EU-Referendum / Brexit

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    Es gibt 435 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von The Flying Scotsman.

      Welche Möglichkeiten Schottland hat

      Raus aus dem Vereinigten Königreich, rein in die EU - das ist der Plan von Schottlands Regierungschefin Sturgeon. So einfach ist das aber nicht.

      Die Karte scheint eindeutig: England und Wales leuchten rot, der Norden blau. Rot steht für Brexit, die blaue Farbe dafür, dass eine Mehrheit der Wähler für den Verbleib in der EU gestimmt hat. Schottland ist komplett blau. In jedem einzelnen Wahlbezirk Schottlands stimmte eine Mehrheit für die EU, insgesamt 62 Prozent der Wahlberechtigten. Würde das Vereinigte Königreich die EU nun verlassen, geschähe das gegen den Willen der Schotten - und das sei zu verhindern, sagt deshalb die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon.

      Wenige Stunden nachdem das Brexit-Votum bekannt wurde, bezog Sturgeon Stellung: Schottland habe nicht die Absicht, gegen den Willen der Bevölkerung aus der EU auszuscheiden. Sie brachte umgehend ein neues Unabhängigkeits-Referendum für Schottland ins Gespräch. Schottland soll raus aus dem Vereinigten Königreich und dafür in der EU bleiben, womöglich als eigenständiges Mitgliedsland. Für die separatistische Scottish National Party (SNP), deren Chefin Sturgeon ist, würden sich damit gleich zwei politische Ziele auf einmal erfüllen. Denn anders als die Nationalisten in anderen EU-Staaten macht die SNP nicht mit Fremdenfeindlichkeit und Angst vor Immigranten Politik, sondern setzt auf den europäischen Binnenmarkt und die Vorteile der Zuwanderung.

      Aber wie realistisch sind Sturgeons Pläne für die Zukunft Schottlands? Die drei wichtigsten Fragen und Antworten:

      Kann Schottland tatsächlich den Brexit blockieren?

      In einem aktuellen BBC-Interview bringt Sturgeon ein schottisches Veto gegen den Brexit ins Spiel. Sie könne sich nicht vorstellen, dass das schottische Parlament einem EU-Austritt nicht zustimmen müsse, sagt die Regierungschefin. Zwar sei die Regierung in London bestimmt anderer Ansicht, aber sie wolle diese Diskussion führen und sehen, wo sie endet. Der schottische Tory-Abgeordnete Adam Tomkins widerspricht Sturgeon, er halte es höchstens für möglich, dass sich Schottlands Parlament enthält.

      Tatsächlich ist es rechtlich so, dass das Ergebnis des Brexit-Referendums für ganz Großbritannien gültig ist. Schließlich sind regionale Unterschiede bei Wahlergebnissen nicht unüblich. Sturgeon stützt sich bei ihren Überlegungen zu einem Veto auf den Scotland Act aus dem Jahr 1998, der von Westminster verabschiedet die rechtliche Grundlage für ein schottisches Parlament schuf. Dort heißt es sinngemäß in Absatz 29 zur Gesetzgebung, dass das schottische Parlament nicht gegen EU-Recht verstoßen dürfe. EU-Recht wird in Schottland also auch vom schottischen Parlament implementiert - und nicht allein vom britischen Parlament in Westminster.

      Manche Verfassungsrechtler wie David Edward glauben daraus ableiten zu können, dass eine Zustimmung des schottischen Parlaments notwendig sei, wenn das Vereinigte Königreich die EU verlassen will. Allerdings: Dem steht ein zweiter Satz aus dem Scotland Act entgegen. Im Absatz 28 heißt es, dass das Folgende nicht die Gesetzgebungsgewalt des britischen Parlaments einschränke. Das bedeutet nichts anderes, als dass in der direkten Auseinandersetzung zwischen den beiden Parlamenten das britische Abgeordnetenhaus sticht. Sollten die Schotten ihre Zustimmung zum Brexit verweigern, könnten sie nach geltender Rechtslage wahrscheinlich einfach von Westminster übergangen werden. Politisch könnten die schottischen Nationalisten mit so einem Manöver aber möglicherweise Punkte sammeln.

      Nicola Sturgeon sagt, sie gehe ohnehin davon aus, dass die britische Regierung eine Zustimmung des schottischen Regionalparlaments nicht für notwendig hält, um den gesetzlichen Rahmen für einen Brexit zu schaffen. Deshalb konzentriert sie sich in ihren Aussagen nun stärker darauf, dass es bald ein zweites Unabhängigkeits-Referendum für Schottland geben könnte.

      Wird es ein neues Referendum zur Unabhängigkeit Schottlands geben?

      Dem Sender ITV sagte Sturgeon: "Sollte das schottische Parlament für ein zweites Referendum stimmen, wäre es unausdenkbar, dass die Regierung in London versuchen würde, das zu blockieren. Ich möchte jeden aktuellen oder zukünftigen Premierminister davor warnen, das zu tun." Dass sie sich für eine neue Abstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands einsetzt, wundert nicht. Schließlich steht die Möglichkeit eines neuen Referendums auch im SNP-Programm, mit dem Sturgeon im Mai gewählt wurde.

      Es sei "höchst wahrscheinlich", dass ihr Land erneut über seine Unabhängigkeit abstimmen werde, sagte sie nach dem Ausgang der Brexit-Abstimmung. Ihr gehe es darum, den Willen der Mehrheit in Schottland abzubilden. Momentan scheint es tatsächlich möglich, dass viele Schotten so verärgert über den Brexit sind, dass sie sich am liebsten gleich von England und Wales abspalten würden, allerdings ist abzuwarten, ob sich diese Aufregung hält. Denn man darf angesichts des Unmuts nicht vergessen, dass eine Mehrheit der Schotten sich nicht nur der EU, sondern auch Großbritannien verbunden fühlt.

      Das Unabhängigkeits-Referendum im September 2014 scheiterte. Nur 45 Prozent der Schotten stimmten für die Unabhängigkeit von Großbritannien. Ein Grund war damals auch, dass die Wähler befürchteten, ein unabhängiges Schottland müsste womöglich aus der EU ausscheiden. Sturgeon glaubt, viele Leute hätten davor zurückgescheut, die Stabilität, die das UK versprach, aufzugeben zugunsten einer ungewissen Zukunft als unabhängiges Land. Durch die Brexit-Entscheidung hat sich die Situation aber umgekehrt: Bleibt Schottland im Vereinigten Königreich, scheidet es aus der EU aus. Für die Unabhängigkeitsbestrebungen der SNP ergibt sich daraus eine große Chance.

      Trotzdem muss Sturgeon vorsichtig operieren. Sie betont, dass sie ein Referendum nur dann in Betracht ziehe, wenn es dafür eine eindeutige Zustimmung in der Gesellschaft gebe. Die ersten Umfragen seit dem Brexit zeigen ein gemischtes Bild: Während eine Umfrage der Zeitung Sunday Post ergab, dass 59 Prozent der Schotten für eine Unabhängigkeit von Großbritannien seien, stimmen in einer Umfrage der Sunday Times nur 52 Prozent für die Unabhängigkeit. Und eine Erhebung von Daily Record und Daily Mail ergibt sogar, dass nur 42 Prozent ein neues Referendum über die Unabhängigkeit befürworten. Es ist also nicht gesagt, wie ein Unabhängigkeits-Referendum zum momentanen Zeitpunkt ausgehen würde. Sturgeon setzt deshalb nicht allein auf das Referendum, sondern zeigt sich offen für andere Alternativen, um die Verbindungen zur EU aufrechtzuerhalten.

      Ihre politische Gegner argumentieren übrigens, dass das Referendum vom September 2014 nach wie vor Gültigkeit habe. Schottland sei damit auch an das Ergebnis der Brexit-Abstimmung gebunden sei, weil es nun mal dafür gestimmt habe, Teil des Vereinigten Königreichs zu bleiben.

      Wird Schottland neues EU-Mitglied?

      Sturgeon versucht derzeit, mit der EU zu verhandeln. Am Samstag kündigte sie an, "umgehend" Gespräche mit EU-Institutionen und anderen EU-Mitgliedstaaten aufzunehmen, "um alle Möglichkeiten auszuloten, Schottlands Platz in der EU zu schützen". Die Regierung wolle ganz Schottland in den Prozess einbeziehen und dazu ein Expertengremium einrichten, das die Regierung in rechtlichen, finanziellen und diplomatischen Fragen berät.

      Es geht darum, ob ihr Land - auch wenn es als Mitglied des Vereinigten Königreichs die EU verlassen muss - eine Form der EU-Mitgliedschaft aufrechterhalten kann. Das ist schwierig, weil Schottland innerhalb des Vereinigten Königreichs an wirtschaftliche und politische Verträge gebunden ist. Diese Verpflichtungen könnten Verträgen mit der EU entgegenstehen. Die schottische Regierungschefin ist daher vor allem darauf angewiesen, welche Signale aus Brüssel kommen.

      Die Zukunft zwischen Schottland und der EU ist Verhandlungssache und deshalb sind viele Szenarien denkbar. Auch eine assoziierte Mitgliedschaft wäre möglich, sogar dann, wenn Schottland Mitglied des Vereinigten Königreichs bleibt. Politisch könnten allerdings EU-Mitglieder wie Spanien und Belgien etwas dagegen haben, dass Schottland Sonderrechte bekäme - schließlich gibt es auch in diesen Ländern Regionen mit Unabhängigkeitsbestrebungen, die durch Schottlands Vorbild ermutigt werden könnten.

      Die Voraussetzungen zum EU-Wiederbeitritt erfüllt Schottland übrigens: Sowohl beim Umweltschutz als auch in Sachen Verbraucher- und Wettbewerbsschutz und Rechtsstaatlichkeit entspricht es sämtlichen Standards, die die Union von ihren Mitgliedsstaaten erwartet. Vor dem letzten Unabhängigkeits-Referendum gaben Verfassungsrechtler die Prognose ab, dass Schottland im Schnellverfahren binnen 18 Monaten in die EU aufgenommen werden könnte.

      SZ.de

      Das Referenderum ist laut Nicola Sturgeon die letzte Option. Sie will erst einmal versuchen, die Schotten anderweitig im Rennen zu halten. Das hat sie heute in einer Rede zum Besten gegeben.


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."

      Trotz Brexit: So kann Schottland in der EU bleiben

      Mit Spannung war die Rede von Nicola Sturgeon, der schottischenMinisterpräsidentin, erwartet worden. Fünf Tage nach dem Referendum, in dem eine Mehrheit der Briten für einen Ausstieg aus der EU votiert hatte.

      Und Sturgeon wurde deutlich. "Ich bin tief enttäuscht", sagte sie in ihrer Ansprache im Regionalparlament in Edinburgh. "Wir wollten dieses Ergebnis nicht. Es ist unser großer Wille, Teil der EU zu sein." In Schottland sah das Ergebnis tatsächlich anders aus als im übrigen Großbritannien: 62 Prozent der Wähler haben hier für den Verbleib in der EU gestimmt. Jede einzelne der 42 schottischen Regionen sprach sich mehrheitlich für "Remain" aus.

      Die Ministerpräsidentin kündigte an, am Mittwoch nach Brüssel zu fliegen, um der EU-Kommission ihre Mission vorzutragen. Und diese ist: Welchen Weg gibt es, damit Schottland auch in Zukunft Teil der EU sein kann?

      In Brüssel warb am Dienstag bereits der schottische Europaabgeordnete Alyn Smith darum, die Bemühungen Edinburghs zu unterstützen: "Schottland hat euch nicht im Stich gelassen, also lasst uns auch nicht im Stich", sagte Smith und bewegte damit eine große Zahl von Abgeordneten. Der Schotte bekam stehende Ovationen.

      Theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten, wie Schottland dem Brexit entgehen könnte. Die Hintergründe in der Übersicht.

      Wie könnte Schottland in der EU bleiben?

      Es ist eine komplizierte Frage, die Experten unterschiedlich beurteilen. Zunächst einmal ist Schottland Teil des Vereinigten Königreichs und hat damit etwa einen Status wie ein deutsches Bundesland. Beim Unabhängigkeitsreferendum 2014 hatten sich rund 55 Prozent der Schotten für den Verbleib in Großbritannien ausgesprochen.

      Sturgeon könnte sich auf den Scotland Act von 1998 berufen, der die Kompetenzen des schottischen Regionalparlaments festlegt. Dort steht zwar, dass auswärtige Angelegenheiten eigentlich von London geregelt werden. Aber laut Artikel 29 ist es Edinburgh vorbehalten, EU-Gesetze zu implementieren. Wenn dieser Passus nicht geändert wird, könnte Schottland weiterhin EU-Gesetze übernehmen, auch wenn das gesamte Vereinigte Königreich nicht mehr Teil der Union ist und abweichende Gesetze verabschiedet.

      Schottland könnte sich eine kleine "light"-EU-Mitgliedschaft bewahren und sich mehr an Brüssel als an London orientieren. Die direkten Auswirkungen allerdings wären erheblich: Dass etwa die Reisefreiheit von EU-Bürgern dann innerhalb des Vereinigten Königreichs - also zwischen Schottland und England - endet, scheint kaum umsetzbar. Streit wäre programmiert.

      Wie könnte das konkret ablaufen?

      So etwas ist noch nie vorgekommen, deshalb sagen alle Experten, man bewege sich auf unsicherem Terrain. Es ist politische Konvention, dass es die Zustimmung des schottischen Parlaments braucht, um den Scotland Act zu ändern. Aber letztlich könnte die britische Regierung Edinburgh überstimmen. Das Parlament in Westminster, in dem die regierenden Konservativen die Mehrheit haben, ist die oberste gesetzgebende Gewalt und hat ein Letztentscheidungsrecht inne.

      Doch eine solche Entscheidung wäre keine Formalie, sondern ein massiver Eingriff in die Hoheit des schottischen Parlaments. Die schottische Zeitung "The Herald" gibt zudem zu bedenken, dass die große Mehrheit der Abgeordneten in Westminster selbst für einen EU-Verbleib ist. Das Referendum sei zudem für das Parlament ohnehin nicht bindend, sondern nur eine Empfehlung.

      Um zu verhindern, dass die Schotten ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum anstreben, könnte London der Zeitung zufolge darauf verzichten, Schottland den EU-Austritt vorzuschreiben. John Curtice, Politikwissenschaftler an der Universität in Strathclyde, hält das zwar theoretisch für möglich, aber auch für äußerst unrealistisch.

      Und wenn das alles nicht funktioniert?

      Die zweite Möglichkeit wäre ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum. Als unabhängiger Staat könnte Schottland neues Mitglied der EU werden. Theoretisch müsste auch das Parlament in London eigentlich einem schottischen Referendum zustimmen. Vor dem ersten schottischen Referendum hatte Premier Cameron diese Entscheidungsgewalt im sogenannten "Referendum Agreement" allerdings an das schottische Parlament übertragen. Wie diese Entscheidung bei einem weiteren schottischen Anlauf ausfallen würde, ist offen.

      Im schottischen Parlament fehlen Sturgeon derzeit zwei Sitze zur absoluten Mehrheit. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass sich Unterstützer in den anderen Fraktionen fänden.

      Wie geht es nun weiter?

      Robert Ford, Politikwissenschaftler von der Universität Manchester, sagt, die schottische Regierung werde versuchen, so viel Ärger wie möglich mit den Konservativen in Westminster anzuzetteln. "Denn dann wird die Zustimmung für die Unabhängigkeit unter den Schotten weiter steigen."

      Einer neuen Umfrage zufolge sprechen sich schon jetzt fast 60 Prozent für die Trennung von Großbritannien aus.

      Zusammengefasst: Viele Schotten wollen unbedingt in der EU bleiben. Doch die Hürden dafür sind hoch. Entweder kann es das Land mit einer "Light"-Mitgliedschaft versuchen, was allerdings erhebliche organisatorische Fragen aufwerfen würde. Oder die Schotten verlassen das Vereinigte Königreich. Auch dieser Schritt ist aufwendig und langwierig. Doch die Zustimmung im Volk für eine Trennung von den Briten wächst.

      Quelle: Spiegel


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      Schottland und der Brexit: Ohne uns

      Nach dem Brexit-Votum stemmt sich Schottland gegen einen Austritt aus der EU - und strebt ein neues Referendum über eine Unabhängigkeit von Großbritannien an. "Ich werde alles tun, um die Interessen der Schotten zu schützen", sagte die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon.

      Am Donnerstag hatten sich 51,9 Prozent aller Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union ausgesprochen. DasStimmungsbild war in Schottland aber klar anders: Dort sprachen sich 62 Prozent für einen Verbleib des Königreichs in der EU aus.

      Schottland sondiert nun Möglichkeiten, den Brexit zu kippen - etwa, indem man eine Zustimmung des schottischen Parlaments zum EU-Austritt verweigert. Auf die Frage, wie das schottische Parlament nun reagieren solle, sagte Sturgeon der BBC, sie werde selbstverständlich die Abgeordneten darum bitten, ihre "gesetzgeberische Zustimmung" zu verweigern.

      Sie könne sich kaum vorstellen, dass Großbritannien ohne die Zustimmung der schottischen Volksvertreter Gesetze verabschieden könne, die einen Brexit besiegelten, sagte Sturgeon. "Die Option, dass wir etwas ablehnen, was Schottlands Interessen zuwiderläuft, liegt natürlich auf dem Tisch."

      Das Vereinigte Königreich von 2014 "existiert nicht mehr"

      Es ist allerdings strittig, ob das schottische Parlament den Brexit überhaupt absegnen müsste - das gibt selbst Sturgeon zu. Sie vermute, dass die Regierung in London dies anders sehe, sagte sie. In dem Fall wäre ein Veto aus Edinburgh keine Option für Schottland.

      Auch deshalb erwägt das Land einen anderen Schritt: ein erneutes Referendum über die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Sie halte eine solche Abstimmung für "höchst wahrscheinlich", sagte Sturgeon. Am Samstag war das schottische Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen, um über die Folgen des Brexit-Votums zu beraten. Im Anschluss daran wurde laut Sturgeon vereinbart, "die rechtlichen Voraussetzungen" für ein mögliches neues Referendum zu schaffen.

      Beim ersten Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands im September 2014 hatte sich eine Mehrheit für den Verbleib in Großbritannien ausgesprochen. Das Vereinigte Königreich, für das Schottland 2014 gestimmt habe, "existiert nicht mehr", sagte Sturgeon der BBC. "Der Kontext und die Umstände haben sich dramatisch verändert."

      Sicherheitshalber will Schottland Gespräche mit der EU führen - um zu verhindern, dass Schottland als Teil Großbritanniens die EU verlassen muss und dann als womöglich unabhängiger Staat wieder Mitglied wird. "Unser Argument ist, dass wir nicht raus wollen", sagte Sturgeon.

      Knappe Mehrheit der Schotten befürwortet Unabhängigkeit

      Laut einer aktuellen Umfrage für die "Sunday Times" sind 52 Prozent der Schotten für eine Trennung von Großbritannien. Ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum müsste vom schottischen Parlament beschlossen werden. Damit es rechtlich bindend ist, müsste zudem das britische Parlament in London zustimmen. So war es 2014. Theoretisch könnten die Schotten aber auch auf eigene Faust abstimmen und darauf setzen, dass London das Ergebnis akzeptieren müsste.

      Derweil haben mehr als drei Millionen Menschen eine Petition für ein neues Referendum über einen Verbleib in der EU unterzeichnet. Unter dem Ansturm der Unterzeichner brach die offizielle Parlamentsseite, auf der die Petition steht, vorübergehend zusammen. Bereits 100.000 Unterzeichner sind ausreichend, damit sich das britische Unterhaus mit der Petition befasst. Ein Ausschuss wird dies am Dienstag tun.

      Theoretisch könnte das britische Parlament sogar selbst den Brexit kippen - das Austritts-Referendum hat beratenden Charakter und ist rechtlich nicht bindend. Bisher galt allerdings als sicher, dass die Abgeordneten sich dem Mehrheitswillen beugen müssen.

      Zwar hat Premierminister David Cameron, Befürworter eines EU-Verbleibs, immer betont, dass er ein Ja zu einem Austritt sofort umsetzen würde. Davon ist er allerdings schon abgewichen, indem er angekündigt hat, im Oktober zurückzutreten und den entscheidenden Schritt - die Mitteilung an Brüssel, gemäß Artikel 50 des Lissabon-Vertrags aus der EU austreten zu wollen - seinem Nachfolger zu überlassen. EU-Vertreter wollen dagegen einen zügigen Austrittsantrag.

      Quelle: Der Spiegel


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      Stadt gegen Land, Jung gegen Alt

      Der Nordwesten blau, der Südosten rot: Das waren die farblichen Machtverhältnisse, als am frühen Morgen ein Wahlkreis-Ergebnis nach dem anderen eintrudelte. Großbritannien ist nicht nur gespalten, weil etwas mehr als die Hälfte für den EU-Austritt und etwas weniger als die Hälfte dagegen ist - der Riss geht auch geografisch mitten durch das Vereinigte Königreich. Grob gesagt ist das Ergebnis: England und Wales wollen raus, Schottland und Nordirland wollen drinbleiben. Am entschiedensten proeuropäisch sind die Schotten, von denen 62 Prozent für "Remain" stimmten. Kein einziger der schottischen Wahlbezirke hat mehrheitlich für den Brexit votiert. In Nordirland waren 55,8 Prozent für den Verbleib in der EU. In den Bezirken an der Grenze zu Irland, demnächst einer EU-Außengrenze mit allen bürokratischen Konsequenzen, erreichten die "Remainers" Werte bis zu 78 Prozent. Von Frank Vollmer

      Dagegen lagen die "Brexiteers" in Wales mit 52,5 Prozent und in England mit 53,4 Prozent vorn. 72 Prozent der wahlberechtigten Briten haben abgestimmt - sechs Prozentpunkte mehr als bei der Unterhauswahl im vergangenen Jahr, aber kein herausragender Wert angesichts der Tragweite der Entscheidung.

      Ein näherer Blick nach England offenbart die Gründe für das Debakel der Brexit-Gegner: Der Landesteil mit der höchsten Zustimmung zum Brexit hatte mit 73 Prozent auch die höchste Wahlbeteiligung. Offensichtlich haben die EU-Anhänger es nicht geschafft, ihre Klientel in ausreichender Zahl an die Urnen zu bringen. Newcastle upon Tyne, die alte Industriemetropole im Norden Englands, galt zum Beispiel als sicherer "Remain"-Wahlkreis. Die Brexit-Gegner haben hier auch tatsächlich gesiegt - aber nur hauchdünn mit 50,7 zu 49,3 Prozent. Und die Wahlbeteiligung war unterdurchschnittlich. Das Teilergebnis ließ schon den Trend erkennen. Noch krasser ist das Bild in Birmingham: Hier lagen überraschend die Brexit-Befürworter knapp vorn, während weniger als 64 Prozent überhaupt abstimmten.

      Die Metropole London, in der rund 60 Prozent für die EU votierten - hier, am größten Finanzplatz Europas, dürften die Jobsorgen nach dem Referendum am größten sein -, konnte die Sache der Brexit-Gegner am Ende nicht retten; auch hier lag die Wahlbeteiligung unter dem Schnitt. Der englische Teil des britischen EU-Referendums war nicht zuletzt ein Sieg des Landes über die Städte. Liverpool, Leeds, Bristol, Manchester, Leicester: alle für "Remain". Nur Birmingham und Sheffield tanzen aus der Reihe der großen Städte. Hochburg der "Brexiteers" ist das ländliche Ostengland zwischen Norwich und York mit Werten für den Austritt teils weit jenseits der 70 Prozent.

      Das Brexit-Votum ist auch ein Sieg der Älteren über die Jüngeren. Dazu lagen zwar gestern keine Abstimmungsdaten vor, aber Umfragen zeigen das deutlich: 73 Prozent der 18- bis 29-Jährigen haben sich zum Beispiel beim Institut Yougov für den Verbleib in der EU ausgesprochen (sie müssen auch am längsten mit der Entscheidung leben), während 63 Prozent der über 60-Jährigen den Brexit wollten. Bei 43 Jahren liegt demnach die Wasserscheide: Die Älteren wollen mehrheitlich raus aus der EU, die Jüngeren mehrheitlich drinbleiben.

      Quelle: RP


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      Nach dem Brexit: Jetzt droht Kleinbritannien

      Es knirscht im Vereinigten Königreich: Das Brexit-Referendum befeuert von Neuem das schottische Streben nach Unabhängigkeit – die Regionalregierung bereitet eine neue Volksabstimmung vor. In Nordirland fürchtet man noch ernstere Folgen. Und das Ergebnis birgt an einer ganz anderen Ecke sogar außenpolitischen Konfliktstoff. Von Frank Vollmer und Jochen Wittmann

      Das britische EU-Referendum sei der neue Unabhängigkeitstag, tönten die Brexit-Befürworter vor der Abstimmung. Der Austritt aus der Europäischen Union könnte für das Vereinigte Königreich allerdings einen Kollateralschaden nach sich ziehen, der wirtschaftliche Verwerfungen weit übersteigt: dass nämlich aus dem angeblich bald wieder unabhängigen Groß- ein Kleinbritannien wird. Das Referendum hat Fliehkräfte freigesetzt, die vor allem in Schottland spürbar werden.

      Das "Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland" ist ein kompliziertes Gebilde – es besteht aus den vier "Ländern" (countries) England, Schottland, Wales und Nordirland, die zwar alle mit der britischen Krone verbunden sind, aber auch Autonomie genießen. Alle außer England haben ihr eigenes Parlament, Schottland hat darüber hinaus ein eigenes Justizsystem und eigene Steuerrechte. Alle vier Landesteile pflegen zudem eine – unterschiedlich starke – eigene Identität.

      Am Donnerstag nun stimmten die Engländer und die Waliser mit Mehrheit für den Brexit, die Schotten und die Nordiren aber dagegen. Das Vereinigte Königreich sei ein "Disunited Kingdom", befanden tags darauf viele Kommentatoren. Aber bricht es jetzt auch auseinander? Ein Blick auf die britische Befindlichkeit.

      England

      Die Brexit-Entscheidung war in erster Linie eine der Engländer, also im bevölkerungsreichsten Landesteil des Vereinigten Königreichs. England hat knapp über 15 Millionen der insgesamt 17,4 Millionen Stimmen für den Austritt beigesteuert. Zwar stimmten die großen Städte meist mehrheitlich für den Verbleib; das reichte aber (auch wegen der dort meist geringen Wahlbeteiligung) nicht, um das Brexit-Votum zu verhindern. England wies mit 53,4 Prozent die höchste Zustimmung aller Landesteile zum Austritt aus.

      Seit den späten 90er Jahren wird in Großbritannien heftig darüber diskutiert, ob der englische Nationalismus auf dem Vormarsch sei. Einer der Auslöser war die Fußball-Europameisterschaft 1996 im eigenen Land, die eine Welle der nationalen Begeisterung brachte – es gibt keine britische Fußball-Nationalmannschaft; jeder Landesteil tritt mit seinem Team an. 2011 kam das Institute for Public Policy Research, eine Londoner Denkfabrik, zu dem Schluss, es gebe zwar keinen echten englischen Nationalismus (dafür fehle zum Beispiel der organisierte politische Kampf für ein selbstständiges England), wohl aber eine neue "Englishness", ein "Gefühl eigener Identität, das auf besonderen englischen Traditionen, Gewohnheiten und Einstellungen beruht".

      Dieser wachsende englische Eigensinn dürfte die Brexit-Entscheidung begünstigt haben. Die rechtspopulistische "Unabhängigkeitspartei" Ukip holt ihre Stimmen vor allem in England; sie war auch eine der treibenden Kräfte hinter dem Referendum.

      In London wächst allerdings der Widerstand gegen das Ergebnis des Referendums. Mehr als 130.000 Londoner haben sich für einen Verbleib der britischen Hauptstadt in der EU ausgesprochen. Bis Samstagnachmittag wurde diese Zahl an Unterzeichnern einer entsprechenden Petition auf der Online-Plattform change.org registriert. Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan wird darin aufgefordert, die Hauptstadt für unabhängig zu erklären und ihren Beitritt zur Europäischen Union zu beantragen. In London waren 60 Prozent für den Verbleib in der EU. "London ist eine internationale Stadt, und wir wollen im Herzen Europas bleiben", heißt es in der von dem 29-jährigen Autor und Journalisten James O'Malley initiierten Petition.

      Schottland

      In Schottland stimmten sämtliche 32 Bezirke und insgesamt 62 Prozent der Bürger für den Verbleib. Mit dem Referendum ist die absurde Situation eingetreten, dass Schottland gegen seinen Willen aus der Gemeinschaft mit der Europäischen Union gezerrt wird. Eine der prominentesten Brexit-Gegnerinnen, die (englische) "Harry Potter"-Schöpferin J.K. Rowling, sagte bereits voraus, Schottland werde jetzt die Unabhängigkeit anstreben. "Camerons Vermächtnis wird sein, zwei Staatenbündnisse zerbrochen zu haben", schrieb Rowling beim Kurznachrichtendienst Twitter – und spielte damit auf die EU einerseits und die englisch-schottische Union andererseits an.

      Der erste Schritt ist schon getan: Die Ministerpräsidentin der schottischen Regionalregierung, Nicola Sturgeon, kündigte am Samstag an, ein zweites Unabhängigkeitsreferendum vorzubereiten und eigene Gespräche mit der EU aufzunehmen. Die notwendigen rechtlichen Schritte würden jetzt vorbereitet. Es gehe darum, "alle Möglichkeiten auszuloten, Schottlands Platz in der EU zu schützen". Bereits am Morgen nach der Abstimmung hatte Sturgeon gesagt, das Brexit-Ergebnis sei für Schottland "demokratisch inakzeptabel". 2014 war ein Referendum für die Nationalisten verloren gegangen.

      Den zweiten Anlauf wird es aber wohl nicht in den nächsten Monaten geben. Beobachter gehen davon aus, dass Sturgeons regierende Schottische Nationalpartei (SNP) erst dann ein Referendum ansetzt, wenn man in der Bevölkerung eine nachhaltige Unterstützung für die Unabhängigkeit sieht. Die Marke von 60 Prozent Ja-Stimmen in Umfragen müsste zuvor erreicht werden. 2014 hatten die Befürworter einer Unabhängigkeit nur 44,3 Prozent erreicht.

      Insgesamt aber sind die Chancen (oder das Risiko, je nach Standpunkt) einer schottischen Unabhängigkeit mit dem Brexit-Referendum deutlich gestiegen. Schottland und England haben sich in den vergangenen 20 Jahren voneinander entfernt, nicht nur im Zuge der Föderalisierung Großbritanniens und nicht nur in der Frage, ob das Land der EU angehören sollte. Bei der Unterhauswahl 2015 triumphierte in Schottland die SNP mit 50 Prozent der Stimmen und gewann 56 der 59 schottischen Wahlkreise, während Labour, der einstige Platzhirsch, 40 seiner 41 Mandate verlor. Die Schotten stritten vor dem 2014er Referendum mit den Engländern über die in Schottland stationierten Atomwaffen (die Schotten wollen sie mehrheitlich nicht) und über Atomkraftwerke (die britische Regierung will neue bauen, das schottische Parlament lehnt das ab).


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      Nordirland

      Die nordirische Ministerpräsidentin Arlene Foster begrüßte die Brexit-Entscheidung. Immerhin ist sie Chefin der rechten und probritischen Democratic Unionist Party, die für den EU-Austritt geworben hatte. Doch Foster stellt sich damit gegen die Volksmeinung: 55,8 Prozent haben für den Verbleib gestimmt; so gut wie alle anderen wesentlichen Parteien hatten für die EU-Mitgliedschaft gestritten. Der stellvertretende Ministerpräsident in der nordirischen Regionalregierung, Martin McGuinness von der Sinn-Fein-Partei, sagte: "Uns aus Europa zu zerren, ist zum Nachteil für alle unsere Bürger und wird schlecht für Handel, Investment und Gesellschaft sein." McGuinness sieht jetzt einen "demokratischen Imperativ" für ein nordirisches Referendum über das Zusammengehen mit Irland.

      Die pro-britische und unionistische DUP dürfte diesem Ansinnen aber kaum zustimmen. Zudem würde ein solcher Schritt alle Wunden wieder aufreißen, die gerade erst halbwegs vernarbt sind. Denn in Nordirland haben sich pro-irische Katholiken und pro-britische Protestanten 30 Jahre lang einen Bürgerkrieg geliefert, der erst 1998 endete. Mehr als 3500 Menschen sind in diesem Konflikt umgekommen. Und der Frieden ist brüchig – immer wieder gibt es Unruhen, immer wieder verüben Splittergruppen Gewalttaten.

      In Nordirland könnte ein Brexit deshalb wirklich fatale Folgen haben. Erst kürzlich hatten die beiden früheren britischen Premierminister Tony Blair und John Major in Nordirland vor einem Wiederaufflammen der Gewalt im Fall eines Brexit gewarnt. Ein Referendum über eine nordirische Unabhängigkeit oder gar eine Vereinigung mit der Republik Irland ist daher extrem unwahrscheinlich – die Nordiren dürften an das britische, vor allem englische Nein zur EU gekettet sein.

      Wales

      Wales ist außer England der einzige Teil des Vereinigten Königreichs, der sich für den Brexit ausgesprochen hat – mit 52,5 Prozent. Ausgerechnet der Landesteil, der am meisten von EU-Geldern profitiert, hat gegen die EU votiert. Die "Brexiteers" hatten aber im Wahlkampf versprochen, Wales werde durch einen Austritt nicht schlechtergestellt, im Gegenteil: Pro Jahr gebe es neun Milliarden Pfund (elf Milliarden Euro) obendrauf. Das Ergebnis in Wales sei überraschend gewesen, analysierte die BBC am Tag danach, weil hier vor allem die Labour-Wähler viel stärker für den Brexit gestimmt hätten als im Rest Großbritanniens. Das alte Kohlerevier Wales kämpft seit Jahrzehnten mit dem Strukturwandel. Kommentator Vaughan Roderick stellte die Frage: "Ist das eine Situation, in der Menschen, die glaubten, nichts verlieren zu können, für den Brexit stimmten, während Menschen, die glauben, etwas verlieren zu können, für den Verbleib gestimmt haben?"

      Zwar hat das Land eine lange Geschichte der Selbstständigkeit und eine eigene Sprache. Die wird mittlerweile aber nur noch von etwa einem Fünftel der Bevölkerung gesprochen. Die walisische Bindung an England ist deutlich stärker als die schottische. Schon 1997 stimmten die Waliser nur äußerst knapp überhaupt der Föderalisierung zu, die ihrem Landesteil ein eigenes Parlament bringen sollte. Vor allem die Bezirke an der englischen Grenze waren dagegen. Zwei Drittel der Waliser sprechen sich in Umfragen gegen die Unabhängigkeit aus.

      Gibraltar

      Der britische Stimmbezirk mit der höchsten Zustimmung war Gibraltar: 95,9 Prozent. Hier ist die Furcht vor wirtschaftlichen Nachteilen besonders groß. Gibraltar ist kein eigener britischer Landesteil, sondern ein Überseegebiet; es hat auch nur 32.000 Einwohner und liegt auf dem südlichen Teil einer Halbinsel gegenüber der spanischen Stadt Algeciras. Der Handel mit dem EU-Staat Spanien ist deshalb für den Wohlstand Gibraltars besonders wichtig.

      Außenpolitisch hat das britische Brexit-Votum hier bereits Folgen gehabt: Die spanische Regierung hat sich dafür ausgesprochen, die Souveränität über Gibraltar vorübergehend zu teilen und das Gebiet dann an Spanien anzugliedern. "Der Moment, in dem die spanische Flagge über Gibraltar gehisst wird, ist nähergerückt", sagte Außenminister José Manuel García-Margallo. Seit die Engländer den Felsen 1704 besetzt haben, fordert Spanien die Rückgabe.

      Quelle: RP


      “For where all love is, the speaking is unnecessary. It is all. It is undying. And it is enough.”



      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."
      Exit vom Brexit? Späte Reue bei den Briten

      Nach dem Referendum liegen Probleme auf dem Tisch, vor denen alle seit Monaten gewarnt haben. Das Bedauern kommt wohl zu spät.

      Der Schock sitzt tief. Erst langsam zeichnen sich die Folgen des Referendums ab. Großbritannien wird sich zu einem anderen Land wandeln - und die EU zu einer anderen Union. Zerbricht das Vereinigte Königreich? Nach einem wochenlangen Brexit-Rausch, in dem ein erheblicher Teil des Volks sich für halbwegs unbesiegbar hielt, tut die nüchterne Realität weh: Turbulenzen an den Märkten, Druck aus Brüssel und Berlin, Schottland und Nordirland. Sprich: All das, was Brexit-Gegner stets vorausgesagt hatten, aber Millionen Briten nicht wahrhaben wollten. Das bereitet nun Kopfschmerzen.

      Es macht Europäer fassungslos, was zahlreiche Anti-EU-Wähler jetzt in Mikrofone sagen. Dass sie erst jetzt verstünden, was Brexit bedeute, oder aus Protest gewählt hätten, und: dass sie dachten, ihre Stimme zähle nicht. Das Internet hat schon ein Schlagwort dafür erfunden: #Bregret, eine Mischung aus Britain und regret, also Bedauern. 52 zu 48 Prozent, das ist keine satte Mehrheit. 635.000 Wähler hätten sich anders entscheiden müssen, um den Brexit zu verhindern.

      Wie kann das sein? Haben die Briten nicht verstanden, was ein Referendum ist? Millionen von ihnen sind tatsächlich gewohnt, dass ihr Kreuzchen nichts bewirkt: Die Abgeordneten des Unterhauses werden nach reinem Mehrheitswahlrecht gewählt. Beliebtes Beispiel: Die rechtspopulistische Ukip ergatterte 2015 fast vier Millionen Stimmen oder 12,7 Prozent, aber nur einen einzigen Sitz im Parlament.

      Dazu kam die Rhetorik aus dem Brexit-Lager, es dem "Establishment", denen da oben, mal so richtig zu zeigen. Das zog, vor allem in der frustrierten Arbeiterschaft, die dem Privatschul-Premierminister David Cameron zeigen wollte, wo es langgeht. Da kann man schon mal "Leave" ankreuzen, ohne sich das allzu gründlich überlegt zu haben.

      Etwa in Cornwall, dem Rosamunde-Pilcher-Land. Das Wahlvolk dort hat gegen die EU gestimmt, jetzt fragt die lokale Verwaltung bang, ob London denn die Millionensubventionen aus Brüssel ersetzen werde.

      Einige sind wohl auch falschen Versprechen des Brexit-Lagers aufgesessen. Eines hat Ukip-Chef Nigel Farage kassiert, als das Referendumsergebnis erst wenige Stunden auf dem Tisch lag. Vielleicht könne das Geld, das man sonst nach Brüssel überweise, doch nicht ins Gesundheitssystem fließen.

      Sowohl EU-Freunde als auch reuige Brexit-Wähler treibt nun die Frage um, ob sich der historische Entscheid für den Ausstieg nicht doch noch drehen lässt. Dass es niemand eilig zu haben scheint, den Prozess einzuläuten, nährt Hoffnungen. Zwei Möglichkeiten bestimmen die Debatte.

      1. Noch mal abstimmen: Noch nie hat eine Parlaments-Petition im Land so schnell so viele Stimmen bekommen wie die, die nach einem zweiten Referendum verlangt. Aufgesetzt hat sie ein Mann namens William Oliver Healey, der schon Ende Mai schrieb, bei knappem Ergebnis und geringer Beteiligung müsse die Volksabstimmung wiederholt werden. Britischen Medien und einem Facebook-Post zufolge war er allerdings für den Brexit und befürchtete, seine Seite könne knapp verlieren. Jetzt ärgert er sich, dass die Pro-EU-Seite die Petition für sich vereinnahmt. Bezeichnend: Das Verlangen fand kaum Beachtung bei den Briten - bis das Brexit-Ergebnis vorlag.

      2. Das Parlament entscheiden lassen: Das wäre rechtlich möglich, das Referendum ist nicht bindend. Einen Labour-Abgeordneten, der das öffentlich fordert, gibt es auch schon. "Wacht auf. Wir müssen das nicht machen", schreibt David Lammy. Der Protest aus dem "Leave"-Lager folgte umgehend.

      Dass es schon bald ein zweites Referendum geben könnte, halten Experten durch die Bank für so gut wie ausgeschlossen. Höchstens, wenn der Ausstieg sich ewig ziehen, die öffentliche Meinung sich gegen den Brexit wenden, eine Partei mit einem neuen Referendum Wahlkampf machen und gewinnen würde, sagt John Curtice, der renommierteste Wahlforscher der Insel.

      Vielen Briten wird das ganze Hin und Her ohnehin zu bunt. Im Internet-Portal change.org gewinnt eine weitere Petition zügig an Unterstützung: "Stoppt alle Petitionen, die versuchen, uns noch ein Referendum abhalten zu lassen."


      Quelle: RP


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      "I wanted ye from the first moment I saw ye. But I loved ye when ye wept in my arms that first night at Leoch. But now...I wake up every day, and I find that I love you more than I did the day before."