Mit dem Motorrad durch Schottland

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      Mit dem Motorrad durch Schottland

      Beeindruckende Landschaften, kurvige Küstenstraßen, Lochs und Glens, historische Schlösser und nicht zuletzt der legendäre Whisky-Trail waren für fünf eingefleischte Harley-Davidson-Fans aus München Grund genug, eine Tour nach Schottland in Angriff zu nehmen. Den passenden Anlass bot das jährliche Treffen der Harley-Davidson-Begeisterten, welches in Aviemore schon zum 14. Mal stattfand. Rund um den Biker-Event wurde kurzerhand eine Reiseroute ausbaldowert, die sowohl Kultur und Natur berücksichtigt, aber natürlich auch das Herz der PS-Enthusiasten höher schlagen lässt - der Anfang war gemacht! Um die Reifen und Nerven zu schonen, haben die Jungs den Autozug bis Düsseldorf gebucht und sind erst von dort aus nach Zeebrügge selbst gefahren. Für die Überquerung der Nordsee hatte man sich im Vorfeld für die Nachtfahrt nach Kingston upon Hull mit der Reederei P&O Ferries verständigt, so dass die paar Kilometer in England überschaubar waren.

      An Bord wurden die Bikes nach dem Motto "rather safe than sorry" gut auf dem Parkdeck festgezurrt, so dass auch bei stärkerem Seegang den 'Schätzchen' keine Speiche gekrümmt werden kann. Anschließend Kabinenbezug, Schiffsrundgang und leckeres Essen – ein guter Anfang! Nach einer ruhigen Nacht an Bord stärkt sich die Truppe am reichhaltigen Frühstücksbuffet und dann geht es endlich auf die Straße. Auf der Insel angekommen, galt es sich mit dem Linksverkehr anzufreunden. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – rein in den Kreisverkehr und immer schön links bleiben. Ein paar Mal Abbiegen üben und nach ein paar Meilen hat sich das mit dem Rechtsdrall auch erledigt. Auf dem Weg zum ersten Übernachtungsort an der Nordküste Englands passieren die Biker das erste Highlight der britischen Insel, den Hadrianswall. Einst von den Römern als Befestigungswall errichtet, wurden die Überreste der über 113 Kilometer langen natürlichen Grenze zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

      Nach der ersten Nacht im B&B geht es weiter gen Norden, denn heute heißt das Etappenziel Glasgow und es liegen knapp 300 km vor der Gruppe. Die Küste bietet den Bikern fantastische Ausblicke und – entgegen aller Vorurteile – blauen Himmel! Später zieht es die Helden des Asphalts landeinwärts durch die liebliche Hügellandschaft der Scottish Borders hin zu den Überresten der berühmten Abbeys von Dryburgh und Melrose. Hier findet die erste Begegnung mit einem berühmten Schotten, Robert the Bruce, statt, dessen Herz in der Abbey begraben sein soll. Dann geht es wieder ab auf den Highway Richtung Glasgow, wo die Clique sich wenig später durch den Großstadtdschungel mit seinen zahlreichen Einbahnstraßen bis zum Hotel durchkämpft. Die Motorradfahrer geben Gas und verlassen die lebendige Metropole gleich nach Frühstück, um sich mit ihren wertvollen 'Schätzchen' sicher durch den bevorstehenden Regentag bis nach Fort William zu manövrieren. Rein in die Regenklamotten und schweren Herzens muss die Tour den Wetterverhältnissen angepasst werden, so dass die Nebenstrecken entlang der Küste leider entfallen müssen. Dennoch verliert die Landschaft rund um den Binnensee Loch Lomond und dem charmanten Dorf Kinlochleven im Glen Coe Tal nicht ihre Magie und auch die Nebelschwaden rund um Ben Nevis, mit 1344 m höchster Berg Großbritanniens, tun der Stimmung keinen Abbruch. Abends wird in Fort William bei Live-Musik auf den Wettergott getoastet, um ihn für die nächsten Tage gnädig zu stimmen.

      Am nächsten Tag steht nach dem – Zitat: 'besten Frühstück der ganzen Reise' die sagenumwobene Isle of Skye auf dem Programm. Auf der "Road to the Isles" geht es nach Mallaig und von dort mit der Reederei Caledonian MacBrayne in nur 30 Minuten auf die größte Hebrideninsel nach Armadale. Bei herrlichem Wetter ist Cruisen auf den schmalen "single track roads" bis nach Trotternish angesagt. Die Halbinsel im Nordosten von Skye gehört zu den schönsten Plätzen des Eilands und ist berühmt für den Old Man of Storr, eine 50 m hohe Felsnadel, die in den Himmel ragt sowie den in den schwindelerregenden Höhen liegenden Aussichtspunkt Kilt Rock. Ebenfalls einen Besuch wert ist Dunvegan Castle im Westen der Insel. Ein imposanter Festungsbau und seit über 700 Jahren Stammsitz des MacLeod Clans. Als Nachtlager dient heute ein Hotel in der Inselhauptstadt Portree.

      Morgens gehts mit den Maschinen über die Skye Bridge runter von der kleinen auf die große Insel, wo die westlichen, weitestgehend dünn besiedelten Highlands mit verlassenen Straßen und der rauen Landschaft auf die Truppe wartet. Aber zunächst wird an der einer der berühmtesten Burgen Schottlands gestoppt: hier vor der wunderschönen Kulisse des Eilean Donan Castle wurden Kassenschlager wie z.B. Braveheart, James Bond und Der Highlander gedreht. Es geht weiter entlang der schroffen Küste und erneut sind unsere Hauptdarsteller von der traumhaften Gegend und den meist menschenleeren Stränden fasziniert. Kurz vor Ullapool, einem kleinen Küstenort am Loch Broom, belohnt der Abstecher zu den 'Falls of Measach' die Männer mit tosenden Sturzbächen, die 45 m tief in eine enge Schlucht fallen. Für die ganz Mutigen gibt es eine Drahtseilbrücke, um die beeindruckende Schlucht zu überqueren. Ob sich unsere fünf allerdings diesem Nervenkitzel ausgesetzt haben, entzieht sich unserer Kenntnis. Und immer wieder treffen sie auf Schafe – teils am Rande der einsamen Highways oder in Form von Haggis, dem schottischen Traditionsgericht hergestellt aus Schafsinnereien. Der Verzehr dieser Spezialität, die je nach Region und Rezept in unterschiedlichster Geschmacksform serviert wurde, war nur eine der Disziplinen, die sie fast täglich mit Bravour gemeistert haben.

      Erschöpft, aber glücklich mit sich, der Welt und den heutigen Reiseerlebnissen erreichen sie am frühen Abend ihre Unterkunft in Dornoch an der Ostküste. Auch heute geht es nach einen gewohnt ausgiebigem und gutem schottischem Frühstück gleich wieder auf die Feuerstühle, um weiteren Geheimnissen dieses Landes auf die Spur zu kommen. Dazu gehört unweigerlich das Monster Loch Ness, welches im gleichnamigen See seit Jahrhunderten sein Unwesen treiben soll. In typischer Harley-Manier werden das Gelände und die Straßendecke ausführlich getestet und für gut gefunden. Einen Stopp gönnt man sich an der Burgruine Urquhart Castle am Ufer des Sees, die einst Schauplatz erbitterter Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Clans war. Unweit hiervon befindet sich das Loch Ness Centre and Exhibition, wo man nähere Informationen zu dem See und all seinen Mythen erfährt. Die Abendsonne konnte die Biker nicht blenden, als sie später das Culloden Moor östlich von Inverness erreichten. Hier lieferten sich Schotten und Engländer damals blutige Schlachten, über die das angrenzende Museum und neue Visitor Centre anhand von Videos und Audioguides eindrucksvoll und ungeschönt berichtet. Entsprechend beeindruckt erreichen die Motorradfahrer ihr Quartier in Inverness, dem Tor zu den Highlands, und widmen sich der Abendgestaltung.

      Am nächsten Morgen verzögert sich die Abreise ein wenig, da sich das obligatorische Gruppenfoto zur Fotosession mit amerikanischen Touristen entwickelt. Aber zugegeben, wenn fünf Biker ihre Lederhosen gegen den extra für die Tour angefertigten Kilt wechseln, ist das ein Foto wert! Über Fort George geht es weiter bis nach Dufftown, wo heute die Zimmer reserviert sind. Natürlich bleiben die Chrom-Schätzchen in der Garage stehen, wenn Alkohol im Spiel ist – "don't drink and drive"! Denn in der Glenfiddich Distillery erfahren die Münchner bei einer deutschsprachigen Führung alles Wissenswerte über die Entstehung des kostbaren "water of life" und können sich am Ende der Tour bei einem Probeschluck von der besonderen Qualität überzeugen. Heute ist es soweit: "Thunder in the Glens" – das Harley-Davidson-Treffen in Aviemore. Das Wetter ist regnerisch, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Und auch Queen‘s View, der malerisch gelegene Aussichtspunkt, verfehlt mit seinem fantastischem Ausblick auf die umliegenden Wiesen und das blaue Wasser des Loch Tummel seine Wirkung nicht. Weiter geht es zum Blair Castle. Der Sitz des heutigen Duke of Atholl wird umrahmt von einem beeindruckend großen Parkgelände und ist seit über 700 Jahren in Familienbesitz. Aber der Rest des Tages – und natürlich des Abends – sind die fünf im "HOG"(Harley-Owners-Group)-Fieber: Chromteile und Anbauten begutachten, Neuigkeiten rund ums Bike samt Zubehör austauschen, Fachgespräche führen mit Experten und solchen, die es gern wären. Aber auch neue, schottische Freunde sind beim Bier an der Theke schnell gefunden. Trotz Livemusik und begrenzten Englischkenntnissen wird fleißig Smalltalk gehalten und so kommt man auch dem ein oder anderen Rätsel auf die Spur. Zufrieden und um einige Erkenntnisse reicher machen sich die fünf auf den Rückweg zu ihrem Gästehaus in Nethy Bridge.

      Unwiderruflich rückt das Ende der Reise näher, aber somit auch ein Highlight jeder Schottlandtour: die Hauptstadt Edinburgh ist heute das Objekt der Begierde. Auf dem Weg liegt aber zunächst noch Stirling Castle. Nicht nur die Tatsache, dass die Männer auch kulturinteressiert sind. Nein, die fünf sind sprichwörtlich zu Schotten geworden, haben sie doch das "SuperSaverTicket" von Historic Scotland erworben, mit dem man zum reduzierten Preis gleich drei der Spitzenattraktionen besuchen kann: Urquhart Castle, Edinburgh Castle und Stirling Castle. Die imposante Burg in der ehemaligen Hauptstadt Schottlands liegt oberhalb der Stadt und bietet fantastische Ausblicke auf die umliegenden Wald- und Wiesenflächen sowie das Wallace Monument, welches in Gedenken an den schottischen Freiheitskämpfer William Wallace errichtet wurde. Kurz vor Edinburgh machen die Harley-Fans noch einen Abstecher nach Falkirk, wo sie das "Falkirk Wheel" bestaunen, eine Drehschleuse, dessen Konstruktion an ein Riesenrad erinnert. Das moderne Schiffshebewerk ist weltweit einzigartig und kann bei einem Durchmesser von 35 m innerhalb von vier Minuten einen Höhenunterschied von 24 m überwinden.

      Ein weiteres imposantes Bauwerk ist die Forth Road Bridge, eine Hängebrücke, die den Firth of Forth mit einer Länge von 2500 m überspannt. Die Biker überqueren die Brücke in lässiger Harley-Manier und genießen bei strahlendem Sonnenschein die Einfahrt in die wunderschöne Hauptstadt. Edinburgh hat viel zu bieten: die moderne Neustadt mit Shoppingmeile und ihren georgianischen Häuserfassaden steht im Gegensatz zu der malerischen Altstadt. Über Allem thront das imposante Edinburgh Castle, auf dessen Vorplatz jedes Jahr das berühmte Musikspektakel "The Royal Edinburgh Military Tattoo" stattfindet. Leider haben die Münchner nicht genügend Zeit und können nur einen Bruchteil der zahlreichen Sehenswürdigkeiten der lebendigen Metropole entdecken und sind sich spätestens jetzt sicher, dass sie hier nicht zum letzten Mal waren. Obwohl der Abschiedsschmerz ein wenig näher rückt, genießen die Münchner einen geselligen Abend in Edinburgh. Leider heißt es heute wirklich Abschied nehmen. Die Reifen haben gelitten und die Männer fliegen daher zurück nach München. Und da sich Motorradfahrer untereinander immer helfen, sind Freunde aus dem Harley Davidson Chapter München eigens angereist, um die Motorräder per Hänger wieder nach Hause zu transportieren.

      Quelle: Der Schottlandberater


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."