyers mit großem Campingplatz und großartiger Sicht auf den sagenumwobenen See. Die vorletzte Etappe führt über eine Uferstrecke wieder hoch in die Wälder bis hinunter nach Dores.

      Dort harrt seit Jahr und Tag Nessie-Hunter Steve Feltham in einem umgebauten Bauwagen in Dores Beach am Ostufer von Loch Ness aus und starrt mehrere Stunden am Tag mit einem Fernglas aufs Wasser. Busladungsweise kommen die Besucher vorbei und lauschen den Geschichten des 65-Jährigen. "Ich habe Nessie gesehen, hundertprozentig", behauptet er und lächelt, "ich hatte nur meine Kamera nicht dabei."

      Ein- bis zweimal im Jahr wird er von einem ausländischen Fernsehteam interviewt, seinen Lebensunterhalt verdient er mit dem Schreiben von Nessie-Büchern und dem Verkauf von handgefertigten Monsterfiguren. Von Dores führt die letzte Etappe über Wiesen und Felder zurück nach Inverness.

      "Natürlich kann man den Weg auch genau andersherum nehmen", sagt Graeme Ambrose, "die Südseite bietet aber abwechslungsreichere Landschaften und großartigere Blicke auf den See. Und das Beste sollte man sich ja für den Schluss aufheben."

      Quelle: Spiegel Online


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Bericht der Naturschutzbehörde: Trumps Golfplatz soll schottische Wanderdünen ruiniert haben

      Donald Trump fährt gern nach Schottland zum Golfen. Nun hat die Naturschutzbehörde einen brisanten Bericht veröffentlicht: Das Golfresort des US-Präsidenten bei Aberdeen hat seltene Wanderdünen schwer beschädigt.

      Ein Bericht der schottischen Umweltschutzbehörde Scottish Natural Heritage könnte US-Präsident Donald Trump neuen Ärger einbringen. Die staatlichen Aufseher kommen darin laut dem britischen "Guardian" zu dem Schluss, dass die Bauarbeiten an einer von Trumps schottischen Golfanlagen tiefgreifende Folgen für die Umwelt an der nahen Meeresküste gehabt hat.

      Die nahen Wanderdünen sind auch unter dem Namen Foveran Links bekannt. Sie werden offiziell als "Site of Special Scientific Interest" (SSSI) geführt. Inzwischen seien sie "teilweise zerstört", so steht es in der Untersuchung. Die Errichtung des Golfplatzes habe unter anderem Erdarbeiten umfasst, Baumpflanzungen sowie die Anlage von Entwässerungssystemen. Das habe sich auf "die natürliche Struktur der Dünen ausgewirkt und natürliche Prozesse gestört. Sie haben die meisten ihrer wichtigen geomorphologischen Eigenschaften verloren oder auf Fragmente reduziert".

      "Die Unterlagen zeigen, dass Foveran Links beträchtlicher Schaden beigebracht wurde", sagte Bob Ward dem "Guardian". Ward arbeitet für ein Forschungsinstitut, das sich mit dem Klimawandel beschäftigt. Er hatte die Behörden zur Herausgabe des Berichts gezwungen. Sie sind dazu wegen des Informationsfreiheitsgesetzes verpflichtet.

      Das Bekanntwerden des Berichts dürfte Trump-Gegnern in der Region neuen Auftrieb geben. Sie protestieren seit längerem gegen Trumps Golfanlage. Zuletzt hatten Trumps Söhne angekündigt, noch weiter expandieren zu wollen. Im Gespräch ist ein Ausbau des Golfplatzes und der Hotelanlage um 200 Millionen Dollar.


      Quelle: Spiegel Online


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      SOMMER IN SCHOTTLAND : Aye!

      Von wegen, da gibt es nichts als Nebel und Regen: Auf der North Coast 500 sieht man von Schottlands Highlands, Lochs und Küsten viel mehr als erwartet. Nur die Pubs sollte man meiden.

      Kommt ein Mann in eine Bar und sieht . . . Wie um alles in der Welt sollte er das hier beschreiben? Und wieso hatte er dieses blöde Lied aus dem Autoradio noch immer im Kopf? Kommt ein Mann in eine Bar und setzt sich zwischen zwanzig Hummer, dachte er und setzte sich, so könnte der Song beginnen. Jeder in dem Laden hatte einen entsetzlichen Sonnenbrand. Beziehungsweise mehrere. Arme, Beine, Wangen, Nasen, Schädel, alles war rot, die Leute sahen aus, als würden sie jeden Moment explodieren. Erst einmal aber schauten sie Fernsehen, BBC Scotland, einen Nachrichtenbeitrag über ein kleines Mädchen, das beim Baden auf einem aufblasbaren Einhorn Richtung Irland abgetrieben war. Ein Kind auf einem Einhorn. Im Atlantik. Vor Schottland. Die Hummer schüttelten den Kopf. Er bestellte ein Bierbei der Barfrau, die mindestens siebzig war und dürr wie ein Streichholz. Zu ihrem roten Kopf trug sie ein T-Shirt mit „I can’t keep calm, I’m Scottish“-Schriftzug. Draußen vor dem Pub tat die Sonne so, als wolle sie jetzt mal allen zeigen, was sie kurz nach 21 Uhr so draufhat.

      Man hatte ihn gewarnt, und er hatte sich präpariert für seine Reise auf der North Coast 500. Fast alles in seinem Gepäck war wasserdicht. Jacke, Hosen, Hut, sogar die Gamaschen, die er vorsorglich gegen den Matsch eingesteckt hatte, der ihn auf allen Dauerregenwegen erwarten sollte. Er hatte seinen wärmsten Schlafsack gewählt und ein Zelt, das mehrere Himalaja-Expeditionen ausgehalten hatte. Und kurz vor Abreise noch „Photographing Scotland“ ins Handgepäck gesteckt, 668 Seiten, über tausend Fotos, und auf keinem einzigen war blauer Himmel zu sehen – die Tipps bezogen sich ausschließlich auf Motive, die im Dauergrau Schottlands Mystik heraufbeschworen. Doch, er hatte sich vorbereitet. Allerdings nicht auf das hier.

      Statistisch gesehen liege die Chance auf zwei regenlose Wochen in den Highlands bei lediglich etwa 15 Prozent, erklärte der Meteorologe im Fernsehen soeben. Die Hummer riefen Dinge wie „Here you go!“ und „Look who’s talking!“, kippten ihre Biere und bestellten die nächsten. „Die Wahrscheinlichkeit, vierzehn Tage lang durchgehend Temperaturen um die 25 Grad zu haben, ist statistisch kaum messbar.“ Die Hummer klatschten sich nun ab. Irgendwer rief in die Runde, dass er morgen seinen Urlaub auf Ibiza stornieren werde, sei ja Quatsch, bei dem Wetter gehe er lieber am Loch Assynt fischen. Die anderen stimmten zu. Er setzte seine Sonnenbrille auf und verließ den Pub.

      Rundtour am Ende der Welt

      Von der Strecke hatte er drei Jahre zuvor zum ersten Mal gehört. Damals waren findige Touristiker auf die Idee gekommen, längst existierenden Straßen im Norden Schottlands einen neuen, gemeinsamen Namen zu geben: North Coast 500, vor Ort von allen nur „the Fivehundred“ genannt. Er hatte einen Rummel ähnlich wie an der Route 66 befürchtet. Noch so eine unbegründete Sorge. Die eine oder andere Tanke verkaufte passende Kaffeebecher und T-Shirts – ansonsten blieb die 500 mehr oder weniger unsichtbar. Hin und wieder hatte er Aufkleber auf den Straßenschildern entdeckt. Sie sahen aus, als wollten sie nicht weiter auffallen. Als seien sich die Leute, die sie angebracht hatten, nicht wirklich sicher gewesen, ob das so eine gute Idee war, eine Rundtour hier oben am Ende der Welt, regnete ja eh die meiste Zeit. Klar, dachte er. Soll es mal nur.

      Auf der Bergstrecke nach Applecross hatte es dann den ersten Stau gegeben. Die Passstraße mit dem lieblichen Namen Bealach na Bà war nur einspurig befahrbar; kam einem jemand entgegen, musste eines der Fahrzeuge in einer der Ausweichbuchten warten. Leider fanden die Fahrer mehrerer Wohnmobile offenbar den Rückwärtsgang nicht, jedenfalls ging es weder in die eine noch in die andere Richtung weiter. Weil er nicht ständig in den Abyss neben sich schauen wollte (und erst recht nicht auf das Wohnmobil vor ihm, auf dessen Heck ein „Freistaat Bayern: Das bessere Deutschland“- Schriftzug prangte), studierte er die offizielle 500-Karte. Die Bealach na Bà war mit einem roten Warnzeichen markiert. „Wenn Ihr Fahrzeug länger ist als ein Standard-VW-Bus, sollten Sie diese Straße nicht befahren.“ Er sah nach vorne zu den Wohnmobilen. „Wenn Sie Ihr Fahrzeug nicht mehrere hundert Meter weit in einer geraden Linie zurücksetzen können, sollten Sie diese Straße ebenfalls nicht befahren.“ Er seufzte. Es ging ein wenig voran, zwanzig Meter vielleicht. Dann gab es irgendwo vor ihm wieder ein Ausweichmanöver. Dann stockte alles wieder.

      500 Gründe zu bleiben


      Auf dem Bealach na Bà hatte sich auch der Mietwagen zum ersten Mal gemeldet. Das Auto war mit einem Warnsystem ausgerüstet, das seitliche Schrammen beim Einparken verhindern sollte; er glaubte, dass man so etwas Seitenaufprallschutzwarner nannte. Leider schlug das Teil auch Alarm, wenn man ein paar Grashalmen zu nahe kam. Oder eines der suizidal veranlagten schottischen Schafe an der Tür vorbeilief. Nach einer Stunde Stop-and-go auf dem Bealach na Bà war er derart genervt von dem Gepiepe, dass er auf dem Gipfelparkplatz anhielt und ein paar Sicherungen lahmlegte. Anschließend funktionierten weder das Navigationsgerät noch der MP3- Player. Der Seitenaufprallschutzwarner piepte weiter.

      Er konnte sich nicht daran erinnern, von einem Land jemals so überrumpelt worden zu sein wie von den epischen Highlands des Westens. Die 500 in der Fivehundred stand für die Meilenzahl der Gesamtstrecke, aber schon bald hatte er deutlich mehr auf dem Tacho. Weil er nämlich keinen Umweg ausließ. Weil er nämlich jeden Abstecher mitnahm. Weil Wegweiser wie „Dunnet Head Lighthouse: 12 miles“ oder „Castle Ardvreck: 4 miles“ keine Optionen für ihn waren, sondern Direktiven. Vor allem, wenn es um die Lochs ging. Manche waren kleine Tümpel, kreisrund hineingestanzt in die Landschaft. Andere streckten sich wie norwegische Fjorde. Einmal machte er Pause in einem menschenleeren See-Café, dessen Besitzerin ihm erzählte, ihr Umsatz habe sich verdoppelt, seit es die Fivehundred gebe. Anschließend zockelte er um das schmale, lange Loch herum. Irgendwann sah er die Frau auf der gegenüberliegenden Uferseite wieder; sie stellte gerade einen Sonnenschirm auf und war keine hundert Meter entfernt. Da war er eine halbe Stunde gefahren.

      Überhaupt, die Zeit. Die meisten Tage kamen ihm vor, als seien es in Wirklichkeit zwei. Es dämmerte weit vor vier, dann erwachten die Highland-Kuckucke mit ihren unermüdlichen Rufen, und schon wurde es hell und im Hochgebirgsschlafsack zu warm. Anschließend knallte die Sonne auf die Highlands, bis sie am späten Abend endlich genug hatte. In den zwei, drei Stunden davor war Schottland am schönsten. Dann ließ das Licht die Dinge glühen, und manchmal schien es, als habe irgendwer eine 25-Watt-Glühbirne im Innern der Welt angeknipst. Beschwingt legte er sich dann mit dem Mietwagen in die Kurven und genoss die Fivehundred und die Highlands und das Leben überhaupt. Immer getreu begleitet von den schrillen Warntönen aus dem Cockpit.

      An einer Tankstelle bei Ullapool erkundigte er sich nach dem Seitenaufprallschutzwarner. Der Tankwart empfahl ihm einen bestimmten Eingriff im Kofferraum, jedenfalls verstand er ihn so. Längere Unterhaltungen mit den Highlandern waren kompliziert. Die Menschen sprachen, als seien sie im finst’ren Lande Mordor zur Schule gegangen. Sie rollten die R, sprachen ein G wie ein Ch aus, verwendeten ein mysteriöses Vokabular und sagten „Aye!“, wenn sie einem zustimmten. Ihm gefiel das. Es hatte etwas Maritimes, fand er, etwas, das an vergangene Seefahrerzeiten erinnerte. „Aye!“ sagte er zum Vorschlag des Tankwarts. Um den Mann nicht zu enttäuschen, öffnete er draußen den Kofferraum, beugte sich für ein paar Sekunden hinein und zeigte dem Mann dann einen emporgestreckten Daumen. Der Tankwart schaute verwirrt.

      Zwischen Rhiconich und Durness weit oben im Nordwesten führte die Fivehundred durch weite, flache Täler in einem Grünton, als habe jemand sie mit Moos ausgelegt. Stetige Wasserfälle hatten feine Rinnen in ihre Flanken gefressen, ein wenig sahen die Berge aus wie die auf Hawaii mit ihren Lavakanten. Aus den Orten wurden Käffer wurden versprengte Häuser. Hin und wieder stand eine rote Telefonzelle erwartungsvoll am Straßenrand herum, mitten im Nichts, als freue sie sich schon auf 19 Uhr, wenn die Leute wieder alle zum Telefonieren zu ihr kämen. Handgemalte Schilder machten Autofahrer auf frisch geborene Lämmer aufmerksam. Und auf John O’Groats, 75 Meilen nur noch.

      Pub zu verkaufen

      Für einen Ort, der seit Tagen immer wieder angekündigt wurde, war John O’ Groats eine herbe Enttäuschung. Die Siedlung an der Nordostspitze Schottlands erwies sich als großer Parkplatz an einem Fährterminal, umzingelt von Souvenirläden und Fish-&-Chips-Buden. Um ein Auto drapiert lagen grässliche Ölgemälde, „Free Exibition“ stand auf einem Schild. Die Künstlerin saß im Auto und schlief, ihr Mund stand weit offen. Am schlimmsten an John O’Groats aber war der vor sich hin dilettierende Dudelsackspieler. Wie musste es wohl in schottischen Familien zugehen, wenn die Kleinen mit sechs statt einer Blockflöte so ein ohrenbetäubend quäkendes Monstrum in die Hand gedrückt bekamen? Nach einer Viertelstunde floh er. Das permanente Piepsen im Auto kam ihm anschließend fast wie Feengesäusel vor.

      Im Osten änderte sich die Landschaft. Die schroffen Highlands machten pastoralem Farmland Platz, die Straße verlief mehr oder weniger geradeaus, und als er das nächste Mal auf ein Schild achtete, war er bereits in Bonar Bridge. In einem Lebensmittelladen fragte er nach dem nettesten Pub, für seinen letzten Abend an Schottlands Fivehundred. Die Verkäuferin sah ihn an, als habe er sich nach dem örtlichen Museum für Moderne Kunst erkundigt. Sie gab ihm einen Handzettel eines Maklerbüros: Der einzige Pub stand zum Verkauf, 150 000 Pfund, Zapfanlage vorhanden. Er ließ sich eine Flasche Bier geben. Während er sie in der Sonne trank, studierte er die Annonce und überlegte, ob er vielleicht. Wo doch die Highlands. Und die Farben. Und die Weite. Und das Wetter, das sowieso.

      Am nächsten Morgen sah Schottland aus wie in der Macbeth-Verfilmung mit Michael Fassbender: Der Nebel war so dicht, dass man noch nicht einmal die nächste Burg sehen konnte. Auf dem Weg zum Airport verfehlte er ein Hinweisschild und verfuhr sich, das Navigationsgerät funktionierte seit seinen Versuchen, den Seitenaufprallschutzwarner zu deaktivieren, ja schon länger nicht mehr. Ach, das Piepsen, meinte der Mann im Büro der Mietwagenfirma, lässt sich doch mit zwei Klicks am Lenkrad deaktivieren, nicht gefunden? Der Angestellte legte seine Hände an ein unsichtbares Lenkrad in der Luft und klickte mit dem linken Daumen dort, wo sich der Knopf für den Seitenaufprallschutzwarner offenbar befand. Im Fernsehen über dem Schalter lief ein Bericht über das Mädchen auf dem aufblasbaren Einhorn. Offenbar war es gerettet worden, es stand mit seinem Vater an einem Strand und lachte. Der Himmel hinter den beiden war so düster wie in „Photographing Scotland“, 668 Seiten, über tausend Fotos.

      Quelle: Frankfurter Allgemeine


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      Etwas kam vor Millionen Jahren auf die Erde - seine Spuren wurden erst jetzt in einem Krater entdeckt

      In den schroffen Hügeln Schottlands haben Wissenschaftler etwas entdeckt, das absolut nicht von dieser Welt ist: Die Einschlagstellen eines 60 Millionen Jahre alten Meteoriten und Mineralien, die nie zuvor auf der Erde gesehen wurden.

      Geologen entdeckten die zwei Krater von Meteoriteneinschlägen am Grund eines Millionen Jahre alten Lavastroms auf der Insel Skye, nordwestlich der Küste Schottlands. „Wir dachten, es sei ein Ignimbrit (Ablagerungen in einem Lavastrom)“, sagte Studienautor Simon Drake von der Birkbeck University of London in einem Statement.


      Trotzdem erstellten sie Analysen der Gesteinsbrocken — und waren verblüfft: Die Proben enthielten Vanadium- und Niobium-reiche Osbornite, sehr seltene Mineralien die aus dem Weltraum stammen und niemals zuvor auf der Erde gefunden wurden.

      Bekannt sind Forschern diese Materialien nur durch ein Projekt der Nasa, in dem Sternenstaub vom Kometen 81P/Wild 2 eingesammelt wird. Außerdem entdeckten die Geologen Spuren von Reidit, einem ebenfalls seltenen Mineral, das von nur drei anderen Meteoriteneinschlägen bekannt war.

      Die Insel Skye ist bekannt für ihr Mineralien-Vorkommen

      Ihrer Studie zufolge, die kürzlich im Fachjournal „Geology“ publiziert wurde, müssten die Meteoriten vor etwa 60 bis 61,4 Millionen Jahren auf der Erde eingeschlagen sein. Das schließen die Forscher aus dem Alter des darüberliegenden Lavastroms und der Beschaffenheit des Bodens unter den Kratern.

      Dennoch gibt es viele Fragen zu beantworten. Beispielsweise ob der Lavastrom mit dem Meteoriteneinschlag zusammenhängt. Außerdem sind sich die Wissenschaftler nicht zu hundert Prozent sicher, wo genau die exakte Aufprallstelle der Meteoriten ist.

      Die Insel Skye ist unter Geologen bekannt dafür, interessante Mineralien zu beherbergen. Umso erstaunlicher ist der jetzige Fund. Die Forscher merken jedoch an, dass das Gebiet in einem lebensfeindlichen Sumpfgebiet liegt, was es schwer erreichbar macht.

      „Wir sind bis zu den Hüften eingesunken. Ich kann mich vage daran erinnern, wie ich zu Andy Beard [dem Co-Autor der Studie] sagte, 'das sollte es besser wert sein,'“ sagte Drake.

      „Das war es wert.“

      Quelle: Business Insider


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      NEUES VICTORIA & ALBERT MUSEUM : Hoffnung auf den Bilbao-Effekt

      Mehr als hundert Jahre lang beherrschte ein kurioser Triumphbogen das Hafengebiet von Dundee. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts errichtet zum Gedenken an einen Besuch Königin Viktorias in der damals florierenden Industriestadt an der Mündung des Tay, war der Bau mit seinem romanisch-gotischen Stilgemisch ein Wahrzeichen, das Selbstbewusstsein ausstrahlte. Als das inzwischen von Ruß und Taubendreck besudelte Tor Anfang der sechziger Jahre gesprengt wurde, um Platz zu machen für die Zubringer der neuen Ringstraße, die das Zentrum brutal vom Wasser trennte, wurden die Trümmer zur Landgewinnung in den Fluss geschüttet, als wolle die verfallende Industriestadt die Spuren der Geschichte tilgen.

      Jetzt hat Dundee wenige hundert Meter von dem Standort des zermalmten viktorianischen Bogens mit dem ersten britischen Außenposten des sich auf Expansionskurs befindenden Londoner Victoria and Albert Museums ein neues Wahrzeichen bekommen. Der markante Entwurf des japanischen Architekten Kengo Kuma für das „V&Tay“, wie die Werbung das Design-Museum in kalauernder Verschmelzung der gängigen Abkürzung V&A mit dem Tay tituliert, ist am Wochenende nach langen Verzögerungen und Streit über die Kosteneskalation von ursprünglich angesetzten 45 Millionen Pfund auf mehr als achtzig Millionen Pfund eröffnet worden. Sowohl Dundee als auch das V&A begehen mit diesem Gemeinschaftsprojekt Neuland. Nach dem zunächst auf 25 Jahre befristeten Arrangement wird das Museum nicht als Zweigstelle, sondern in eigener Regie geführt und von der schottischen Regierung subventioniert. Die Londoner Zentrale steuert neben dem Markennamen lediglich Fachwissen und Exponate bei.

      Die Perspektive durch internationalen Anspruch erweitern

      Ganz im Sinne der Gründungsidee des Mutterhauses, das im neunzehnten Jahrhundert konzipiert wurde, um die Qualität von Massenprodukten durch geschmackliche Bildung zu steigern, soll der Neubau als Schaukasten für Handwerk und Design eine Quelle der Belehrung und Anregung sein zur Förderung der Kreativität. Dahinter steht freilich auch der Ehrgeiz, die Perspektive durch Inhalte von internationalem Anspruch und lokaler Relevanz zu erweitern und in dieser Hochburg der schottischen Nationalpartei dem „introspektiven, provinziellen Nationalismus“ entgegenzuwirken, wie Tristram Hunt, der Direktor des V&A, es formulierte. Vor allem erhofft sich Schottlands viertgrößte Stadt von dem Repräsentationsbau die gleichen Impulse, die Frank Gehrys Guggenheim-Museum Bilbao bescherte. Kuma legt allerdings Wert auf die Unterscheidung zwischen seiner Suche nach Harmonie mit dem natürlichen und gebauten Umfeld und Gehrys effekthascherischem Stil.

      In den Hochzeiten des Empire stieg die Stadt an der schottischen Ostküste dank ihrer Walfangflotte zum Weltzentrum der Verarbeitung indischer Jute auf, denn der Tran, der als Brennstoff für Lampen verwendet wurde, diente auch der Aufweichung der groben Jutefaser. Petroleum und der Einbruch der Jutefabrikation aufgrund noch billigerer Arbeitskräfte und der Industrialisierung in Indien trugen seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts zum Niedergang des Walfanges bei, der sich wiederum auf den Schiffbau auswirkte. Andere Produktionszweige wie die Herstellung von Orangenmarmelade, eines der drei „Js“, „jute, jam and journalism“, für die Dundee berühmt ist, erlitten im Zuge des zwanzigsten Jahrhunderts ähnliche Rückgänge. Von diesen Kernindustrien ist, wenn auch geschrumpft, einzig der Journalismus geblieben.

      Die knapp 150.000-Einwohner-Stadt, die mit 64,1 Prozent die niedrigste Beschäftigungsrate des Vereinigten Königreiches aufweist, hat sich trotz der erfolgreichen Umsattlung auf Biowissenschaften und Kreativbranchen, insbesondere Videospiele, mit den Folgen der Deindustrialisierung schwergetan. Diese sind allenthalben zu sehen: am zugebretterten Zollhaus, dessen Umgestaltung in ein Hotel auf sich warten lässt, am gegenüberliegenden Seemannsheim, an den rissigen Fassaden verlassener viktorianischer Gebäude, aus denen Sträucher wuchern.

      Seit der Jahrtausendwende versucht sich Dundee mit einer von den beiden Hochschulen untermauerten Strategie zum Antrieb der Kultur- und Wissenswirtschaft wieder zu erfinden. Im Herzen dieses Vorhabens, das die Unesco 2014 mit der Aufnahme Dundees als „Stadt des Designs“ in ihr Netzwerk kreativer Zentren würdigte, steht eine auf dreißig Jahre und eine Milliarde Pfund angelegte Erneuerung der Uferzone. Das V&A dient als Aushängeschild für den sozioökonomischen Plan. Die Signalwirkung war bereits vor der Eröffnung am vergangenen Wochenende spürbar. Nicht nur, dass das „Wall Street Journal“ Dundee zu Schottlands „coolster Stadt“ erklärte. Im Mai empfahl sie der Lonely-Planet-Führer als eine der zehn besten Reiseziele in Europa. Als Folge des Aufsehens um den Neubau ist die Zahl der Übernachtungen im letzten Jahr um 9,8 Prozent gestiegen.

      Die „coolste Stadt“ SchottlandsIn Form und Symbolik knüpft das V&A an die ortsspezifische Vergangenheit an und weist zugleich in die Zukunft. Mit seinem über den Fluss auskragenden Bug hat das Gebäude etwas vom einem Containerschiff an sich, das neben der Discovery ankert, dem als Museum umfunktionierten Dreimastschiff der ersten Polarexpedition Robert Scotts, das bisher die Hauptbesucherattraktion von Dundee war. Kuma bezieht sich aber lieber auf die zerklüfteten Klippen entlang der nordöstlichen Küste Schottlands. Von ihnen ließ er sich in dem Bestreben, ein Bindeglied zwischen Natur und Stadt zu schaffen, zu den zwei umgestülpten Pyramiden inspirieren, auf denen sein Entwurf beruht.

      Deren leichte Drehung imitiert in Kombination mit der Verkleidung aus waagerechten trapezförmigen Betonbalken die Windungen, Aushöhlungen und Schichten des Felsgebildes. Die beiden von Wasserbecken gefassten Elemente werden auf der Ausstellungsfläche im oberen Geschoss vereint, um einen bogenförmigen Durchgang zu bilden. Er ist in Anklang an das zerstörte viktorianische Portal als Tor zwischen Land und Wasser konzipiert, beschwört aber auch die das Schottland-Bild der Romantik verkörpernde Fingalshöhle, benannt nach dem sagenhaften König in den Gesängen des vermeintlich altgälischen Dichters Ossian, die das achtzehnte Jahrhundert begeisterten, bevor sie als Fälschung entlarvt wurden.

      Asiatisch-europäischer Dialog auf schottischem Boden

      Indem die bossenwerkähnliche Ummantelung aus körnigem Beton leicht versetzt mit Eisenklammern an der dunkleren Betonschale befestigt ist, entsteht ein durch das Wasser gesteigertes Licht- und Schattenspiel, das die Wucht des Volumens durchbricht. Innen wiederholt Kuma die Schichtungen, diesmal mit einer wärmeren Eichenholztäfelung aus ungleichmäßig an den nach außen geneigten Schrägflächen des Foyers angebrachten Klappen. Diese werden hier und da durch schmale, querrechteckige Luken ersetzt, die nach allen Seiten hin Aussichten auf die Umgebung rahmen und der Lichtzufuhr dienen.

      An die Mauer zum Fluss hin schmiegt sich die Treppe hinauf zu einer deckähnlichen Ebene, von der die zwei Ausstellungsräume abgehen. Die eine, mehr als tausend Quadratmeter große Fläche bietet mit ihrem nach Bedarf Licht spendenden Sägezahndach einen flexiblen Rahmen für das ambitionierte Ausstellungsprogramm. Den Auftakt macht die vorzügliche Schau, „Ocean Liners: Speed and Style“ über die Ausstattung und kulturelle Bedeutung der Luxusdampfer, die zuerst im Peabody Essex Museum von Salem, Massachusetts, und eben im V&A zu sehen war. In Dundee gewinnt sie in Hinblick auf die schottische Schiffbautradition nicht nur an Relevanz, sondern wirkt in der Inszenierung klarer und großzügiger als in London.


      Gegenüber präsentiert das Museum eine Dauerausstellung über die internationale Wechselwirkung schottischer Kunsthandwerker, Erfinder, Brückenbauer, Textilfabrikanten, Architekten und Videospieldesigner von der Renaissance bis in die Gegenwart. Der Großteil der dreihundert Exponate von einem Tweedanzug der Modedesignerin Vivienne Westwood bis hin zu den Gummistiefeln der Marke Hunter kommt aus dem V&A, das bei einer Sondierung seiner Bestände 12.000 Objekte mit schottischem Bezug registriert hat. Das Herzstück der Ausstellung bildet der nach fünfzig Jahren im Depot sorgfältig restaurierte Eiche-Raum, den Charles Rennie Mackintosh 1908 für das Teelokal von Catherine Cranston in der Glasgower Ingram Street entworfen hat. Mit seiner an japanischen Vorbildern orientierten Verarbeitung liefert der schottische Jugendstilmeister ein Sinnbild für den asiatisch-europäischen Dialog, der in der wiederum von Mackintosh beeinflussten Architektur Kengo Kumas beredten Ausdruck findet.


      Quelle: Frankfurter Allgemeine


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Für bis zu 900.000 Pfund Teuerster Whisky der Welt wird versteigert

      Zu teuer zum Trinken? In Schottland wird der angeblich wertvollste Whisky der Welt versteigert. Der Käufer muss tief in die Tasche greifen.

      Diese Spirituose eignet sich wohl besser als Wertanlage - und nicht als Drink: In Edinburgh soll am 3. Oktober der "wertvollste Whisky der Welt" versteigert werden. Das britische Auktionshaus Bonhams erwartet, für den "Macallan Valerio Adami 1926", einen Preis von bis 900.000 Pfund (rund eine Million Euro) zu erzielen.


      Macallan ist eine Whiskybrennerei im Norden Schottlands. Der zum Verkauf stehende Whisky gehört zu einer limitierten Reihe von nur zwölf Flaschen aus dem Jahr 1986. Er reifte zuvor 60 Jahre lang in Fässern. Die Etiketten wurden von dem italienischen Künstler Valerio Adami entworfen, dessen Werke an Comics erinnern.

      Eine dieser Flaschen wurde in diesem Jahr bereits für einen Rekordwert von knapp 815.000 Pfund (etwa 910.000 Euro) in Hongkong versteigert. Wie viele von den zwölf Flaschen noch existieren, ist unklar.

      Bonhams wurde 1793 in London gegründet und gehört eigenen Angaben zufolge zu den größten Auktionshäusern weltweit. Bekannt ist Bonhams vor allem durch seine Versteigerungen von Wein, Kunst, Autos und Schmuck.

      Quelle: Spiegel Online


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      South West Coastal 300

      Der Süden Schottlands hat mit der SWC300 eine neue touristische Route erhalten, die Besucher für die oft vergessenen Reize der schottischen Südwestküste anwerben soll.

      Nach dem Marketing-Erfolg der Route North Coast 500 (kurz: NC500) entlang der Nordwestküste Schottlands, hat das Fremdenverkehrsamt Visit Scotland nun die South West Coastal 300 (Kurz: SWC300) ins Leben gerufen. Die Marketing-Kampagne möchte dem touristisch oft vergessenen Südwesten Schottlands zu etwas mehr Popularität verhelfen. Die 300 Meilen lange Route führt entlang der sanften Küstengebiete am Solway Firth über die grün rollenden Hügel der Region Dumfries & Galloway und Ayrshire. Auch bekannte Ortschaften wie das Künstlerstädtchen Kirkcudbright, die Bücherstadt Wigtown, Wanlockhead - die höchste Ortschafte Schottland - und der südlichste Zipfel des Landes, Mull of Galloway, sind Teil der Strecke. Und natürlich dürfen auch hochkarätige Burgen und andere historische Gemäuer wie Culzean Castle, Caerlaverock Castle und Sweetheart Abbey nicht fehlen.

      Zur Bildergalerie

      Schottischer Distillery Rekord

      Die schottische Whisky-Industrie kann einen weiteren Rekord verzeichnen: seit 2018 gibt es wieder mehr Brennereien als noch vor 70 Jahren.

      Die Whisky-Industrie kann einen weiteren Rekord verzeichnen, denn mittlerweile gibt es wieder mehr Brennereien in Schottland als vor 70 Jahren. Am 4. September wurde der Erfolg im schottischen Parlament in Edinburgh mit Vertretern der schottischen Whisky-Industrie und Parlamentariern gefeiert.

      128 Brennereien operieren mittlerweile in den 5 Whiskyregionen Schottlands - die höchste Anzahl seit dem 2. Weltkrieg. Erst vor wenigen Monaten hat die Scotch Whisky Association (SWA) publik gemacht, dass Whisky in 2017 mit £4.37 Milliarden die höchsten Exportzahlen erreicht hat und mit 1,9 Mio. Menschen einen Besucher-Rekord in den Whisky-Brennereien verbuchen konnte. Von 4£ Whisky werden 3£ an Steuern berechnet, was Whisky zu einem der höchstbesteuerten Konsumgüter Schottlands macht.

      Mehr zum Thema finden Sie unter Scotch: Schottischer Whisky. Mehr zu Whiskyführungen und Brennereibesuchen finden Sie im Kapitel: Brennereien & Brauereien in Schottland.

      Quelle: schottland-infos.de

      Elliott Erwitt’s Scotland



      Ende Juli vollendete Elliott Erwitt sein 90. Lebensjahr. Erwitt gehört zur großen alten Garde der Magazinfotografie, die eng mit der amerikanischen Bildagentur Magnum Photos verbunden ist und in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg höchst ambitioniert und mit ungebrochenem Idealismus den Bildjournalismus manifestierte. Der in Paris geborene Amerikaner erlangte besondere Bekanntheit durch seine Schwarz-Weiß-Fotos, die ihre Sujets nicht selten mit einem Augenzwinkern beleuchtet. Ebenso hintergründig wie humorvoll beobachtet er die Menschen in ihrem gewohnten Umfeld und schafft es immer wieder, den besonderen Augenblick einzufangen, der viel mehr auszusagen vermag als ein schlichtes Porträt. Darüber hinaus hat er ein großes Faible für Hunde, denen er mehrfach in Büchern und Bildbänden huldigt.

      Hunde und Menschen spielen auch in dem jüngst im teNeues Verlag erschienenen Bildband »Elliott Erwitt´s Scotland« eine maßgebliche Rolle. 2012 machte sich der nimmermüde Lichtbildner mit seiner Kamera und Schwarz-Weiß-Filmen auf den Weg nach Schottland, um das Land und seine Menschen auf seine unnachahmliche Art und Weise zu porträtieren. Und so findet sich auf dem Titelbild keines der bekannten Schottland-Klischeemotive sondern vier aufgeweckte Jagdhunde, die ihrem Einsatz entgegen hecheln. Später im Buch findet sich eine kleine Bildstrecke zu den Tieren. Thema ist hier der Beginn der traditionellen Moorhuhnjagd, einem offensichtlich gesellschaftlich bedeutsamen Ereignis.

      Fotos in Schwarz-Weiß wirken angesichts des digitalisierten 21. Jahrhunderts ein wenig altbacken. Den Bildern fehlt, rein technisch betrachtet, meist die knackige Schärfe, dafür umgibt sie die atmosphärisch wirkende Struktur des Filmkorns, das Lichtstimmungen unterstreicht und hervorhebt. Erwitt beherrscht dies jedoch genauso wie den kreativen Umgang mit Schärfe und Unschärfe und setzt dies gern in seinen sorgfältig gewählten Motiven ein. Dabei verlässt er sich auf seine Intuition und orientiert sich in keiner Weise an hinlänglich Bekanntem. So begibt er sich beispielsweise zum Glenfinnan-Viadukt, aber fotografiert es nicht von oben mit dem dampfenden Personenzug – wie es gemeinhin üblich ist – sondern von der Seite. Er nimmt dem Bauwerk damit die Monumentalität und staffelt es geschickt in die Landschaft zwischen Bäumen und dahinter aufsteigender Bergwelt.

      Manchmal wirken die Bilder etwas dunkel, was ihnen eine gewisse Mystik verleiht und den Betrachter zu noch genauerem Hinsehen zwingt, ihn zuweilen etwas ratlos und fragend zurücklässt. Im Gegensatz dazu sollte man die Porträts, jedes für sich, auf sich wirken lassen, erzählen sie doch Geschichten über die Menschen, ihr Leben und ihr Tagwerk, geben damit Einblick in das wirkliche Schottland und machen auch nachdenklich. Erwitt verzichtet bewusst darauf Problemzonen anzusprechen, die es in den schottischen Städten durchaus gibt, aber eben in sein persönliches Schottlandbild nicht hineingehören. Für wiederholtes Schmunzeln sorgen auf den Fotos immer wieder die Vierbeiner, der Künstler selbst, der seine Füße entspannt im Hotelzimmer porträtiert, umrahmt vom Baldachin seines Himmelbettes und beobachtet vom Bildnis einer adligen Dame an der Wand, oder die Nymphe, die unbekleidet am malerischen Strand auf der Isle of Eriskay in die Fluten steigt.

      Das Vorwort zum opulenten Werk verfasste Alexander McColl Smith, der seine tiefe Bewunderung für die fotografische Sensibilität Elliott Erwitts ausdrückt und in den Bildern genau das Schottland wiederfindet, das er selbst so schätzt, kennt und liebt. Dieser Text findet sich zudem in Englisch und Französisch. Die recht ausführlichen Bildlegenden am Ende des Buches sind ausschließlich in englischer Sprache verfasst und alle abgebildeten Personen werden namentlich erwähnt. Elliott Erwitt´s Scotland ist ein besonderes Buch, das ein intensives Schottlandbild entwirft.
      Elliott Erwitt's Scotland – mit einem Vorwort von Alexander McCall Smith, teNeues Verlag, 27 x 36 cm, 160 Seiten, Hardcover, ca. 150 Duplex-Fotografien, Texte in Deutsch, Englisch, Französisch, Preis: EUR 70, ISBN: 978-3-96171-136-9

      Quelle: Der Schottlandberater

      Größte Silvesterfeier der Welt - Edinburgh Hogmanay

      Schon seit langer Zeit begeht die Menschheit rund um den Globus den Jahreswechsel mit zünftigen, besinnlichen, exzentrischen oder ganz und gar ausgelassenen Silvesterfeiern, die mit Feuer, Tanz und Lärm am vermeintlichen Höhepunkt des Winters zu tun haben können. Schottland macht an dieser Stelle keine Ausnahme. Vor allem in den großen Städten gab und gibt es Feste in den Straßen, die mit Feuerwerken abschließen.

      Aber auch die teilweise skurrilen Traditionen der Vorfahren werden in einigen Gebieten noch gepflegt, wobei zuweilen nicht der 31. Dezember der Stichtag sein muss, sondern ein späterer Termin im Laufe des Monats Januar. Hogmanay in Edinburgh entwickelte sich dabei, seit es 1992 als organisiertes Straßenfest durchgeführt wird, zu einem wahren Glücksgriff und riesigem Publikumsmagnet, der schon vier Jahre später mit etwa 400.000 Teilnehmern als größte Silvesterfeier der Welt einen Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde bekam. Allerdings wurden seither die Zahlen der Beteiligten aus Sicherheitsgründen begrenzt.

      Lediglich das Wetter ist letztlich in der Lage, die große fröhliche Party in der schottischen Hauptstadt zu bremsen. Kurzfristige Absagen gab es 2003/2004 und 2006/2007. Um die Herkunft des heute meist verwendeten Begriffes "Hogmanay" rangen sich recht unterschiedliche Theorien, die den Ursprung des Wortes im nordischen, im französischen oder sehr lokalen inselgälischen Sprachgebrauch vermuten. Das erste Schriftdokument stammt aus Elgin im schottischen Nordosten aus dem Jahr 1604.

      Mittlerweile expandieren die Hogmanay-Feiern in Edinburgh zu einem Mega-Event, das an mehreren Plätzen und in den Straßen der Stadt gefeiert wird. Und dies nicht nur am Abend des 31. Dezember, sondern aktuell über tatsächlich drei ganze Tage. Hogmanay 2018 beginnt, die Straßen und Gassen sind noch weihnachtlich illuminiert, mit der spektakulären Fackelprozession, unter Führung der Up-Helly-Aa Wikinger von den Shetland-Inseln und gefolgt von immensen Aufmarsch der Pipe Bands. Anschließend gibt es in der St. Giles Kathedrale das barocke Candlelit Concert mit Stücken von J.S. Bach.

      In diesem Jahr hat man das Motto »We love you« gewählt und möchte damit die Nähe zur Welt und insbesondere zu Europa dokumentieren. Damit könnte mit einem Augenzwinkern in Richtung Westminster auch der drohende Brexit gemeint sein, der für den März 2019 bevorsteht und möglicherweise ohne irgendwelche Absprache mit der EU vonstatten geht.

      Am 31. gibt es dann ein prall gefülltes Programmangebot: Street Party Konzerte auf den Bühnen Waverley Stage und Scottish Stage mit Auftritten u.a. von Franz Ferdinand, Metronomy und Free Love, den Mac Twins, Gerry Cinnamon, Vistas und Snap, den größten traditionellen Freiluft-Ceilidh under the Castle, das Music & Firework Spectacular im Concert in the Gardens. Für Familien mit kleinen Kindern wird ein vorgezogenes Silvester schon um 18 Uhr gefeiert, natürlich auch mit Feuerwerk. Schließlich folgen die prächtigen Feuerwerk-Präsentationen, die von 21 Uhr an stündlich als Countdown auf Mitternacht vorbereiten, um in einem gigantischen Farben- und Feuerspektakel, abgeschossen vom Calton Hill und von Edinburgh Castle, das Neue Jahr einläuten.

      Quelle: Der Schottlandberater

      Dann ist auch der große Moment der Hogmanay Hymne aus der Feder von Robert Burns gekommen. Nun singen alle zeitgleich gemeinsam, nicht nur in der Hauptstadt, sein »Auld Lang Syne« und reichen sich über Kreuz die Hände. Am 1. Januar steht die McEwan Hall im Fokus mit Konzerten von Capercaillie und Carlos Nunez, dazu zahlreiche kostenlose Veranstaltungen, Konzerte, Theater und Kunst in Edinburghs Old Town. Ein sehr exzentrischer Spaß ist das rituelle Volksschwimmen Loony Dook in den vermutlich recht kühlen Fluten des Forth bei South Queensferry. Der Final Fling, der Ceilidh zum Abschluss, erfolgt um 17.30 Uhr am National Museum of Scotland, wo zuvor schon das Familienfest »Sprogmanay« stattfindet.


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Im Urlaub spielen wir Buchhändler

      Wigtown in Schottland hat 1000 Einwohner und zehn Buchläden. Einen können Urlauber mieten, um darin zu wohnen, zu lesen und natürlich Bücher zu verkaufen.

      Fährt man durch Schottlands Süden, durch Dumfries and Galloway, eine Landstraße entlang, die sich kurvenreich durch die Hügel schlängelt, durch das gleißende Sonnenlicht, das sich immer wieder durch die Wolken schiebt, beginnt man irgendwann, sich Gedanken über Schafe zu machen. Über ihr Fell zum Beispiel.

      Dass sich daraus prima ein dicker Pulli stricken ließe, den man hier gut gebrauchen könnte. Bei einer kurzen Pause kommt man in Versuchung, sich mit den Schafen zu unterhalten, einseitig natürlich: "Wann hört diese Straße endlich auf?! So komme ich ja nie in Wigtown an." Denn sonst gibt es hier niemanden weit und breit, den man fragen könnte.

      Genauso ist Schottland doch!? Die Weite der Landschaft, die stürmische Küste, das wechselhafte Wetter; Tee, Scones, ein offener Kamin. Diese romantischen Ideen! Alle wahr. In Wigtown, der nationalen Buchstadt Schottlands, kann man all das erleben und außerdem einen Traum verwirklichen, den offenbar viele Menschen haben: In einem schottischen Küstenstädtchen eine Woche lang Buchhändler auf Zeit zu sein.

      Für 45 Pfund, etwa 50 Euro, am Tag können Besucher ein Apartment und den Secondhandbuchladen "Open Book" darunter anmieten, nach Lust und Laune das Geschäft umdekorieren, die Bücher neu sortieren und, natürlich, Bücher verkaufen. Apartment und Buchladen sind bis zum Jahr 2021 ausgebucht. Auf der Warteliste stehen noch weitere 700 Interessenten.

      Wigtown ist ein kleines beschauliches Städtchen mit ein paar bunten Häusern, zwischen denen der Meeresgeruch hängt. Es duftet nach Gras, wenn es geregnet hat, und abends, wenn aus den Kaminen Rauch steigt, riecht es nach Öl und Holz. Es ist auch ein Ort, in dem die Einwohner Neuankömmlinge freundlich über den Gartenzaun grüßen und die Gemeinschaft loben.

      "Hier gibt es keine Verbrechen. Die Menschen sind ehrlich und füreinander da", sagt Nanette Craig, eine reizende 85-jährige Dame mit rosa Lippenstift und pinkfarbenem Halstuch. Jeden Montag bringt sie den neuen Mietern des Open-Book-Shops zur Begrüßung selbstgebackenes Shortbread vorbei, verpackt in eine weiße Serviette.

      Der 1000-Einwohner-Ort hatte gute Tage, als die Menschen noch Arbeit hatten in der Whiskybrennerei und der Molkerei, den größten Arbeitgebern in der Gegend. Doch als die Destillerie in den Fünfzigerjahren schloss, ging es stetig bergab, die Jungen zogen weg und es blieben die Alten. In Wigtown gab es zwar bald schon einige antiquarische Buchläden, doch erst 1997 bewarb sich der Ort um den Titel einer nationalen Buchstadt und bekam ihn ein Jahr später.

      Berühmt wegen eines Buchs über nervige Kunden

      Mittlerweile kann man hier in zehn Buchläden und zwischen 250 000 Büchern stöbern, die meisten sind gebraucht. Auch das größte antiquarische Buchgeschäft Schottlands und gleichzeitig das älteste von Wigtown, "The Bookshop", hat hier seinen Sitz, mit einem Bestand von 100 000 Büchern.

      Shaun Bythell, Besitzer des Bookshop, half 2015, das Open Book mit Büchern auszustatten, denn wenn er von etwas reichlich hat, dann davon. Bythell hat es in Wigtown zu einer gewissen Prominenz gebracht, weil er ein witziges Tagebuch über sein Dasein als Buchhändler geschrieben hat, vor allem auch über nervige Kunden: "The Diary of a Bookseller".

      Quelle: Süddeutsche Zeitung


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



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      Orte, die jeder Harry-Potter-Fan gesehen haben muss

      J. K. Rowling ist reicher als die Queen, seit sie Harry Potter geschaffen hat. Wer ihre Bücher gelesen hat und ihre magische Welt liebt, muss nach Schottland. Diese Orte sind für Harry-Potter-Fans Pflicht.

      Es gibt keine bessere Jahreszeit für Harry-Potter-Fans. Im Herbst zeigt sich Schottland von seiner dramatischsten Seite: Nebel, karge Berge, gelbe Birken, manchmal ein Himmel, der sich blutrot färbt wie Flechten im Hochmoor, in den Highlands. Ben (Berg), Glen (Tal), Loch (See), daraus formt sich eine Landschaft wie gemacht für das berühmteste Zauberinternat der Welt: Hogwarts. Viele der Harry-Potter-Filme spielen hier.

      Wo Hogwarts genau liegt, hat Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling stets offengelassen. Irgendwo in Schottland jedenfalls, so viel ist sicher, steht das „riesige, weitläufige und ziemlich bedrohliche Schloss mit einem Gewirr von Türmen und Zinnen“, nicht von Menschenhand gemacht.

      Ungefähr zehn Minuten taucht es im neuen Film „Grindelwalds Verbrechen“ auf, der im November anläuft. Die Geschichte der Zauberlehrer spielt im Jahr 1929. Rowling, 53, schrieb das Drehbuch, es wird dunkler, erwachsener zugehen als in den Potter-Filmen zuvor. Die Themen sind aktuell: Verführbarkeit durch Ideologien, Macht, Ausgrenzung.

      Wer ihre Bücher gelesen hat, wer die Potter-Filme gesehen hat, wer mehr als 20 Jahre Fan von Rowlings magischer Welt ist, den zieht es irgendwann nach Schottland, an den Ort des Entstehens.

      Harry-Potter-Fans fahren im „Hogwarts Express“

      Zum Pflichtprogramm gehört natürlich eine Fahrt mit dem Jacobite Steam Train. Die Museumsbahn ruckelt über den Glenfinnan-Viadukt, für alle Potter-Fans eine vertraute Szene: In diesem Zug, auf dieser Strecke fahren Potter und seine Freunde am Ende jedes Sommers nach Hogwarts.

      Nun kann man als Tourist in diesem „Hogwarts Express“ sitzen und einen High Tea genießen. Nie schmeckt der besser, als wenn Regen gegen die Scheiben peitscht. Draußen verschwimmt alles, Loch Morar, windschiefe Bäume, wildes Gestrüpp. Vier Stunden dauert die Tour ab Fort William.

      Die Tickets kauft man besser rechtzeitig online, es gibt mehr Potter-Fans als Plätze in dem Dampfzug. An Bord werden Hauselfen (für 100 Euro), Zauberstäbe und Schnee-Eulen verkauft. Manche Erwachsene tragen Zauberhüte und weinrot-goldene Gryffindor-Schals.

      Besenfliegen fällt aus? Dann wandern in den Highlands

      Ein weiteres Muss: Besenstielkunde (Broomstick training) auf Alnwick Castle, zwei Autostunden südlich von Edinburgh, schon in England gelegen. Hier erhielt Harry Potter seine erste Flugstunde, hier wurden viele Quidditch-Szenen gedreht – eine Art Rugby der Lüfte und Rowlings Erfindung.

      Bei zu viel Regen kann die Besenstielreitstunde aber schon mal ausfallen. Lapidar steht dann dort: „Today: poor flying conditions“. Seitdem amerikanische Touristen beim Üben auf dem nassen Hügel ausgerutscht sind, hat man auf dem berühmten Schloss dazugelernt: Für Besenfliegen braucht es trockenen Rasen.

      Mit oder ohne Besen geht es auf eine Wanderung durch Glen Coe in den Highlands. Am Loch Torren stand die Hütte des Halbriesen Hagrid, leider längst abgebaut, aber das malerische Tal mit Brücken, Wildbächen und Heidelbeersträuchern ist auch so ein Erlebnis.

      Ein Stück im Landesinneren liegt Rannoch Moor, ein einsames, weitgehend unbebautes Plateau in den Highlands. Hier haben Dementoren, die grausamsten magischen Wesen, den Zug nach Hogwarts heimgesucht. Im Herbst ist die Kulisse auch ohne die magischen Seelenfresser beeindruckend, etwa wenn sich über dem Moor dicke, dunkle Wolken ballen, die Straße im Platzregen kaum noch zu sehen ist oder die Sonne einen Regenbogen zaubert.

      Wo man Joanne K. Rowling in Schottland trifft

      Am Fuß von Schottlands höchstem Gipfel, Ben Nevis, dem „Berg in den Wolken“, 1345 Meter hoch, liegt Glen Spean. Hier wurden die Szenen des ersten Quidditch-Matches (Gryffindor gegen Slytherin) gedreht. Harry siegte, indem er den goldenen Schnatz mit dem Mund auffing.

      Die Wälder um Loch Arkaig, über die Harry Potter mit Hermine und Ron nach ihrer Flucht aus der Bank Gringotts auf dem Drachen fliegt, hat der Woodland Trust Scotland gekauft, damit alles bleibt, wie es ist. Wer nach Glean Spean will, sollte allerdings rechtzeitig tanken. Denn viele Möglichkeiten dazu gibt es auf dem Weg nicht, genau gesagt: eine.

      Rowling ist zwar im englischen Gloucestershire aufgewachsen, ihre Heimat aber ist Schottland. Hier lebt sie entweder auf ihrem Anwesen Killiechassie in den Highlands oder in Barton, einem Vorort von Edinburgh, hinter hohen Hecken. Der Bus X55 fährt vorbei.

      Manchmal isst sie im „Prestonfield House“, Ende August umarmte sie dort spontan ein schwules Hochzeitspaar, ließ sich mit den sprachlosen Ehemännern fotografieren. Das Herrenhaus von 1751 liegt mitten in einem Park, 23 Zimmer, das mit Abstand schönste Hotel der Stadt.

      Unter Eichen grasen Rinder, Pfauen stolzieren über den Rasen, Männer tragen hier noch Kilt. Das Haus ist voller Antiquitäten, Kamine, Ölgemälde, es könnte einem ihrer Potter-Romane entsprungen sein. Tatsächlich war es umgekehrt, alles war schon da. Rowling musste es nur aufschreiben.

      Die Schriftstellerin ist reicher als die Queen

      Die Idee vom Zauberlehrling begann in einem Zug. Rowling saß 1990 in einer Bahn von Manchester nach London, die vier Stunden Verspätung hatte. Als sie aus dem Fenster sah, ins ländliche Nichts, fiel ihr ein Zauberschüler ein, elternlos, der nichts von seiner Kraft, von seinem Ruhm ahnt. Das erste Kapitel schrieb sie, heißt es, auf einer Serviette.

      Im selben Jahr starb ihre Mutter, an der sie hing. Ihr Tod, sagte Rowling später, brachte Schuld, Angst und Sorge in ihr Leben. Sie ging nach Portugal, als Englischlehrerin, heiratete, bekam eine Tochter. Die Ehe scheiterte. 1993 zog sie zu ihrer Schwester nach Edinburgh, arm, depressiv, von Selbstmordgedanken geplagt.

      Wie deutsche Verlage den Weltbestseller verpassten

      Sie fing dort an, in Cafés zu schreiben. Vor allem in „Nicolson’s Café“, es gehörte damals ihrem Schwager, heute heißt es „Spoon“. Dort saß sie gern am Fenster, ein Kaffee musste reichen, einen zweiten konnte sie sich nicht leisten. Ihr Kind schob sie stundenlang durch die Universitätsstadt mit all ihren Parks, den alten Privatschulen, dem Schloss auf dem Hügel – all das floss ein in einen der größten Bestseller aller Zeiten. Heute ist Rowling reicher als die Queen.

      „Wir leben in einer Gesellschaft, die uns lehrt, jede Art Scheitern zu vermeiden“, hat sie einmal gesagt. Mädchen würden besonders dazu erzogen, dass Perfektion der Schlüssel zum Erfolg sei. Für Rowling aber gehört das Scheitern zum Leben: „Das Scheitern lehrte mich Dinge über mich, die ich anders nie hätte lernen können.“ Sie hat aus dem Scheitern, ihrer Armut, ihrer Arbeitslosigkeit jedenfalls gut gelernt – das beweisen 500 Millionen verkaufte Bücher, übersetzt in fast 80 Sprachen.

      Höhepunkt jeder Edinburgh-Reise ist der Potter-Trail

      Edinburgh ist bis heute ein Quell der Inspiration für Rowling. Die Stadt hat 20 Bibliotheken, eine schöner als die andere, über der Central Library steht gemeißelt: „Let there be light“. Abends ist das Grau der Altstadt in warmes, gelbes Licht getaucht. Einen Pub namens „Tropfender Kessel“(„The Leaky Cauldron“) wie in der Londoner Winkelgasse, wo junge Zauberer ihre Utensilien kaufen, gibt es hier zwar nicht, aber „The Dog House“ klingt ähnlich magisch und schenkt Rowlings Fantasiegetränk aus („don’t fear the Butter Beer!“).

      Noch schöner trinkt man in „The Voodoo Rooms“ (Gold, schwarzes Leder, Palmen), in „The Devil’s Advocate“ (400 Whiskysorten), früher ein Pumpenhaus, oder im „Guiltford Arms“, seit 1896 in Familienbesitz (Holzdrehtür, rot-goldene Decke, Säulen). Wer dort Platz nimmt, fühlt sich wie im Dorf vor den Toren der Zauberschule.

      Will man sich nicht selbst auf Potter-Rowling-Spurensuche begeben, lässt man sich führen. Der Potter-Trail (gratis, Spenden willkommen) ist für Rowling-Fans der Höhepunkt jeder Edinburgh-Reise. Wer Glück hat, trifft auf Richard Duffy (Physiker) oder Will Naameh (Sprachwissenschaftler), beide sind auch Comedians und Betreiber des Potter-Trails.


      Die Herbstsonne scheint auf Greyfriars Kirkyard, an eine kleine Gruppe verteilt Will Naameh (mit Brille und schwarzem Umhang) Zauberstäbe – Sushistäbchen, mit Heißkleber und Farbe verziert. Naameh stellt Fragen zu Harry Potter, vergibt für richtige Antworten Punkte, führt zum Grab eines gewissen Thomas Riddell (Tom Riddle alias Lord Voldemort), vor dem sich zu Halloween Fans in Kostümen duellieren. Regelmäßig erhält die Friedhofsverwaltung Briefe, die an den dunklen Lord adressiert sind.

      Nach dem letzten Satz hat sie hemmungslos geweint

      Namen faszinierten Rowling, erklärt Naameh vor dem Grab von William McGonagall. Im englischsprachigen Raum gilt er als schlechtester Dichter aller Zeiten, der Harrys Lieblingslehrerin und der mutigsten Pädagogin aller Zeiten, Minerva McGonagall, den Namen lieh. Hinter dem Friedhofstor strömen Kinder in Schuluniform aus der George Heriot’s School, 1628 gegründet für Waisen (wie Potter), 10.000 Pfund kostet sie im Jahr, eine der teuersten Privatschulen Britanniens.

      Ihre vier Türme sieht man, wenn man im „Elephant House“ am Fenster sitzt. Hier verweilte Rowling oft, vor ihr der Friedhof, oben Edinburgh Castle, eine düstere Festung. „No WIFI“, steht auf einem Schild, „redet miteinander, tut so, als sei 1995“. Man kann rote Becher („Birthplace of Harry Potter“) kaufen. Die Toiletten sind vollgekritzelt mit Sprüchen wie „Danke, dass du meine Welt magischer gemacht hast“.

      Mit zunehmendem Erfolg konnte Rowling nicht mehr im Café schreiben. Jeder hätte sie erkannt. Weil es ihr zu Hause mit drei Kindern zu laut war, buchte sie eine Suite in einem der teuersten Hotels der Stadt, im „Balmoral“, heimlich natürlich.

      Will Naameh weiß sogar Details: Nach dem letzten Satz habe sie hemmungslos geweint, einen Champagner geköpft und eine Büste signiert – „J.K. Rowling schrieb in diesem Raum (552) das Ende von Harry Potter und die ,Heiligtümer des Todes‘ am 11. Januar 2007“. Heute kostet die „J.K. Rowling Suite“ 1740 Euro pro Nacht. Potter-Bände und Eulentürklopfer sind im Preis enthalten, Zauberstäbe nicht.


      Tipps und Informationen

      Anreise: Edinburgh und Glasgow werden von verschiedenen deutschen Städten aus nonstop angeflogen, etwa von Lufthansa, Easyjet oder Ryanair. Wer mit dem eigenen Auto anreisen möchte, kann die Fähre Amsterdam–Newcastle nehmen, die rund 90 Kilometer südlich der schottischen Grenze an- und ablegt (dfdsseaways.de).

      Unterkunft: In Edinburgh: „Prestonfield House“, Herrenhaus von 1751, das glamouröseste Hotel der Stadt, Abendessen umgerechnet rund 45 Euro, Afternoon Tea 33 Euro, Doppelzimmer ab 200 Euro, prestonfield.com.

      „Casa Hamilton“, uriges Bed and Breakfast, Master Room ab 117 Euro, casahamilton.co.uk.

      In den Highlands: Über die A82 von Loch Lomond über Rannoch Moor und Glen Coe zum „Larchwood B&B“ außerhalb des Örtchens Roy Bridge, Garden Room ab 90 Euro, larchwoodlochaber.co.uk.

      In Glasgow: „Argyll Guest House“ im Universitätsviertel, Zimmer ab 51 Euro, buchbar zum Beispiel über booking.com

      Potter-Highlights: Der Jacobite Steam Train fährt zwischen Fort William und Mallaig, Hin- und Rückfahrtticket für Erwachsene ab umgerechnet 40 Euro, für Kinder ab 20 Euro, High Tea 20 Euro, westcoastrailways.co.uk/jacobite/jacobite-steam-train-details.cfm. Die Tour auf dem Potter-Trail in Edinburgh startet täglich um 14 Uhr und dauert rund 1,5 Stunden, pottertrail.com (ohne Anmeldung, keine Kosten, Spenden willkommen). Der Eintritt für Alnwick Castle kostet umgerechnet ab 18 Euro für Erwachsene und für Kinder 9 Euro, inklusive Besenstielflug, alnwickcastle.com

      Weitere Infos: Visit Britain, visitbritain.com/de/de/auf-den-spuren-von-harry-potter; visitscotland.com

      Quelle: Welt

      Tipp der Redaktion: In den Filmstudios von Warner Brothers in Leavesden bei London werden „The Making of Harry Potter“-Touren angeboten, bis 10.11. noch die Tour „Dark Arts“ (Halloween, Kürbisse in der Großen Halle), ab 17.11. „Hogwarts in the Snow“, ein Familienticket kostet 140 Pfund, wbstudiotour.co.uk


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      West Highland Way Allein durchs schottische Hochland

      Einfach weiterlaufen, egal was ist. Wandern in Schottland macht den Kopf frei, ist traumhaft schön, extrem nass und am besten, wenn man ganz allein ist.

      "Girls don’t do that“ – Mädchen machen so was nicht, sagt die amerikanische Touristin zu mir. Ich sitze im wohl ältesten Pub von Drymen, dem ersten Etappenziel des West Highland Way, und warte auf einen Tisch. Nicht nur zeigt sich meine Gesprächspartnerin verwundert über die Tatsache, dass ich mich als Frau allein in einem Pub befinde, noch schlimmer ist für sie die Vorstellung, dass ich ganz allein auf Reisen bin und dann auch noch meine, tagelang durch die Natur wandern zu müssen. Sie erklärte mir, dass "devastatet, angry people“ in den USA den Appalachian Trail laufen und lädt mich ein, mich an den Tisch ihrer organisierten Busreise zu setzen – gegen die Einsamkeit. Ich erkläre ihr, dass ich gar nicht frustriert bin und meine Zeit allein sehr zu schätzen weiß. Ihr Fazit: "You obvioulsy hate people“. Du hasst Menschen.

      Ich mag Menschen, viele zumindest. Ich will mich nicht neu erfinden, suche keine Erleuchtung. Der West Highland Way ist herrlich unspirituell. Ich will meine Ruhe haben, draußen sein, den Kopf frei bekommen. All das geht hier. Das wollen die anderen Wanderer auch.

      Der 154 Kilometer lange West Highland Way beginnt noch in den Lowlands. Ausgangspunkt ist Milngavie, ein Vorort nördlich von Glasgow. Von hier aus führt er gen Norden bis nach Fort William. Ein Obelisk im Zentrum markiert den Ausgangspunkt des bekanntesten Fernwanderwegs Schottlands. In dem Moment, als ich ihn erreiche, beginnt es zu regnen.

      Unspektakulär flach ist es zunächst. Neben dem Weg dröhnt eine Schnellstraße. Am Wegesrand wachsen Brombeeren. Etwa nach der Hälfte der Tagesetappe erreicht man eine Whiskydestillerie. Die Glengoyne Destillerie produziert Highland Whisky. Dabei liegt sie exakt auf der Grenze zwischen den Highlands und den Lowlands. Da der Produktionsteil der Destillerie in den Highlands liegt, darf er sich dennoch Highland Whisky nennen. Leicht beschwingt verlasse ich diese letzte Attraktion vor dem Abtauchen in die schottische Wildnis in Richtung Drymen.

      Am zweiten Tag geht es von Drymen nach Rowardenen am Loch Lomond. Kühe stehen gemütlich auf dem Weg herum, kurz bevor es an den Aufstieg des Conic Hill geht, der einen ersten, spektakulären Ausblick über Schottlands größten See bietet. Ganz schön groß diese Kühe. Kann ich jetzt einfach weitergehen? Keine andere Option in Sicht, also schiebe ich mich durch die Kühe hindurch. Die gucken mich nur nett an. Also alles okay. Oben auf dem Conic Hill angekommen brechen die Wolken auf und geben einen weiten, klaren Blick über den Loch Lomond frei.

      "Tree Surgery“ will der Ranger machen. Bäume heilen. Das erklärte er mir und vier weiteren Wanderern, die in der Ben Lomond Lodge bei Rowardennen für die Nacht untergekommen sind. In tiefstem schottischen Akzent erzählt er uns, einige seiner besten Freunde seien Bäume. So esoterisch das zunächst anmutet, so verständlich ist diese Aussage inmitten des urig bewaldeten Nationalparks am Loch Lomond.

      In der Gegend um den Rowardennen wurde der Wald stark gerodet. Im heutigen Naturschutzgebiet "Loch Lomond and the Tossachs“ arbeiten die Ranger daran, den Baumbestand zu pflegen und wieder aufzuforsten. Nachts kommen noch eine Rangerin und eine Gärtnerin an, die am nächsten Tag mitarbeiten werden. Sie müssen auf Bäume klettern. Wie genau das geht, wird morgens am Frühstückstisch intensiv besprochen. "In 200 Jahren ist es hier dann noch viel schöner. Dann musst du zurückkommen.“ Verabschieden sie mich, als ich weiterlaufe.

      Es regnet. Es regnet viel in Schottland. Von oben tropft es. Unten am Boden stehen Farne. Ein wahrlicher Regenwald. Hin und wieder führt ein Wasserfall über den Weg, oder der Weg selbst wird zu einem Wasserlauf. Springt man nicht weit genug, werden die Füße nass.

      Dieser Teil des Weges gilt als einer der anspruchsvollsten. Das liegt nicht an zu überwindenden Höhenmetern, er verläuft wunderschön gelegen entlang des Ufers des Loch Lomond. Herausfordernd sind die großen feuchten und dadurch rutschigen Steine, über die es zu klettern gilt. Direkt neben dem Weg geht es mitunter steil hinab gen See. Jeder Schritt und jeder Griff wollen gut überlegt sein. Inmitten der Kletterei erscheint ein kulturelles Highlight des Weges – Rob Roys Höhle. Der schottische Robin Hood des 17. Jahrhunderts, ein geächteter Rinderdieb soll sich vielleicht einmal hier versteckt haben. Vor der Höhle stehend dringt ein Flüstern an mein Ohr. Ist es Rob Roy? Nein, hin und wieder schallen Ansagen der im Nebel unsichtbaren Touristenbootstouren über den See und unterbrechen die Konzentration. Sie sind geisterhafte Schemen einer ganz anderen Art von Schottlandreise.

      Keinen Schritt kann ich mehr laufen, als ich in Crianlarich ankomme. Der Pub nebenan erscheint plötzlich meilenweit entfernt. Das Abendessen muss ausfallen. Wie soll ich morgen nur weiterlaufen?
      Crianlarich nach Bridge of Orchy - Das Tock Tock Tock der Wanderstöcke der anderen

      Schottlands Landschaft gleicht inzwischen einem surrealen Traum. Regen, Sturm, Sonnenschein, das ändert sich alle paar Minuten, kann einen überraschen und führt manches Mal zu Fehleinschätzungen und totaler Durchnässung. Dennoch tut der Regen der landschaftlichen Schönheit keinen Abbruch, verstärkt sie gar noch und lässt die Natur dramatischer erscheinen.

      Ein fortwährender Kampf mit dem eigenen Körper lässt keine Zeit für zu viele Gedanken an Alltagsprobleme. Wenn jeder Schritt schmerzt, der Körper bis auf die Haut durchnässt ist, die Blasen im Nass der Schuhe aufquellen, ist das alles, woran man denkt. Durchhalten, Zähne zusammenbeißen, weiterlaufen. Jedes Gramm Gepäck auf dem Rücken ist eins zu viel. Ein löchriges T-Shirt muss weg, ein Paar nicht mehr wohlriechende Wandersocken auch. Leichter wird das Gepäck nicht wirklich. Neid kommt auf. Gut haben es die, die den Gepäckservice gebucht haben. Aber irgendwie wäre das ja nicht das ganze Abenteuer. Tock tock tock machen die Wanderstöcke der anderen.

      In Bridge of Orchy leben ganze sieben Menschen. Das Bahnofshäuschen ist mein Hostel. Es gibt einen Raum mit zwölf Schlafplätzen und viel zu wenig Platz zum Aufhängen der nassen Kleidung. Denn jetzt ist wirklich alles nass. Ich bin froh, dass ich aufs Zelten entlang des Weges verzichte und in festen Unterkünften schlafe.

      Bridge of Orchy nach Kinlochleven – Im Tal der Regenbögen


      34 Kilometer sind weit. Sehr weit sogar. In der tolkinesken Umgebung, in der ein Regenbogen den anderen jagt, sind die 34 Kilometer doch gut machbar. Die Durchquerung des einsamen und malerisch bräunlichen Rannoch Hochmoors auf dem vollkommen ungeschützten Weg kann eine Herausforderung sein. Doch wie durch ein Wunder regnet es gerade jetzt öfters mal nicht. An den äußersten Rändern des Moors angelangt, tut sich plötzlich ein gigantisches Tal vor mir auf.

      Das Glen Coe Tal ist gar nicht hübsch. Wie ein ödes, grünbraunes Kraterloch klafft es vor mir auf. Trotzdem ist es beeindruckend. Das haben auch schon Menschen gedacht, die auf der Suche nach wirklich spektakulären Bildern waren. Hier sind Szenen von Harry Potter und James Bond gedreht worden. Hinter dem Tal gilt es noch einen Pass zu überwinden, zu dem etwas führt, das sich Devil‘s Staircase nennt. Die Treppen des Teufels erweisen sich glücklicherweise als nicht ganz so teuflisch wie erwartet, dennoch ist der Aufstieg steil und anstrengend.

      In Kinlochleven angekommen quäle ich mich zum nächstgelegenen Pub. "Alles besetzt. Das wird heute nichts mehr“, knurrt der Wirt. Ich bestelle mir einen Cider. Plötzlich gibt es dann aber doch noch einen Tisch. Zeit für Haggis, denke ich mir. Was könnte es nach einem anstrengenden Wandertag Schöneres geben, als braunen Brei aus zerhackten Innereien. Während ich mich bei diesem kulinarischen Hochgenuss auf die nächste Etappe vorbereite, steht unvermittelt eine Frau neben mir. Ob ich denn etwa allein dort sei, will sie wissen und blickt mich erschrocken an.
      Von Kinlochleven nach Fort William – Es war einmal ein Wald

      Fast etwas Morbides hat die letzte Etappe. Vorbei an den Ruinen einer Farm und durch die Reste eines gerodeten Waldes geht es. Am Fuße des mächtigen Ben Nevis, des mit 1.344 Metern höchsten Berges in Großbritannien, endet die Wanderung.

      Erleichterung, Erschöpfung und auch ein wenig Stolz machen sich breit, als ich das Denkmal des müden Wanderers, das offizielle Ende des Weges, in der High Street von Fort William erreiche. Abends im Pub treffe ich auf eine alte Bekannte. Die Frau vom Vortag zeigt sich erleichtert, dass ich es tatsächlich geschafft habe. So ganz allein, sogar als Frau.

      Ich werde es wieder tun, denke ich, und vielleicht, ganz vielleicht wird sich irgendwann niemand mehr wundern. Vielleicht, ganz vielleicht wird sich der Gemeinschaftszwang der Urlaubserfahrung auflösen und ich darf ohne Erklärung ganz allein die Natur genießen und das sogar als Frau.

      Quelle: t-online