Amy Macdonald: "Ich habe keine Allüren"
Amy Macdonald, 24, macht wenig Aufhebens um sich. Zum Interview in einem Berliner Hotel kommt die Sängerin angenehm unglamourös in Jeans und Strickjacke. Ihre Natürlichkeit empfindet man auch im Gespräch als Wohltat. Statt sich hinter Phrasen zu verstecken, beantwortet die Schottin jede Frage ohne Umschweife. Auch ihre Musik spiegelt diese Ungezwungenheit wider. Auf ihrem dritten Album „Life In A Beautiful Light“, das am Freitag erschien, verschreibt sie sich geerdetem Folk.
In dem Lied „In the End“ setzen Sie sich äußerst kritisch mit Ihrem Beruf auseinander. Erfüllt Sie Ihre Musik etwa nicht?
Doch. Trotzdem gab es am Ende meiner letzten Tournee eine Phase, als ich mich häufiger fragte: Was bringt mein Job eigentlich? Gehe ich als Musikerin einer sinnvollen Tätigkeit nach? Vermutlich hat meine Schwester die Zweifel in Gang gesetzt. Sie hatte gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen und arbeitete als junge Ärztin extrem hart. Verglichen mit ihr fühlte ich mich so nutzlos.
Hat sich das inzwischen wieder geändert?
Ja. Natürlich kann ich den Menschen nicht in dem Maße helfen wie meine Schwester. Aber die vielen E-Mails und Briefe meiner Fans haben mir gezeigt, dass einige Leute in meinen Songs Trost finden. Diese Erkenntnis hat mich aufgebaut.
Normalerweise geben Sie in Ihren Stücken wenig von sich preis. Woran liegt das?
Ich bin ein ziemlich langweiliger Typ. Entweder stehe ich auf der Bühne, oder ich sitze zu Hause vor dem Fernseher. Insofern gibt es nichts Spannendes aus meinem Leben zu berichten.
Ich glaube, jetzt untertreiben Sie.
Okay, ich habe noch ein paar weitere Interessen. Fußball zum Beispiel. In Glasgow gehe ich zu fast jedem Spiel meines Lieblingsvereins Rangers. Außerdem bin ich ein echter Autofreak. Ich besitze drei Wagen, einer wäre durchaus Formel-1-tauglich.
Heißt das, Sie fahren selber Rennen?
Bisher nicht. Aber ich durfte mal einen Tag hinter die Kulissen von Silverstone gucken und auf einer Teststrecke richtig Gas geben. Das hat mich angefixt. Ich träume davon, während meiner nächsten Pause einen Fahrtrainer zu engagieren. Mit seiner Hilfe möchte ich mich fit für ein Rennen machen.
Der hat selbst eine Schwäche für schnelle Fahrzeuge. Kürzlich legte er sich ein Motorrad zu. Bei diesem Sport werde ich allerdings nicht einsteigen – das ist mir zu gefährlich.
Da scheinen sich ja zwei Adrenalin-Junkies gefunden zu haben. Wollen Sie bald heiraten?
Nein. Mit 24 bin ich definitiv zu jung für die Ehe oder eine eigene Familie. Oft habe ich das Gefühl, selbst noch ein Kind zu sein.
Dabei gelten Sie als sehr reif. Sehen Sie sich als Antithese zu Lady Gaga?
Es stimmt: Ich habe keine Allüren. Mit diesem Diven-Getue hatte ich schon immer Schwierigkeiten. Weiß der Teufel, warum eine Mariah Carey so zickig ist. Jedenfalls halte ich mich nicht für etwas Besseres, sondern verbringe gerne Zeit mit meiner Band und meiner Crew.
Widert Sie der falsche Glamour des Musikgeschäfts an?
Ja, na klar. Ginge es nach mir, dann stünde allein meine Arbeit im Vordergrund. Mit sogenannten Celebritys kann ich mich überhaupt nicht identifizieren. Ich lege keinen Wert darauf, über den roten Teppich zu gehen oder mit anderen Stars Champagner-Partys zu feiern.
Reflektieren Ihre Songs diese Bodenständigkeit?
Sicherlich. Weil ich die Titel für meine dritte CD „Life In A Beautiful Light“ ganz allein auf der Gitarre komponiert habe, klingt mein Folkpop recht unprätentiös.
Dennoch: Mit der Nummer „Across The Nile“ werden Sie politisch.
Das mag so wirken. Aber ich mag in Wahrheit keine Politsongs, vor allem nicht, wenn sie wie eine Predigt daherkommen. Ich versuche lediglich, das, was mich emotional berührt, in meinen Liedern zu verarbeiten. So war das auch bei „Across The Nile“. Als ich nach dem Sturz des Präsidenten Mubarak gesehen habe, wie die Ägypter vor lauter Glück tanzten und sich umarmten, schrieb ich aus einer Laune heraus dieses Stück.
Verfolgen Sie aufmerksam die Weltpolitik?
Nicht nur die, sondern natürlich auch die schottische Innenpolitik. Bei uns gibt es ja 2014 ein Referendum, bei dem wir Schotten entscheiden, ob wir uns vom Vereinigten Königreich abspalten und ein unabhängiges Land werden. Auf das Ergebnis bin ich schon sehr gespannt.
Wofür wollen Sie stimmen?
Weiß ich noch nicht. Ich werde mir zunächst die Argumente beider Seiten genau anhören, bevor ich mich dann festlege. Ich bin der Meinung, dass man so eine Entscheidung ganz genau abwägen sollte.
Quelle: Frankfurter Rundschau
Amy Macdonald, 24, macht wenig Aufhebens um sich. Zum Interview in einem Berliner Hotel kommt die Sängerin angenehm unglamourös in Jeans und Strickjacke. Ihre Natürlichkeit empfindet man auch im Gespräch als Wohltat. Statt sich hinter Phrasen zu verstecken, beantwortet die Schottin jede Frage ohne Umschweife. Auch ihre Musik spiegelt diese Ungezwungenheit wider. Auf ihrem dritten Album „Life In A Beautiful Light“, das am Freitag erschien, verschreibt sie sich geerdetem Folk.
In dem Lied „In the End“ setzen Sie sich äußerst kritisch mit Ihrem Beruf auseinander. Erfüllt Sie Ihre Musik etwa nicht?
Doch. Trotzdem gab es am Ende meiner letzten Tournee eine Phase, als ich mich häufiger fragte: Was bringt mein Job eigentlich? Gehe ich als Musikerin einer sinnvollen Tätigkeit nach? Vermutlich hat meine Schwester die Zweifel in Gang gesetzt. Sie hatte gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen und arbeitete als junge Ärztin extrem hart. Verglichen mit ihr fühlte ich mich so nutzlos.
Hat sich das inzwischen wieder geändert?
Ja. Natürlich kann ich den Menschen nicht in dem Maße helfen wie meine Schwester. Aber die vielen E-Mails und Briefe meiner Fans haben mir gezeigt, dass einige Leute in meinen Songs Trost finden. Diese Erkenntnis hat mich aufgebaut.
Normalerweise geben Sie in Ihren Stücken wenig von sich preis. Woran liegt das?
Ich bin ein ziemlich langweiliger Typ. Entweder stehe ich auf der Bühne, oder ich sitze zu Hause vor dem Fernseher. Insofern gibt es nichts Spannendes aus meinem Leben zu berichten.
Ich glaube, jetzt untertreiben Sie.
Okay, ich habe noch ein paar weitere Interessen. Fußball zum Beispiel. In Glasgow gehe ich zu fast jedem Spiel meines Lieblingsvereins Rangers. Außerdem bin ich ein echter Autofreak. Ich besitze drei Wagen, einer wäre durchaus Formel-1-tauglich.
Heißt das, Sie fahren selber Rennen?
Bisher nicht. Aber ich durfte mal einen Tag hinter die Kulissen von Silverstone gucken und auf einer Teststrecke richtig Gas geben. Das hat mich angefixt. Ich träume davon, während meiner nächsten Pause einen Fahrtrainer zu engagieren. Mit seiner Hilfe möchte ich mich fit für ein Rennen machen.
Der hat selbst eine Schwäche für schnelle Fahrzeuge. Kürzlich legte er sich ein Motorrad zu. Bei diesem Sport werde ich allerdings nicht einsteigen – das ist mir zu gefährlich.
Da scheinen sich ja zwei Adrenalin-Junkies gefunden zu haben. Wollen Sie bald heiraten?
Nein. Mit 24 bin ich definitiv zu jung für die Ehe oder eine eigene Familie. Oft habe ich das Gefühl, selbst noch ein Kind zu sein.
Dabei gelten Sie als sehr reif. Sehen Sie sich als Antithese zu Lady Gaga?
Es stimmt: Ich habe keine Allüren. Mit diesem Diven-Getue hatte ich schon immer Schwierigkeiten. Weiß der Teufel, warum eine Mariah Carey so zickig ist. Jedenfalls halte ich mich nicht für etwas Besseres, sondern verbringe gerne Zeit mit meiner Band und meiner Crew.
Widert Sie der falsche Glamour des Musikgeschäfts an?
Ja, na klar. Ginge es nach mir, dann stünde allein meine Arbeit im Vordergrund. Mit sogenannten Celebritys kann ich mich überhaupt nicht identifizieren. Ich lege keinen Wert darauf, über den roten Teppich zu gehen oder mit anderen Stars Champagner-Partys zu feiern.
Reflektieren Ihre Songs diese Bodenständigkeit?
Sicherlich. Weil ich die Titel für meine dritte CD „Life In A Beautiful Light“ ganz allein auf der Gitarre komponiert habe, klingt mein Folkpop recht unprätentiös.
Dennoch: Mit der Nummer „Across The Nile“ werden Sie politisch.
Das mag so wirken. Aber ich mag in Wahrheit keine Politsongs, vor allem nicht, wenn sie wie eine Predigt daherkommen. Ich versuche lediglich, das, was mich emotional berührt, in meinen Liedern zu verarbeiten. So war das auch bei „Across The Nile“. Als ich nach dem Sturz des Präsidenten Mubarak gesehen habe, wie die Ägypter vor lauter Glück tanzten und sich umarmten, schrieb ich aus einer Laune heraus dieses Stück.
Verfolgen Sie aufmerksam die Weltpolitik?
Nicht nur die, sondern natürlich auch die schottische Innenpolitik. Bei uns gibt es ja 2014 ein Referendum, bei dem wir Schotten entscheiden, ob wir uns vom Vereinigten Königreich abspalten und ein unabhängiges Land werden. Auf das Ergebnis bin ich schon sehr gespannt.
Wofür wollen Sie stimmen?
Weiß ich noch nicht. Ich werde mir zunächst die Argumente beider Seiten genau anhören, bevor ich mich dann festlege. Ich bin der Meinung, dass man so eine Entscheidung ganz genau abwägen sollte.
Quelle: Frankfurter Rundschau